Der gestrandete Wal in meiner Küche (also die Geschirrspülmaschine) stand heute morgen leider immer noch am selben Ort, wie gestern Abend. Ich versuchte vieles, den Tag gut anzugehen (5:20 vor dem Wecker aufgewacht und aufgesprungen), doch es war und blieb zäh.
Den Blog geschrieben und hochgeladen, mich über viele Meldungen in den einzelnen Kanälen gefreut, Kaffee gekocht und getrunken, in mich gegangen, nach einen kritischen Blick aus dem Fenster doch ein langärmeliges Hemd angezogen, gelesen, gescannt, gestaltet und fleissig wie ein Bienchen gewesen, um dann viertel vor 10 auf das Rad zu springen und direkt in den Wolkenbruch zu geraten. Das war bestimmt der siebte oder achte in den letzten 2 Wochen, aber Verabredung ist Verabredung, da bin ich pinkelig.
Gut durchnässt komme ich am Lokal an, da wartet schon eine Frau samt Hund vor der Türe, die Türe verschlossen. Der Hund hält mich für einen alten Bekannten und macht diese „spiel mit mir! spiel doch mit mir!“-Bewegungen, doch der strömende Regen machte mir so gar keine Lust auf spielen mit fremden Hunden. Also das Gespräch mit der Frau gesucht, die ja eigentlich ähnlich wie ich tickt: „Es ist 2 Minuten vor 10 und es ist niemand da?“ Drei Minuten später: „Jetzt ist es eine Minute nach Zehn!“ Irgendwie hebte es meine Laune jedoch nicht an.
Es kommt eine junge, schüchtern wirkende Frau, die sich als Mitarbeiterin des Lokales ausweist. Sie ruft den Chef an, der nicht abnimmt. Nach einigen Minuten nahm er dann doch ab und ich verstehe, dass er gleich da sei und jemand anderes den Schlüssel bringe. Nach meiner Frage, wann denn gleich sei, rief sie nochmals an, um mir 30 Minuten anzukündigen. Ich rolle mit meinen inneren Augen und sage an, ich sei gleich wieder da.
Ab zum Café St. Martin, wo der Chef Michael heisst und ein gutmütiger Mittfünfziger ist. Er bemerkt sofort meine Laune und hakt nach, was sei. Ich mache vage Andeutungen und er verliert sich in Gedanken, dass ein Lokal pünktlich aufzumachen habe, was auch geschehe. Wieder bin ich der gleichen Meinung, wieder hebt es mich jedoch nicht empor. So versuche ich es mit Ingwertee, um die innere Kälte und Nässe zu vertreiben. Und jaha, das war gar nicht schlecht! Nach dem Studium des immer doofer werdenden Spiegels habe ich 30 Minuten abgesessen und ging zurück zum Start.
Der Chef war da und er willigte sofort in das Logothema ein (kleiner Betrag, um Druckkosten für das Plakat zu bezahlen und dafür mit Logo mit drauf). So fuhr ich weiter zum Concorde. Chef nicht da, 30 Minuten. Ich grüße das Murmeltier und fahre zum KIT weiter. Achim kommt nach 10 Minuten an und schnell wird alles zufriedenstellend für uns beide geklärt. Dito Tres Chicas. In den weiteren Lokalen treffe ich niemanden an, machen erst später auf.
Zurück zur Homebase called süße Erinnerung. Angeregt unterhalte ich mich mit einen Kanadier, der als Komponist bei einen Projekt in Düsseldorf mitarbeitet. Morricone, John Cale, Scott Walker… Das war ein wundervolles Gespräch, doch hatte ich plötzlich nur noch 40 Minuten, um nach Hause zu eilen, zu essen, meine Kleidung zu checken, umzuziehen, Plakat für das Shooting vorzubereiten und 3 Telefonate zu führen.
Schock: die Motten haben meine Hose entdeckt und haben ein faustgroßes Loch ins Knie gefressen. Ich verdamme die Motten ob ihres guten Geschmackes, bürste alles ab, springe rein, mache noch ein Weilchen „Hut oder Mütze?“, klebe das Plakat, binde meinen Binder, befestige an das Plakat eine Kordel, esse nichts und rase zurück zur Brunnenstraße, um Valerij direkt mitzunehmen. Ich fürchte einfach das Wetter gerade sehr.
Völlig umsonst, denn es bretzelte ständig die Sonne, die sich mit Wolken abwechselte. Valerij hat große Schwierigkeiten mit dem Licht, ich versuche die verunsicherten und belustigten Anwohner zu ignorieren. Das Plakat weht es vom Umhänger, dann halt ohne. Wozu gibt es Photoshop? Und wieder die „mehr nach rechts, mehr lächeln, noch mehr!“-Tortur, doch ich will mir aus Dankbarkeit keine Schwäche geben und versuche und gebe wirklich alles.
Nach einer Stunde haben wir rund 70 Bilder. Das sollte doch eigentlich reichen. Ich danke Valerij vielmals und rase nach Hause, um meine Spülmaschine alleine 2 Stockwerke runterzupoltern. Unten spreche ich einen jungen Mann an, der mit anpackt und – ZACK! – ist das Teil auf meinem Fahrrad. Vorsichtig fahre ich zum Reparateur. Der staunt nicht schlecht. „Hab schon manches erlebt, aber das ist abgefahren“ ist sein Kommentar. Probetesten, nichts. Kiste aufreissen, checken, gucken… Motor kaputt und einiges mehr. 150 € mit etwas Glück und nicht vor Montag fertig. Montag? Und was ist mit Samstag, meinen Geburtstag? Derbes in mich gehen, zaudern, verhandeln… Ich bekomme eine Neff für 200 €. Anzahlung, morgen abholen. Schnell zu Robert in den Henkelmann und mich aufbauen lassen. Funktionierte aber so gar nicht, trotz des guten Kaffees. Ich verabschiede mich, um die CD von Valerij in der süßen Erinnerung abzuholen.
Dort ist aber keine CD, doch dafür der Aki mit einem Kumpel total am rumgickeln. Ich fühle mich in ihrer Gegenwart 734 Jahre alt und versuche, albern draufzukommen, was aber überhaupt nicht funktioniert. Valerij wolle die CD vorbei bringen, Aki habe die Fotos schon gesehen und für geil befunden. Ich warte und versuche immer noch, albern zu werden. Vergeblich. Da rufe ich Valerij doch an, der auch gleich kommt. Ich danke ihn und rase nach Hause. Der Freund, der überraschenderweise zu meinem Geburtstag kommen wolle, muss den Besuch um 2 Wochen verschieben. Ich finde alles irgendwie gemein und schäme mich glatt, als ich den Grund für das Verschieben erfahre. Ich entschließe, meine Laune auf meine Hormone zu schieben und setze mich an den Rechner, um das Plakat zu gestalten. A1 in CMYK mit vielen Ebenen ergibt über 1 Giga. Meine Herren! Den geplanten Schriftzug bekomme ich so gar nicht hin, da rufe ich in meiner Not Jan an. Der lässt sich sogleich darauf ein, ich schicke ihn Daten (nein, nur Teile davon, von wegen 1 Giga, haha!) und nicht mal 20 Minuten später kommt der Schriftzug als Antwort. Jan, Du hast mir den Tag gerettet!
So, morgen wird alles anders. Und wer sich fragt, was die Überschrift zu bedeuten hat: das ging mir im Kopf herum, als ich vor der Mauer stand und mich fotografieren ließ. Es stammt von Rocko Schamoni und war sein Wahlkampfsong vor gefühlten 200 Jahren…
Sehr schön 🙂