http://www.myvideo.de/watch/6807428/Everything_But_The_Girl_Single
Single von Everything but the girl gibt es leider nur als CD-Single, nicht auf Vinyl. Schade, schöner Song.
Wer nur etwas von Musik versteht, der versteht auch davon nichts
http://www.myvideo.de/watch/6807428/Everything_But_The_Girl_Single
Single von Everything but the girl gibt es leider nur als CD-Single, nicht auf Vinyl. Schade, schöner Song.
George Orwell schrieb 1948 eine Dystopie, drehte die Jahreszahlen um und bescherte mir damit ein Datum, welchem ich sorgenvoll entgegen lebte. David Bowie lieferte sein 1984 in den 70ern ab, die Eurythmics spielten „Sex Crime“ und wir tanzten beklommen dazu.
DIE Band 1984 war Frankie goes to Hollywood. Im Januar sprang „Relax“ in die Top Ten und beschäftigte uns sowohl vor dem Fernseher, wie auch auf der Tanzfläche. Sex, Gewalt, überzogener Hedonismus, Homosexualität als Option, Ledermützen und Peitschen. Trevor Horn war der Produzent der Stunde und jagte FgtH das ganze Jahr vor sich her.
„Relax“ beschrieb irgendwie die individuelle Hölle, „Two Tribes“ erweiterte die Hölle über die komplette Gesellschaft: 2 Stämme bekriegen sich. Klar, kalter Krieg. Wie aber das Video von Godley & Creme vorschlug, sollten dies die Anführer der Lager unter sich ausmachen: Reagan und Gorbatschow prügeln sich vor laufenden Kameras. Das Label ZTT spukte Unmengen von mitunter großartigen Versionen heraus und zwischendurch gab es dann auch noch den Klassiker „War“, der in die selbe Kerbe schlug.
Wir fragten uns, wie diese Spirale an Hedonismus und Weltuntergangslust weiterhin zu drehen wäre und erwarteten gegen Ende des Jahres die mit viel Pomp und Trara angekündigte neue Single „The Power of Love“. Uns war klar: hier wird zu Weihnachten die Megabombe gezündet. Das Fernsehen zeigte also zum ersten Male das Video und wir saßen mit weit aufgerissenen Augen vor der Glotze, um bloss nichts zu verpassen.
http://www.dailymotion.com/video/x1zqep_frankie-goes-to-hollywood-the-power_music
Nach dem Video schauten wir uns ungläubig an. Der Skandal blieb aus. Welch ein Skandal. Was sollten wir nur mit dieser überhaupt nicht ironisch gebrochenen Botschaft anfangen? Ich grübelte lange, um dann zu beschließen, dass dies doch die Spitze der Inszenierung, aber auch irgendwie wunderschön sei.
FgtH bei Wiki.
Richard Hawley spielte mal bei Pulp. Irgendwie kam sein Leben durcheinander und Jarvis Cocker bot ihm als Therapie an, im Studio Aufnahmen zu machen. Richard setzt sich also hin und überlegt, über was er Lieder schreiben könne. Er bemerkt, dass er eigentlich nur über sich selbst und seine Heimatstadt wirklich und authentisch berichten kann. Zudem sehnt er sich nach Musik, die ihn an seine Kindheit erinnert. Musik also, die eigentlich seine Eltern hörten.
Und so ist Richard Hawley scheinbar wieder ein glücklicher Mensch geworden und macht wunderbar zeitlose Schallplatten über zeitlose Geschichten, die – wie Eingangs bemerkt – in seiner Stadt spielen. Also die Verabredung an Coles Corner, wo sich schon seit Urzeiten die Liebespaare treffen. Oder der Spaziergang über die „Ladies Bridge“.
http://youtu.be/ihUsm1xdPz4
Nicht, dass ich Musiker mögen muss, um ihre Musik zu genießen, doch Richard Hawley macht einen sehr angenehmen und bescheidenen Eindruck. Er scheint einer jener Menschen zu sein, mit denen man gerne whiskyglasschwenkend vor dem offenen Kamin sitzen möchte, um über Gott und die Welt zu parlieren.
Mehr zu Richard Hawley wieder mal via Wiki.
http://www.dailymotion.com/video/xcty4h_richard-hawley-serious_music#.UNcLyHfkI3o
Ich hasse meist Bearbeitungen klassischer Stücke. Ich mag es nicht, wenn sich Pop oder Rock an die Klassik anschmiegt. Deep Purple mit dem Londoner Symphony Orchestra? Metallica mit keine-Ahnung-Orchester? Irgendwer mit Streichern? Müll, zu 99,3% kann man das alles vergessen. Der Versuch von Distingtionsgewinn.
Aber jede Regel hat ihre Ausnahme. Und die befindet sich auf dem Soundtrack von „Saturday Night Fever“. Walter Murphy und sein Big Apple Orchestra haben den Funk aus Beethoven gemeiselt. Ja, Beethoven scheint in seinem Innersten funky gewesen zu sein.
Das eigentliche Problem: es reicht nicht aus, Tonnen von Geigen und Bläser über Popstücke zu braten. Natürlich funktioniert dies, wenn man von vornherein einen Plan hat, aber wie öde ist es, wenn ein schon bekanntes Stück durch Orchester „veredelt“ wird (dies gilt auch für immens viele „modern“ jazzbearbeitete alte Nummern oder auch diese unsägliche Kacke von wegen „unplugged“).
Das bemerkenswerte an Walter Murphys Version: er hat das Original kaum verbogen und einfach an die richtigen Stellen seinen Discofunk drübergelegt. Aber dies braucht auch einen Bäcker. Die Brezel alleine reicht nicht. Und der Bäcker hört in diesen Falle auf dem Namen Walter Murphy.
Es gibt natürlich noch eine andere Ausnahme, die aus Brasilien stammt und auf Deodato hört. Er schmierte seinen Beat in Richard Strauss „Also sprach Zarathustra“, welches kurz vorher durch „2001 Odysee im Weltall“ bekannt wurde. Ach, versammeln sich hier illustre Namen: Kubrik, Beethoven, Strauss, Deodato…Pop-Archäologie ist eine wunderbare Disziplin.
http://vimeo.com/21894070
Jimi Tenor ist ein verrückter, aber begnadeter, kleiner Finne. Bekannt wurde er durch „Take Me Baby“, doch gut wurde er erst mit seinen späteren Werken, die irgendwo irgendwie Jazz und ähnliches darstellen. Er macht mit Radioorchestern und afrikanischen Bands inklusive Tony Allen rum, covert Sun Ra und produziert Lavaströme der Liebe. Er ist in Wirklichkeit doppelt so groß, wie seine Erscheinung ist und kann im Seidenkimono gleichzeitig Keyboard und Querflöte spielen (ich durfte es erleben). Er hat geheimes Wissen und wirft nur so damit um sich rum.
Und wenn Du Dich nun fragst, was das alles bedeutet: so einiges. Ich habe gerade nur keine Zeit, alles ausführlich zu erläutern. Für den Anfang schau halt mal bei seiner Homepage oder bei Wiki vorbei, um mehr zu erfahren.
Disco ist oberflächliche, langweilige Maschinenmusik. Menschen täuschen stöhnend Sex vor und andere Menschen bewegen sich selbstvergessen dazu unter Spiegelkugeln in grässlichen Klamotten. Disco war der Feind jedes aufrichtigen Jugendlichen Ende der 70er und Anfang der 80er. Egal, ob er oder sie Öko, Punk, Rocker oder sonstwas war.
Soweit die damalige Underground-Folklore. Jede Punkband, die etwas auf sich hielt, machte eine Disco-Parodie mit Oktavenbass und verächtlichen Text ob dieser Traumwelt, in der die Discogänger lebten. Höchste Zeit, mal eine Liste mit diesen Songs zu generieren.
Und tatsächlich waren die meisten Produktionen mehr oder weniger gute Projekte, bei denen hastig ein paar Tänzer/Innen Mikros in die Hand gedrückt wurden. Aber es gab auch Chic. Und Chic waren anders. Chic waren magisch.
Chic waren Nile Rodgers und Bernard Edwards und empfanden sich selbst – Achtung! – als die Rockkapelle in der Disco-Bewegung. Und wie das Cover der Single zeigt, verstanden sie sich als ernstzunehmende Leute, die Respekt einforderten. Anzüge, Eleganz, Selbstbewusstsein. Sie hätten damals ohne weiteres als Manager durchgehen können.
„I Want Your Love“ ist genau dies: musikgewordene Eleganz. Die Röhrenglocken im Intro meine ich wieder bei Blondies „Rapture“ gehört zu haben. Und die Gitarrenlicks Nile Rodgers waren für einige Jahre DER heisse Scheiss. Ob Duran Duran, David Bowie oder auch Sheila and the B Devotion („Spacer“): alle riefen den Meister, auf dass er diese leicht jazzy klingende Rhythmusgitarre beisteuerte.
Einen schönen Artikel zu Disco, Chic und Nile Rodgers im Besonderen findest Du hier.
Wenn Architekten übermütig werden, kreieren sie einen Stuhl. Der Grund scheint darin zu bestehen, dass Stühle in Massen gefertigt werden. Im Gegensatz zu Häusern. Zudem ist das Gestalten eines Stuhles eine gewisse Herausforderung: unterschiedliche Stühle gibt es schon immens viele, da muss man sich schon ein wenig reinhängen, um dann einen Klassiker zu kreieren.
Die Ballade ist der Stuhl der populären Musik. Alle Menschen mögen Stühle, alle Menschen mögen Balladen. Also werden gerade von alten Herren Balladen geschrieben, bis selbst die Gema aufstöhnt.
Es gibt aber auch sowas wie die Balladenfalle: wenn man erst einmal darauf festgelegt ist, kommt man schwer aus dieser Ecke raus. Andererseits zahlen Balladen unnötigen Bands wie den Scorpions oder Metallica die Rente. Eigentlich ein hübscher Satz: Klaus Meine ist ein Balladenrentner. Doch selbst Klaus Meine ist das manchmal zu viel, weshalb er dann bemerkt, dass er eigentlich ein Rocker sei. Ein Rocker wie ein Hurikan, hihi!
http://youtu.be/5MKECkPawhU
Insofern spitzte ich misstrauisch die Ohren, als ich auf dem zweiten Album „Sound of Silver“ des tanzerprobten LCD Soundsystems eine Ballade namens „New York I Love You But You’re Bringing Me Down“ entdeckte. „Herrje“ dachte ich, „das kann nur in die Hose gehen“. Aber weit gefehlt. James Murphy zeigte auch hier seine kühlen Skills und legte eine klassische Trash-Ballade irgendwo zwischen „Doctors of Madness“ und frühen David Bowie hin: langsam und leise anfangen, zwischendurch 15 Tode sterben und am Ende die Sonne vom Himmel stürzen und die Welt explodieren lassen. Bitte das große Drama heute. Danke.
Wiki zu LCD Soundsystem und Doctors of Madness
So mal ganz offen und ehrlich: die Zugriffe der Türchen sind die letzten Tage rasant in den Keller geschossen. Da frage ich mich schon ein wenig, woran es liegt. Zu viele Kalenderanbieter und somit Überproduktion? Oder interessiert die Musik einfach nicht? Oder liegt es an irgend etwas obskur anderem? Über Feedback würde ich mich freuen.
Tim Isfort stammt aus Mannheim und bildete in den 80ern ein 40-löpfiges Orchester. Genau, das Tim Isfort Orchester. Sie spielten 1997 eine völlig aus der Zeit gefallene Scheibe ein, die ich wirklich jahrelang auf Vinyl jagte. Die Musik pendelt zwischen Jazz und Easy Listening und hat mit Tom Liwa, Blixa Bargeld, Eva Kurowski und Christian Brückner (ja, Sam Brown ist auch dabei, aber nicht so dolle) eine illustre Ansammlung an Stimmen.
Hervorheben möchte ich Blixa Bargeld, der mit „Es Fehlt Etwas“ großartig den Harald Juhnke gibt. Der Text hat Witz, wie auch die Darbietung Bargelds fein ironisch erscheint. Ein Lied eines alten Mannes mit Bildung und Ironie.
Die Töne dazu sind glockenklar produziert und wunderschön arrangiert. Bei den Klängen bekomme ich ein warmes Zentrum in den Eingeweiden. Musik kann so wunderbar sein.
Mehr zu Tim Isfort wieder mal auf Wikipedia. Noch mehr auf der Homepage von Tim Isfort.
Als Michael Wenzel und ich gemeinsam den Moebius-Abend im Salon des Amateurs abhielten, legten Detlef und ich gemeinsam einige Schallplatten auf. Von Detlefs Platten begeisterte mich besonders eine Band mit dem eigenartigen Namen „Aksak Maboul“ auf. Detlef war so nett, mir Titel und Interpret auf einen Zettel zu schreiben.
Wochen später fällt mir der Zettel wieder in die Hände und ich recherchiere ein wenig. Aksak Maboul stammt aus Belgien und spielten 1977 und 1980 jeweils eine Platte ein. Marc Hollander und Vincent Kenis experimentierten mit Jazz, Tangorhythmen, Kammermusik, Elektronik und manchen mehr herum. Das hier angehängte „Milano per Caso“ könnte meines Erachtens auch aus einem modernen, surrealen Filmsoundtrack stammen, ohne altbacken zu wirken.
Neben Aksak Maboul bildete sich eine Band, die ich Anfang der 80er jedoch inniglich liebte: die „Honeymoon Killers“, die mit „Rue National 7“ ein irrwitzig schnelles und lustiges Lied in die damalig verwöhnte Szene warf. Es klingt verboten stark nach Sommer, aber das kann im Dezember nicht wirklich schaden.
Mehr zu Aksak Maboul und Honeymoon Killers wieder mal auf Wiki.
Noch knapp eine Woche bis Weihnachten. Da kann man auch mal ein richtiges Weihnachtslied anbringen. Wir erinnern uns schwach: Weihnachten, das Fest des Lichts. Eine Zeit der Besinnung auf all das Gute im Leben, um Dankbarkeit für das zu fühlen, was man hat. Aber Hallo, es ging noch einen Schritt weiter: dieses, was man hat mit jenen zu teilen, was andere nicht haben.
Meine Eltern zelebrierten dies hin und wieder an Weihnachten. Da wurden dann junge, französische Soldaten der angrenzenden Kaserne zu Weihnachten eingeladen, die keine Familie hatten und ansonsten alleine rumgehangen hätten. Ich fand das als Kind semi-doof, Fremde in der Bude zu haben. Zwischenzeitlich sehe ich das anders. Eine hilflose, aber ernstgemeinte Geste, um irgendwas Schönes zu tun, was man nicht via Internet bestellen kann (klar, damals gab es das noch nicht, aber wir verstehen uns hoffentlich trotzdem).
Und so ist „Let ‚Em In“ der Wings ein feines Weihnachtslied, das mal nicht davon singt, via Spende die Welt zu retten oder dass man sich nichts sehnlicheres zu Weihnachten wünscht, als dass der oder die Angebetene doch bitte unterm Baum liegen würde. Die besungene Tür, die geöffnet werden soll, um alle einzulassen, scheint auch nicht unbedingt von dieser Welt zu sein, sondern geradewegs ins Herz zu führen. Ich werde… kitschig, doch da muss ich mal durch. Wie auch immer Paul McCartney meinte, es klingt grundehrlich und schön. Inklusive der untypischen Orchestrierung mittels Querflöten und Saxophone. Ein Kleinod an Lied, welches fast vergessen scheint.
Zum Lied gibt es einen eigenen Eintrag bei Wiki.
PS: auf meinen Weihnachtsliedzettel hatte ich Paul McCartney nochmals mit einem anderen Song. Mir gefällt er immer noch, doch gegen „Let Em In“ kam es nicht an.
http://youtu.be/R1-sXrdQtog