Nachdem der Donnerstag mit der Vinylpredigt I „Leiden ist scheisse“ so gut ankam, war ich sofort auf der Suche nach einen neuen Thema. Keine Ahnung, wie ich draufkam, doch „Prometheus“ sollte es werden. Anfänglich hatte ich genau einen Song im Kopf und bis Sonntag Abend wollte mir nicht mehr einfallen. Heute Morgen dann beim chanten (meditieren) machte es plötzlich „Peng! Pow! Boom!“ Prometheus ist ein großartiges Thema.
Wer da nun nur an Ridley Scott denkt, denkt vorbei bzw. viel zu kurz. Es wird um Mythologie, Götter, Selbstermächtigung, Goethe, Oskar Werner, Fahrenheit 451 und vieles vieles mehr gehen. Die Ideen schießen mir geradezu wie Saphirkugeln der Liebe durch den Kopf. Ich bin gerade etwas aufgeregt vor lauter Eifer. Die Aufführung findet dann im August wieder in der großartigen 4Wände Marie statt. Nähere Infos folgen.
Vinyl Predigt I – 4 Wände Marie
Hat erstaunlich gut geklappt. Tausend Dank an die tatsächlich ganz schön engagierten Zuhörer, an alle Musiker, die den Soundtrack lieferten, an Mateo für die spontane Vorbereitung in Form der Textereflektion, an Ikeda, Zizek und hunderten anderen für die Inspiration und vor allen an die großartige Gastgeberin der 4Wände Marie. tbc
Vinyl Predigt – Die Tracklist
Es war kalt, aber schön und hat mächtig Spaß gemacht, olle Kamellen wie Gang Of Four oder Cassandra Complex mal wieder in Gesellschaft und laut zu hören.
Die Tracklist liest sich aus dem Zusammenhang gerissen willkürlich, ist aber halt aus dem Zusammenhang gerissen. Einen Moment lang überlegte ich mir, ob ich noch Erläuterungen nachschiebe, aber dann werde ich wohl nie und nimmer fertig. Und überhaupt: warum nicht einfach die Vinyl-Predigt wiederholen?
- Nina Hagen – TV Glotzer
- They Might Be Giants – Minimum Wage
- Flying Lizards – Money
- Holger Czukay – Lord Give Us More Money
- The Fall – Pay Your Rates
- Eric B & Rakim – Paid In Full
- Grandmaster Flash & The Furious Five – The Message
- Monie Love – It’s A Shame
- Terranova Feat. Ari Up – Equal Rights
- Napalm Death – You Suffer
- Dead Kennedys – Kill The Poor
- Gang Of Four – To Hell With Poverty
- Crass – What’s Next Columbus?
- Freddy – Wir
- Marlene Dietrich – Sag Mir Wo Die Blumen Sind
- Freiwillige Selbstkontrolle – Blue Yodel For Herbert Wehner
- Die Goldenen Zitronen – Wenn Ich Ein Turnschuh Wär‘
- Blumfeld – Die Diktatur Der Angepassten
- Laurie Anderson – Big Science
- Human League – The Lebanon
- Heaven 17 – We Don’t Need That Fascist Groove Thang
- Jonny L – Let’s Roll
- Public Image Ltd – Religion II
- Sly & The Family Stone – There’s A Riot Going On
- Peter Licht – Heiterkeit
- Chico Buarque – A Banda
- Louis Armstrong – Mack The Knife
- Superpunk – Ich Weigere Mich, Aufzugeben
- Curtis Mayfield – (Don’t Worry) If There’s A Hell Below We’re All Going To Go
- Kurtis Blow – Throughout The Years
- Eric B – I Know You Got Soul
- Gary Byrd – The Crown
- Hard Fi – Cash Machine
- The Rakes – Work, Work, Work (Pub, Club, Sleep)
- The International Noise Conspiracy – Smash It Up!
- Blumfeld – Jet Set
- Kante – Zombi
- Jacques Palminger – Deutsche Frau
- Der Plan – Da Vorne Steht Ne Ampel
- Einstürzende Neubauten – Halber Mensch
- Grace Jones – Slave To The Rhythm
- Eurythmics – Sexcrime
- Frankie Goes To Hollywood – Two Tribes
- Gang Of Four – I Love A Man In A Uniform
- Robert Wyatt – Shipbuilding
- John Lennon – Woman Is The Nigger Of The World
- The Three Degrees – Dirty Old Man
- Marvin Gaye – Inner City Blues
- Blow Monkeys – Celebrate The Day After You
- Bronski Beat – Smalltown Boy
- Camper Van Beethoven – Take The Skinheads Bowling
- David Bowie – Black Tie White Noise
- Das Bierbeben – Bis Die Liebe Nicht Mehr Weh Tut
- Wolf Biermann – Drei Kugeln Auf Rudi Dutschke
- Plastic Ono Band – Give Peace A Chance
- Boogie Down Productions – You Must Learn
- Curse – Hand Hoch
- Shirley Bassey – Easy To Be Hard
- Nina Simone – Ain’t Got No – I Got Life
- Tashan – Chasin‘ A Dream
- Beatnigs – Malcolm X
- Lcd Soundsystem – North American Scum
- Bill Nelson’s Red Noise – Revolte Into Style
- Cassandra Complex – Beyond Belief
- Deutsch Amerikanische Freundschaft – Nachtarbeit
- Pop Group – Thief Of Fire
- Theatre Of Hate – Do You Believe In The West World
- Prefab Sprout – The Sound Of Crying
Wut, Zorn, Furor – Die Vinyl-Predigt
Eine Pop-Messe in Düsseldorf (16.3.2013 von 15 bis 20 Uhr im Zakk)? Da will ich doch dabei sein. Und tatsächlich stimmen die Organisatoren Hauke, Miguel und Sonny zu. Allerdings wollten sie die Menschliche Jukebox, doch der einzig noch freie Platz ist… draussen.
Draussen, also im Gastrobereich hinter dem Club. Ich schaue just in diesen Moment aus dem Fenster und betrachte den frisch gefallenen Schnee. Menschliche Jukebox im Freien? Das klappt nicht. Aber da war doch noch ein anderes Format, welches ich mal ausprobieren wollte.
Der Grundgedanke ist folgender: es gibt viel tolle Musik, die weder zur Loungebeschallung, noch zum Tanzen geeignet ist. Zudem umgeht mich der Gedanke, dass Pop an sich immer belanglosere Inhalte transportiert. So hatte ich schon vor Monaten die Idee eines Vortrages zum Thema „revolutionäre Musik“.
Also werde ich 69 Songs auswählen, die das Thema behandeln und diese predigend ankündigen, verbinden, vielleicht sogar huldigen. Von 15 bis 20 Uhr, also 5 Stunden am Stück. Und wenn noch Zeit ist, mache ich zum Schluss halt noch ein Set daraus. Denn: eine Revolution, zu der nicht getanzt wird, ist es nicht wert, geführt zu werden.
Warum schreibt Haru Specks eigentlich momentan so wenig?
Einfache Antwort: ich lege momentan lieber Schallplatten auf, statt über Musik oder Veranstaltungen zu plaudern. Das kann sich schnell wieder ändern, wir werden sehen.
Aber einige Termine kann ich ankündigen. Diese Woche sind es drei.
Mittwoch, 6.2.13 ab 22 Uhr: Jazz Klub in der Bar Chérie:
Ein netter, gemütlicher Laden, der früher als Lülü bzw. Baby Love von sich Reden machte. Ich lege meist zuerst ein wenig klassischen Swing oder auch Crooner-Jazz auf, um mich dann die Jahrzehnte voran zu arbeiten. Also keine reine Schule, sondern Feldforschung im eigenen Plattenregal. Dabei kommen Fragen auf wie „ist George Michaels Cowboys and Angels nicht ein lupenreiner Swing?“
Samstag, 9.2.13 ab 22 Uhr: Tanz Klub in der Bar Chérie:
Gleiche Location, anderer Tag (Karnevalssamstag) und andere Musik. Ich nehme alles mit, was den Popo bewegt. Von Jazz bis Elektro, von Disco bis Rock, von Soul bis Folk. Klassische Klassiker der Popklassik halt. Ich freue mich.
Sonntag, 10.2.13 ab 18 Uhr: KIT Club:
ab 19:30 Uhr Heavy Gummis, danach meine Plattenauflegerei
nochmals tanzen. Wobei der KIT Club mehr Raum gibt, offener in der Architektur ist. Und die Anlage vor Ort hat ein wenig mehr Rumms. Ideal, um die zweite Reihe an Dancefloor-Classics aufzulegen. Warum zweite Reihe? Weil die erste zu ausgelatscht, zu oft gehört wurde. Insofern ist die zweite Reihe jene Musik, die zwar fast jeder kennt, aber nicht daran denkt. Nach den Heavy Gummis werde ich dann wohl eher eine Tüte Buntgemischtes mitbringen. Tanzschuhe trotzdem nicht vergessen!
Ladies and Gentlemen: Miss Jones…
Ein interessantes Gespräch über Diven vor einigen Tagen ließ mich ausführlich über Grace Jones nachdenken. Nun könnte ich einen ausführlichen und gut recherchierten Blogbeitrag schreiben, aber mir fehlt die Zeit. Insofern streue ich hier mal einige Gedanken aus.
Androgyne It-Girls
Das erste androgyne It-Girl war zwar Twiggy, doch die ignoriere ich einfach mal. Auch wenn sie ein Gegenentwurf zu den „Vollblut-Weibern“ der 50er und 60er war, zweifelte keiner daran, dass sie ein Mädchen ist. Schließlich trug sie einen Rock. Mini-Rock, um ganz genau zu sein.
In meiner Erinnerung war die erste der 70er, die mich heranwachsenden erreichte, Amanda Lear. Interessanterweise ist ihr Geburtsort laut Wiki nicht geklärt. Hanoi? Hongkong? Saigon? Auf jeden Fall extrem exotisch. Hier beginnt eigentlich schon die Inszenierung.
Kurz mal das Halbwissen abgespult: sie war Muse von Salvadore Dali, aber auch Freundin von Bryan Ferrry. Nebenbei modelte sie kräftig herum, fällt aber niemanden groß auf. Bis auf ihr bezauberndes Cameo auf einer Roxy Music-Platte.
Wie gesagt, ich habe das nicht abgeklopft und recherchiert, aber dann erscheint ihre erste Single „La Bagarre“ und auf der Rückseite steht ein Pressetext, der Amanda als die Ex-Freundin vorstellt. Die Ex vom Bowie, von Lennon, von Eno, von Harrisson. Die hübsche Muse halt, die nun zu singen beginnt.
Okay, schon bei dieser Nummer sind die schwachen Gesangskünste von Amanda Lear unüberhörbar. Man produzierte eine Serge-Gainsbourg-artige Nummer, die im Original „Trouble“ hieß, steckte sie in schwarzes Leder und ließ sie groß ihren Mund aufreissen. Zack, gab es einen Plattenvertrag über 6 Alben. Glory days!
Der Rest ist Geschichte und nicht unbedingt wert, weiter ausgeführt zu werden. Worauf ich jedoch hinaus wollte: irgendwann gab es das Gerücht, sie sei eigentlich gar keine Frau und habe keine „Mumu“, sondern ein halb umgewandelter Mann. Ich denke, dies war eine Reaktion der sehr verunsicherten Männer der 70er, die mit ihrer (eigentlich nicht sonderlich überzeugend dargestellten) Dominanz einfach nicht dem Frauenbild entsprechen wollte.
Überzeugender: Grace Jones
Grace Jones ist in Jamaica geboren, was man nicht nur auf Wiki lesen, sondern auf „Slave to the Rhythm“ im Intro hören kann. Eine gute Bekannte aus New York behauptet jedoch Stock und Steif, sie seit ihrer Kindheit zu kennen. Ja, sie sei New Yorkerin. Ich lege dies im Fach „gesteuerte Legendenbildung“ ab, was ja zu jeder Diva gehört.
Und so modelte sich Grace Jones auch durch die Szene. Ihr Liebhaber Jean-Paul Goude soll schon während der früheren 70er beratend bzw gestaltend an ihr gewirkt haben.
Kurz die Parallelen zu Amanda Lear: großgewachsene, hochwangige Models mit dominantem Image. Beide fangen das erfolgreich Singen an. Beiden haftete den Geschmack des Geschöpfes an.
Doch während Amanda Lear als halber Mann angesehen wurde, war das Image von Grace Jones schon damals erschütternder. Ja, sie sei eine Frau. Aber sie habe eine Vagina Dentata. Nuff said, diese Frau macht Männern Angst.
Und tatsächlich schürte sie durch ihr Auftreten das Feuer der Gerüchte eher Angst. Schon in „I need a man“ macht sie klar, dass sie nicht lange rumfackeln will, sondern schnell mal einen Kerl braucht. Aber auch in ihren inszenierten Shootings unterstreicht sie das animalische. Nackig in einen Käfig mit rohem Fleisch als Nahrung? Mehr Klischees von wegen der schwarzen, wilden Frau passen kaum auf ein Foto.
Klar, das wurde auch damals schon diskutiert. Und hätte sie langweilige Musik gemacht, wäre das auch kein Fall für diesen Blog. Aber: sie machte geradezu hervorragende Musik. Und das von ihrem ersten Album Portfolio ab.
Die Zaubernummer nannte sich „La vie en Rose“ und war eine hübsche, langsame Discoversion des Edith Piaf-Stückes. Okay, ich war erst 15 Jahre alt, aber schon damals fasziniert, wie Frauen im Club auf diese Nummer abgingen. Und es war auch gleich klar: Grace Jones kann singen. Im Gegensatz zu Amanda Lear.
Link zum Video „La vie en rose“
Wtf is Amanda Lear?
Die nächsten beiden Alben „Fame“ und „Muse“ verfolgt sie diese Linie weiter, wobei man trotzdem auf die gekonnten Artworks der Alben verweisen muss. Bis hierhin könnte man auch behaupten, dass die Karrieren von Grace Jones und Amanda Lear im Ungefähren parallel verliefen. Doch so richtig gefährlich wurde es mit Grace Jones‘ 4. Album „Warm Leatherette“.
Kennste nicht? Klar kennste das. Im Original einer der Elektroklassiker aus dem Hause Mute. Hier einfach mal die Version Von „The Normal“:
Ach, dieser Track alleine ist ein Blog wert. Aber wahrscheinlich kennst Du die Hintergründe schon. Wenn nicht, kannst Du hier schnell nachlesen. Aber zurück zu Grace Jones. Blackwell, Sly & Robbie, herrje. Auch hier die Details zum nachlesen. Auf dieser Platte fand sie zu ihren Stil, den sie immer weiter ausbaute: Coolness und großartige Beats und nahezu perfekte Produktionen. Her mit der Peitsche!
Und zwischenzeitlich schnitzt Goude immer weiter am visuellen Erscheinungsbild von ihr. Eigentlich ein absolutes Traumpaar. Wie zukunftsweisend und gekonnt er den doch schon ganz passablen Körper Jones‘ dekonstruiert, ohne künstlich wirken zu lassen, zeigt das linke Bild. Vielleicht bist Du cleverer gewesen, doch ich ging damals einfach davon aus, dass Grace Jones sich so bewegen könne (was ja viel auch über meine damalige Naivität aussagt).
Ich gebe mal Gas. Nightclubbing explodierte dann wie eine Bombe. Wir hörten diese Platte nicht, wir frassen sie, wir badeten darin, wir träumten in ihr regelrecht. Iggy Pop covern? Welch ein Geniestreich! Die Schlagkraft von „‚Pull Up To The Bumper“? Noch immer habe ich die Single dabei, um, wenn überhaupt nichts mehr geht, zumindest ein Strohfeuer zu entfachen. Es schien die perfekte Win-Win-Situation zu sein und alle wurden erfolgreich. Grace Jones, Jean-Paul Goude und Sly & Robbie sowieso.
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Mit „Living My Life“ trat eine Stagnation auf höchsten Niveau auf. Eine bestimmt gute Platte, doch der Überraschungsmoment von „Nightclubbing“ war passé. Quo Vadis, Grace Jones? Wieder wie zu Anfang der Karriere einfach so weiter machen?
Shut up, Slaves!
Schmeisst einfach Profis zusammen und schaut, was passiert. ZTT, das Label der Stunde und Inszenierungsweltmeister mit ihren Prachtproduzenten Trevor Horn trifft also auf Grace Jones. Und heraus kommt ein kalkuliertes Inszenierungsphänomen namens „Slave to the Rhythm“. Begleitet wurde dieser Glücksfall dann auch noch von einen geradezu visionären Video von Jean-Paul Goude.
Link zum Video Slave to the Rhythm
Per-fekt! Und wer kleine Details braucht: das berühmte Intro wurde von einen Schauspieler gesprochen. Und was für einer:
Die Nummer zündet immer noch wie eine 1. Ich durfte mal zu einer Geburtstagsfete modeaffiner Menschen im Showroom von Hugo Boss auflegen und das Geburtstagskind sprang auf einen Tisch und posierte dazu wie ein Tier, um sich schlussendlich das teure Maßhemd vom Leib zu reissen, während seine Crowd dies ganze mit Beifall und spitzen Schreien untermalte.
Wer so hoch stieg, kennt eigentlich nur noch einen Weg. Doch das machte sie auch mit Stil und Würde. Es wurde still in den 90ern um sie und sie alterte gut, aber unbemerkt etwas vor sich hin. Eigentlich kein Problem, wenn sie ein Händchen für Geldanlage hat. Doch dann geschah etwas unerwartetes und ungeheuerliches.
Man eating machine
Mit 60 Jahren schickte sich la Jones zu einen Comeback an. Nein, sie machte keine Farewell-Tour mit all ihren Hits im Gepäck, sondern ging ins Studio und spielte ein Album namens „Hurricane“ ein. Singleauskoppelung: „Corporated Animal“.
http://vimeo.com/1306326
Hier haben wir wieder die Bestandteile ihrer Formel: großartige Produktion und ein dekonstruierendes Video. Dass sie dabei an „Alien“ erinnert, ist kein Zufall. Sie stellt das menschenfressende, digitale, kapitalistische Tier dar, den Moloch.
Welch ein einfaches und wirkungsvolles Video, was für eine Botschaft für eine Frau im Rentenalter. Statt sich weichzeichnerisch nochmals in zweifelhafter Schönheit ablichten zu lassen gibt sie wieder mal das Abbild ihres Körper frei, um es von einen Bildgestalter zu verfremden, wie es ihm passt.
Dass es um den Text Diskussionen gibt, habe ich erst jetzt beim Schreiben entdeckt. Grace Jones und antisemitisch? Ich weiss es nicht. Und zugegeben fällt es mir jetzt schwer, alles wegen dieses Verdachtes zu löschen.
Das als kleine Gedankensammlung zu Grace Jones. Sicherlich hätte man hier und da mehr in die Details gehen können. Und tatsächlich ist das Internet voll davon. Google hilft.
Vicky Leandros – Oups?
Mitunter entgeht der Gema glücklicherweise das eine oder andere bei Youtube und man darf sich mit den eigenen kümmerlichen Vorurteilen konfrontieren. Vicky Leandros? Schlagergedöhnse. Fernsehproduktionen der 70er? Nicht diskutabel.
Folgende Videos jedoch werfen diese Gedanken wild über den Haufen. Großartige Texte (zumindest zum Teil von Michael Holm, der dafür auch kräftig Preise einfuhr), eine Frauenstimme auf ihren Höhepunkt und eine Bildsprache, die zumindest beeindruckt. Großartig.
Everything but the Girl – Single
http://www.myvideo.de/watch/6807428/Everything_But_The_Girl_Single
Single von Everything but the girl gibt es leider nur als CD-Single, nicht auf Vinyl. Schade, schöner Song.
24 Songs to X-Mas XXIV
George Orwell schrieb 1948 eine Dystopie, drehte die Jahreszahlen um und bescherte mir damit ein Datum, welchem ich sorgenvoll entgegen lebte. David Bowie lieferte sein 1984 in den 70ern ab, die Eurythmics spielten „Sex Crime“ und wir tanzten beklommen dazu.
DIE Band 1984 war Frankie goes to Hollywood. Im Januar sprang „Relax“ in die Top Ten und beschäftigte uns sowohl vor dem Fernseher, wie auch auf der Tanzfläche. Sex, Gewalt, überzogener Hedonismus, Homosexualität als Option, Ledermützen und Peitschen. Trevor Horn war der Produzent der Stunde und jagte FgtH das ganze Jahr vor sich her.
„Relax“ beschrieb irgendwie die individuelle Hölle, „Two Tribes“ erweiterte die Hölle über die komplette Gesellschaft: 2 Stämme bekriegen sich. Klar, kalter Krieg. Wie aber das Video von Godley & Creme vorschlug, sollten dies die Anführer der Lager unter sich ausmachen: Reagan und Gorbatschow prügeln sich vor laufenden Kameras. Das Label ZTT spukte Unmengen von mitunter großartigen Versionen heraus und zwischendurch gab es dann auch noch den Klassiker „War“, der in die selbe Kerbe schlug.
Wir fragten uns, wie diese Spirale an Hedonismus und Weltuntergangslust weiterhin zu drehen wäre und erwarteten gegen Ende des Jahres die mit viel Pomp und Trara angekündigte neue Single „The Power of Love“. Uns war klar: hier wird zu Weihnachten die Megabombe gezündet. Das Fernsehen zeigte also zum ersten Male das Video und wir saßen mit weit aufgerissenen Augen vor der Glotze, um bloss nichts zu verpassen.
http://www.dailymotion.com/video/x1zqep_frankie-goes-to-hollywood-the-power_music
Nach dem Video schauten wir uns ungläubig an. Der Skandal blieb aus. Welch ein Skandal. Was sollten wir nur mit dieser überhaupt nicht ironisch gebrochenen Botschaft anfangen? Ich grübelte lange, um dann zu beschließen, dass dies doch die Spitze der Inszenierung, aber auch irgendwie wunderschön sei.
FgtH bei Wiki.
24 Songs to X-Mas XXIII
Richard Hawley spielte mal bei Pulp. Irgendwie kam sein Leben durcheinander und Jarvis Cocker bot ihm als Therapie an, im Studio Aufnahmen zu machen. Richard setzt sich also hin und überlegt, über was er Lieder schreiben könne. Er bemerkt, dass er eigentlich nur über sich selbst und seine Heimatstadt wirklich und authentisch berichten kann. Zudem sehnt er sich nach Musik, die ihn an seine Kindheit erinnert. Musik also, die eigentlich seine Eltern hörten.
Und so ist Richard Hawley scheinbar wieder ein glücklicher Mensch geworden und macht wunderbar zeitlose Schallplatten über zeitlose Geschichten, die – wie Eingangs bemerkt – in seiner Stadt spielen. Also die Verabredung an Coles Corner, wo sich schon seit Urzeiten die Liebespaare treffen. Oder der Spaziergang über die „Ladies Bridge“.
http://youtu.be/ihUsm1xdPz4
Nicht, dass ich Musiker mögen muss, um ihre Musik zu genießen, doch Richard Hawley macht einen sehr angenehmen und bescheidenen Eindruck. Er scheint einer jener Menschen zu sein, mit denen man gerne whiskyglasschwenkend vor dem offenen Kamin sitzen möchte, um über Gott und die Welt zu parlieren.
Mehr zu Richard Hawley wieder mal via Wiki.
http://www.dailymotion.com/video/xcty4h_richard-hawley-serious_music#.UNcLyHfkI3o