24 Songs to X-Mas ab sofort nach Sonnenuntergang

Der Würfel ist gefallen: da der musikalische Weihnachtskalender eher mit ruhigen Liedern bestückt ist und Du nicht sediert in den Tag gehen sollst, werde ich die Türchen erst nach Sonnenuntergang öffnen.

Bis zum späten Nachmittag also,

Haru

24 Songs to X-Mas II

Rock n Roll with the Modern LoversErster Advent, erste Kerze. Höchste Zeit, aus Pappe oder Rinde hübsche Weihnachtsgeschenke zu basteln. Wie wäre es denn mal mit einer Handtasche aus alten Tabaksbeuteln genäht oder ein hübsches Bild mit geschlossenen Augen zu malen? Es muss nicht immer der Gang ins nächste Geschäft oder gar der Link zu Zalando oder Amazon getätigt werden. Schreib‘ doch mal ein Gedicht oder denke Dir sonst was schönes aus.

Okay, das war etwas sehr profan ausgedrückt. Ich wünsche Dir einfach nur, dass Du nicht das Gegenteil von „besinnlicher Weihnachtszeit“ erlebst. Vielleicht kann ich ja mit den 24 Songs to X-Mas etwas dazu beisteuern.

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Es liest sich wohl etwas bekloppt, doch „The Sweeping Wind (Kwa Ti Feng)“ 1977 von Jonathan Richman and the modern Lovers aufgenommen, klingt so… direkt und einfach und wunderschön, als hätten hochbegabte Kinder mit höchster Konzentration und Inbrunst es gespielt. Es ist naiv im allerbesten Sinne, was das Werk von Jonathan Richman und seinen modernen Liebhabern immer ausmachte. Ich liebe die scheinbar tumben Produktionsbedingungen. Höchstwahrscheinlich stellte man tatsächlich nur 1 Mikro in den Raum und ließ sie drauf los spielen.

Richman und seine Band zu hören hat für mich immer etwas beruhigendes, gar etwas heilendes. Auf jeden Fall bekomme ich durch ihre Musik gute Laune. So einfach und schön kann Musik klingen. Oftmals denke ich mir dabei „Warum Gründe ich eigentlich keine Band? Scheint doch ganz leicht zu sein“. Doch ich weiss, wieviel Arbeit in solcher Musik liegt. Große Kunst von kleinen Männern.

Mehr zu Jonathan Richman und den Modern Lovers findest Du wieder mal auf Wikipedia.

24 Songs to X-Mas I

The_Cure_-_Faith[1]Also einen musikalischen Weihnachtskalender. Nein, nein, ich werde nicht 24 Weihnachtslieder abgeben, das wäre mir doch zu bemüht und unergiebig. Lieber möchte ich 24 Songs präsentieren, zu denen man sich auf dem fetten Teppich vor dem Kamin lümmeln kann und kandierte Äpfel und ähnliches in sich hinein stopft.

Schon die Auswahl war nicht einfach: die Gema macht keine halbe Sachen und viele, ach zu viele Videos sind nicht mehr (oder nur mit entsprechenden Hilfsmitteln) zu lauschen. Aber egal, fangen wir einfach gleich mal dicke an.

http://youtu.be/Ycxc8Xitweo

Ich war bis ca. Mitte der 80er Cure-Fan. Um genau zu sein: „The Top“ fand ich noch großartig, mit „Head On The Door“ war es dann vorbei. Bis dahin lieferten sie großartige, tanzbare, furchterregende, irritierende Alben ab. „All Cats Are Grey“ ist von der LP „Faith“, die ruhig, sehr ruhig, fast totenruhig daher kommt. Gewählter Song klingt für mich nach Watte oder Moosbett: es passiert nicht viel, doch was passiert, ist nicht unangenehm. Wobei die Klaviersprenksel am Ende dann doch unheilvolles ahnen lassen.

Ein ambivalentes Stück Musik und großes Kino für mich. Athmosphärisch und dicht trotz karger Instrumentierung. Herrje, war Robert Smith mal gut.

Weitere Infos zum Album Faith findest Du auf Wikipedia (englisch).

Premierenfeier – Teil II

Nachdem ich schon auf der Straße angesprochen wurde, wann es denn endlich weiter ginge, setze ich mich halt endlich mal hin. Zugegeben: je länger es zurück liegt, desto weniger Motivation habe ich. Sorry.

Wo war ich? Ich kam am Hinterausgang des kleinen Schauspielhauses wieder mal zu spät an. Ist „Hinterausgang“ der richtige Ausdruck? Vielleicht auch „Personaleingang“ oder „Laderampe“. Auf alle Fälle sitzt da ein Herr hinter dicken Glas und achtet auf das Ein- und Ausgehen, während ein paar Meter entfernt Theatervolk auf Bierbänken raucht, quatscht und auf Rechnern rumtippt.

Ich lasse Mammut samt Hänger einfach mal stehen und gehe zur Kantine, um zu entdecken, dass eine junge Frau die Fenster dekoriert, die ich als Rahmen für die Wunschlisten auserkoren habe. Ich erläuterte ihr meinen Plan, sie zieht für 3 Sekunden eine Flutsch, um dann einfach woanders zu dekorieren. Geht doch.

Das Reintragen alleine ist wie fast immer schweisstreibend und zeitfressend (für bürnhart habe ich diesen Part extra kurz gehalten). Die Dramaturgin bekommt einen kleinen Herzinfarkt, als ich sie auf den Tisch anspreche, den ich mir zum Auflegen wünschte. Sie fragt kurz bei der Technik nach und – Wahn-Sinn! – nach 5 Minuten kommen 2 Männer mit einen dieser superstabilen Bühnenelementen an, um diese aufzubauen. Einer fragt mich, ob 1 Meter Höhe okay sei. Ich nicke eifrig und begeistert. Dann kommt Helmut, der Tonchef in Person, persönlich vorbei. Er erläutert kurz die bereitgestellte Anlage. Nach meinem Aufbau und verbinden mit der Hausanlage hört man zuerst mal gar nichts, doch Helmut dreht 3 Knöpfe und alles ist gut. Lauter kompetente, gutgelaunte und hilfsbereite Menschen um mich herum. So muss das Paradies für Plattenaufleger aussehen.

Ich sollte ja vor oder nach der Rede des Indendantens nach der Aufführung irgendwas mit Musik machen, um das Publikum zur Feier einzuladen. Um ehrlich zu sein: ich verstand nicht richtig, wie. Und so bastelte ich mir zum Thema „schlechtes Radio“ folgendes zurecht:
Roger Taylor, der Schlagzeuger der Gruppe Queen, fand schon in den frühen 80ern das Radioprgramm nicht mehr ganz so  berauschend. Sein Sohn kommentierte dann einen schlechten Song mit „Radio Kaka“, woraus dann Radio Gaga wurde. Als früherer Queen-Fan darf ich schreiben: eines der schwächsten Songs von Queen und überhaupt der schlechteste Song von Taylor. Trotzdem wurde Radio Gaga zu einen – hihi! – Radiohit.
Jahrzehnte später nimmt eine hoffnungsvolle, junge Sängerin ihr erstes Album auf und der Produzent von ihr begrüßte sie jedes Mal mit dem Refrain von Radio Gaga, da er der Meinung war, dass einige Gesangslinien an Freddy Mercury erinnerten. Wie  er dann „Radio Gaga“ in einer SMS schrieb, habe T9 dann „Lady Gaga“ draus gemacht.

Naja, ein Geschichtchen halt, wie  ich es mag. Doch ich sollte gar nichts erzählen, sondern nur irgendwie etwas mit dem Plattenspieler machen. Also legte ich einfach auf dem kleinen DUAL im Dauerloop „Radio Gaga“ auf, bis der Indendant dann endlich gewillt war, seine Rede zu halten.

Eine leicht obskure Rede. Bei mir blieb hängen, dass er als fremdsprachiger nichts verstanden habe, aber alles gefühlt. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall zogen wir danach endlich alle in die Kantine…

Okay, der dritte Teil soll dann der letzte sein, versprochen.

Premierenfeier und KIT – Teil I

WORK IN PROGRESS…

Wunschzettel Premierenfeier

Bevor die Erinnerung an den 5. und 6. Oktober völlig verblassen, hier nun endlich die Rückschau.

Im Sommer erfuhr ich, dass der von mir geschätzte Schorsch Kamerun ein Theaterstück im kleinen Schauspielhaus Düsseldorf mit dem Namen „Sender freies Düsseldorf“ aufführen wolle. Premiere: 5. Oktober. Inhalt: irgendwas mit Kreative, das dumme Radioprogramm und der Wunsch der Kreativen, ein gutes Radio zu machen. Oder so ähnlich. Da ich selbst mit dem Radioprogramm auch nicht sonderlich zufrieden bin – vor allem den Musikbeiträgen – fühlte ich mich berufen, da irgendwie mitzuwirken. Aber wie?

Da lernte ich Ende Juli einen Techniker des Schauspielhauses kennen, den ich von meinem Wunsch berichtete, als Menschliche Jukebox die Premiere vor dem Theater zu bespielen. Sein Vorschlag dann: warum nicht auch die Premierenfeier als Schallplattenaufleger beschallen? Wäre doch mal  etwas anderes, als immer DJs aus Köln einzufliegen. Fand ich auch und stimmte zu. Er wolle also meine Karte weiterreichen und sich melden.

Nun, leider kam keine Meldung, also sprach ich Thomas an, der bei dem Stück als Musiker mitwirkt. Thomas sendete mir 2 Tage eine SMS zu, dass er mich vorschlug und man mich die Woche darauf anrufen würde. Leider kam kein Anruf.

Eine Woche vor der Premiere telefonierte ich mit Nathalie. Ich erzählte von dem Stück und lamentierte umher, dass sich niemand bei mir meldete. Sie befeuerte mich regelrecht, mich doch nochmals reinzuhängen. Nun, manchmal brauche ich doch einen Tritt in den Hintern. So nahm ich mir vor, mich nochmals aber so richtig zu bemühen. Also Doktor Wenzel, den Schutzheiligen der Düsseldorfer Szene angerufen und das Problem besprochen. Sein Tipp: entweder die Dramaturgie oder am besten Schorsch Kamerun direkt zu kontaktieren. Gute Idee. Aber wie? Sein zweiter Vorschlag: am nächsten Abend im Salon des Amateur vorbei zu schauen, da würde sich Kamerun bestimmt blicken lassen. Super, war mir aber zu wackelig als Gelegenheit. So telefonierte ich weiter.

Ich nervte sowohl Lars wie auch Andreas, die beide Beziehungen in die Hamburger Szene haben. Beide versprachen mir, sich nach der Telefonnummer von Schorsch Kamerun umzuschauen und diese mir zukommen zu lassen.

Aber warten ist doof. So recherchierte ich einfach mal selbst drauf los und fand die Homepage von Schorsch Kamerun. Dummdreist schrieb ich ihm eine Mail, in der ich von der Menschlichen Jukebox berichtete und dass ich diese zur Premiere vor der Türe machen würde. Oder auch hinter der Türe, wenn es genehm sei.

Da erhielt ich via Andreas die Handynummer des Regisseurs. Ha! Nun kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Aber statt nun in den totalen Aktionismus zu verfallen wollte ich doch den Abend abwarten, ob Kamerun sich nicht via Mail melden würde. Und tatsächlich: die Dramaturgin schrieb im Auftrag von ihm und lud mich ein, irgendwie irgendwas an der Premierenfeier zu machen. Was ich denn genau machen wolle, wie lange und für wieviel. Ich tanzte vor Freude auf meinem Schreibtisch, goss Tapetenkleister über mich und hüpfte in einen Sack Hühnerfedern. Okay, das mit den Hühnerfedern ist natürlich übertrieben. Auch das mit dem Tapetenkleister und dem auf dem Tisch tanzen. Aber sei versichert, dass ich mich wirklich und sehr freute.

Die folgenden Tage beschloss ich also, die Menschliche Jukebox Deluxe für den Premierenabend zu geben. Also erst mal neues Singlematerial bei Hitsville gekauft, 250 Platten zum Abfeiern rausgesucht, Listen getippt und das ganze dann auf 7 großen Plakaten ausgedruckt, damit ich nicht mit Wunschlisten hantieren muss.

Natürlich zu spät kam ich beim Theater an. 5 oder 8 Minuten. Aber das merkte so niemand. Ich fuhr zum belebtem Hintereingang und wuchtete das Zeugs in die Kantine.

Rückschau Caffé Enuma – Tanztee für alte Säcke

Improvisation ist Trumpf.

Welche Formate für Schallplattenaufleger gibt es denn in Düsseldorf? Beschallung für Trinkende, oder auch Beschallung für Trinkende auf der Tanzfläche. Und: Beschallung für trinkende begattungswillige junge Menschen.

Ich bin ja langsam uralt. Ich weiss, liest sich kokett, aber mein Lebensentwurf in meinen zwanziger Jahren sah keineswegs vor, dass ich mit fast 50 Jahren noch viel Lust auf Ausgehen und Tanzen, geschweige denn Auflegen haben würde. Mit 25 Jahren dachte ich tatsächlich, man wäre mit 50 Jahren halbtotes Gemüse.

Wie schön, dass ich mich täuschte. Und interessanterweise geht es vielen meiner Altersgenossinen und -genossen ähnlich. Und was bietet man uns an? Tangokurse und Ü-Partys. Man hat Feierghettos für uns eingerichtet. Menschen meines Jahrgangs sollen dann bis zum Exodus 80er-Jahre-Kram hören und den alten Zeiten nachjammern.

Zumindest ich habe darauf keine Lust. Das ist mir zu eng, zu kurz gedacht, zu schlecht ausgeführt. Also dachte ich mir ein eigenes Format aus: tagsüber tanzen ohne große Trinkerei und die Musik ganz dolle gemischt (Hauptsache: Tanzen). Und so freute ich mich sehr, dass Mario mir freie Hand ließ, das ganze in seinen Caffé Enuma zu veranstalten.

Minimaler Aufwand, maximale Wirkung. Laut Mario blieben dutzende Leute stehen, um das Plakat zu studieren. So ist es recht.

Wir wählten den geschichtsträchtigen 3. Oktober aus. Zwischenzeitlich will ich keine Energie für Flyer mehr aufwenden, weshalb ich mich am extrem dynamischen Helmut Kohl mit seinem Wahlslogan 1998 „DER KANZLER KOMMT“ bediente. Kanzler übermalen, Haru drüber, fertig. Dann legte ich eine Veranstaltung auf Facebook an und verkündete die Sause von 12 bis 20 Uhr. Erst am 2. Oktober bemerkte ich den Irrwitz: 8 Stunden auflegen, buah! Das geht schon, ist aber doch eine ganze Ecke an Zeit. Aber so läuft es halt: zuerst nicht nachdenken, dann halt ausführen.

Thorsten lieh mir seinen Anhänger wieder und ich packte rein: 1 Kiste mit großen Scheiben, 1 Rucksack  mit großen Scheiben, 1 Koffer mit kleinen Scheiben, 1 Mischpult, 2 Canton-Boxen, 2 Technics MKII sowie diverse Klebebänder, Lautsprecherkabel, Plattenbürsten, Kopfhörer undundund… Kurz nach 11 Uhr kam ich bei Mario an und packte erst mal alles aus und die nächste Stunde auf. Susanne kam sehr früh, ansonsten war es eher geräumig im Laden. Ich nahm mir vor, einfach hübsche Musik aufzulegen und mir keine Sorgen zu machen. Es blieb weiterhin geräumig bis ca. 15 Uhr, dann kam ein Schwung Menschen der unterschiedlichsten Coleur. Das mit dem Tanzen wollte nicht richtig zünden. Bis Andreas mit Karlotta kam. Karlotta ist 5 oder 6 Jahre alt und hatte eine große Tasche dabei. Andreas meinte noch, sie müsse sich erst mal umziehen. Nach einigen Minuten kam sie dann in einen Prinzessinenkostüm von der Toilette. Dazu gesellte sich dann noch eine Mutter mit ihren beiden Töchtern, die jüngere von ihnen ebenfalls verkleidet. Andreas setzt sich ein Krönchen auf und tanzt mit den drei Ladies. Es war… bezaubernd und hatte etwas von einen Kindergeburtstag. Das ging locker 2 Stunden so und tatsächlich gesellte sich eine Dame mit langem, weißen Haar bei Stevie Wonder tanzend dazu.

Robert kam auf seinen E-Bike daher, Margret zu Fuß. Alice und eine Freundin spielten Dame, Mario hüpfte hin und her und quatschte mit unseren Gästen. Mindestens  2 der 3 Blech Kuchen gingen weg und ständig dampfte die Kaffeemaschine. Bruce Robertson gesellte sich zu mir und wir plauderten über Musik und Musik und Schallplatten und Musik.

So gegen 18 Uhr dann waren wirklich fast alle weg. Mario wollte sich ein Spiel anschauen und auch gehen, da packte ich alles brav ein, denn ganz alleine wollte ich doch nicht im Enuma bleiben.

Fazit: da ist mehr drinn und ist ausbaufähig. Die Show später anfangen und früher beenden und gut ist. 4 Stunden sollten reichen. Also: wir tun es wieder. Noch besser, noch leckerer, noch tanzbarer.

45 Lieder über Liebe und Rebellion

Am nächsten Freitag ist Premiere des Stückes „Freies Radio Düsseldorf„. Ich finde die Thematik hochspannend und möchte daran teilnehmen. Vor dem Theater oder im Theater oder was weiss ich. Aber viel mehr will ich noch nicht drüber rauslassen. Sobald sich Konkretes abzeichnet (und das sollte dieses Wochenende geschehen) gehe ich ins Detail. Oder doch nicht? Doch, ganz sicher. Anbei insofern mal das bisherige Arbeitsmotto…

Nachtrag: nun wird doch alles anders. Morgen, am Sonntag, werde ich mal einen größeren Wochenüberblick blogen.

„Testbericht“ Fahrradanhänger

So begann die Tour: 250 Singles im Koffer, darauf der 1210er Dual und darauf der Diaprojektorständer. Passte alles komfortabel auf die Stoßzähne Mammuts.

Das Thema Fahrradanhänger hat meines Erachtens einen eigenen Artikel verdient.

Ich hatte mir ja in den Kopf gesetzt, die Tour im August komplett mit dem Fahrrad zu schaffen (was mir auch bis auf 2 Ausnahmen gelang).

  • Grund 1: Unabhängigkeit von fahrenden Freunden oder Taxen.
  • Grund 2: Eben die Taxikosten.
  • Grund 3: Nachhaltigkeit

Und so wurde ich im Laufe der

Plattenkoffer, 1224er und 2 Boxen vorne, 2 Boxen hinten. Wobei die Befestigung hinten bescheiden war. 2 oder 3 mal löste sich das ganze und purzelte über die Straße. Was jedoch auch für die robusten Boxen spricht.

Wochen Spezialist für Befestigungen und Gewichtverteilungen: das Equipment wuchs stetig, so dass ich zuerst mit einem zweiten Gepäckträger experimentierte, den ich geliehen bekam. Doch das Ding war zu schräg, zu schmal, zu hässlich.

Düsselrad erwischte dann einen Gepäckträger, der sexy aussah, jedoch zu kurz ist. So konnte ich hinten nur eine Box optimal befestigen, musste die zweite dann ganz vorne als eine Art Prellbock

Eine Box als Prellbock vorne.

drannklemmen. Und von der Last von 2 MKII und einem Mischpult will ich so erst gar nicht anfangen.

Ich grübelte viel über andere Gepäckrägerkonzepte nach und recherchierte einiges. Es gab Lösungen, aber keine direkten. Scheinbar muss immer etwas neu gebastelt oder umlackiert werden, um in die Nähe einer befriedigenden Lösung zu kommen.

Nathalie brachte mich dann in einen Gespräch darauf: einen Fahrradlastenanhänger, warum auch nicht? Dadurch lässt sich bequem die Last verteilen und erhöhen. Und tatsächlich besitzt Thorsten solch ein Teil.

Thorsten bietet mir auch sogleich seinen Hänger als Leihgabe an, wenn ich eine Kupplung besorge. Die Recherchen ergaben, dass ein und dieselbe Kupplung bis das 4-fache im Internet kostet. Abhängig davon, ob ich – Achtung! – einen Baby-, oder einen Hundeanhänger suche (damit wir uns nicht missverstehen: die Kupplung für Babys kostet das 4-fache). Und nochmals: die Kupplungen sind exakt identisch.

Ich bestelle aber lieber bei Düsselrad, auch wenn ich dort wie zu erwarten war, etwas mehr als durch Internetbestellung zu bezahlen hatte. Doch dafür bekommt man bei Düsselrad Support beim Anbringen. Ist mir wichtig.

Und tatsächlich war das Teil 24 Stunden später da. Man half mir beim Anbringen (was keine Hexerei ist, doch die Jungs haben dort sexy Werkzeug, womit es rutschflutsch geht)  und 10 Minuten später war ich wieder draussen. Also das ist wirklich kinderleicht.

Mit Thorsten baute ich dann zuerst den Hänger zusammen (wer sehen möchte, wie das Teil zusammengeklappt aussieht, möge diesen Ebay-Link folgen). Das war auch kein Problem und dauerte vielleicht 3 – 5 Minuten. Das Teil ist robust und durchdacht. Jedoch fehlt der Kupplung ein Schloss, so dass man Fahrrad und Hänger nicht einfach irgendwo rumstehen lassen sollte. Tatsächlich gibt es aber laut Aussage von Düsselrad ein Gestänge, welches mittels Schloss dann nicht mehr so einfach mitgenommen werden kann.

Bis hierhin alles Disco. Beim Fahren selbst muss man schon etwas darauf achten, dass man nun ganz schön breit ist. Gerade parkende Autos an Fahrradwegen sind da ein Hinderniss, welches Kratzer erhalten könnte. Und wenn der Hänger unbeladen ist, macht er süße Hüpfer beim Überfahren von Huppeln.

Der Hänger kann 40 Kilogramm fassen. Jedoch spürt man dies beim Fahren sehr. Mammut, der keine Gangschaltung besitzt, tut sich dann verdammt schwer. Gerade das Antreten an Ampeln geschieht dann im Stehen. Besser wird es sicherlich, wenn man die Reifen des Hängers stramm befüllt. Jedoch habe ich dies absichtlich nicht getan, um andererseits das ganze weicher gefedert zu wissen.

Kaum ausgelastet: 1 Kiste Platten vorne, 2 MKII hinten, das Mischpult in der Tasche.

Mit diesen Hänger kann man tatsächlich easy 2 MKII, 1 Mischpult, 1 Verstärker, 4 Boxen und 2 Kisten Platten transportieren. Hey, das finde ich geradezu fantastisch! Mit einer Gangschaltung wäre das Leben jedoch noch viel schöner. Es gilt aber auch zu beachten, dass der Hänger das Rücklicht des Fahrrads verdeckt, weshalb eine zusätzliche Beleuchtung erforderlich ist (tja, ich wurde von der Polizei nachts angehalten und durfte dann schieben). Zudem wäre eine Abdeckung für Regen & Co gut und wichtig. Doch ansonsten geht mit einem gescheiten Rad mit Hänger viel, viel mehr an Transport, als man allgemein annimmt. Ich denke, hier steckt viel Zukunft drinn.

Indian Summer – 3 Jahre Sennhütte – 65. Geburtstag

Indian Summer

So, das ist der gefühlt drölfzigste Anlauf, die 3 Termine in 2 Tagen samt Vorbereitungen zu beschreiben. Wir müssen tapfer sein: es wird viele Worte und so gut wie keine Bilder geben. Also los geht es.

Schon Anfang des Jahres wurde ich für einen 65. Geburtstag gebucht. Das telefonische Vorgespräch war angenehm und prima. Es würden irgendwie 50 oder 60 Personen kommen, das ganze findet im Wohnzimmer statt. Die Gäste wären in ihrem Alter und haben entsprechend zeitgemäße Musikvorlieben und sie wollen tanzen. Um den Aufwand gering zu halten schlug ich vor, einfach nur mit einem Plattenspieler zu kommen und ihre Heimanlage anzuzapfen. Über das Jahr hin kommunizierten wir weiter per E-Mail und ich forderte sie auf, mir ihre Wünsche zuzusenden (um auch mehr Gefühl für das Publikum zu erhalten). Also so war der Plan.

Dann war ich während der Tour mit Steffi von der Sennhütte im Gespräch, ob ich nicht bei ihrem 3-jährigen Jubiläum die Jukebox geben könne. Leider dooferweise am selben Tag wie der 65. Geburtstag. Also machten wir aus, dass ich von 14 – 18 Uhr mich mit neuem Programm das Publikum bespaßen werde.

Ja und dann fragt mich Petra vom Iouna, ob ich am Tag zuvor (also am Freitag, den 21. September) zum indian Summer des Loretto 360° mit Mindix auflegen wolle. Klarer Fall will ich das!

Tage zuvor spricht mich jemand darauf an, warum ich mir eigentlich keinen Hänger an den Mammut knalle, um mehr Ladung aufnehmen zu können. Zwischenzeitlich fühle ich mich als Avantgarde der fahrradfahrenden Schallplattenaufleger, der dort hinradelt, wo noch keine Jukebox stand. Also behielt ich das mal im Hinterkopf. Thorsten hat so ein Teil. Also spreche ich ihn bei nächster Gelegenheit darauf an. Er beschreibt mir den Hänger in den besten Farben: groß ist er und 40 Kilogramm kann er packen. Und wenn ich eine Kupplung für Mammut hätte, würde er mir ihn ausleihen. Ja warum denn nicht?

Am Dienstag fahre ich also zu Düsselrad und bestelle eine Kupplung. Mittwochs solle sie ankommen (ich holte es auch am Mittwoch ab bzw. schraubte das Teil mit Hilfe des Chefs gleich an. Fast nicht zu sehen, der Ömmel, super!).

Am Mittwoch besuche ich Hitsville, die doch schon längst neues-altes Singlefutter haben sollten. Ralf macht den mir auch eigenen Hundeblick und erläutert umständlich, wieviel los wäre. Ich bin zum wiederholten Male die letzten Wochen immer wieder vorbei geschneit, um immer wieder vertröstet zu werden, also bin ich konstaniert. „Ralf, ich brauche Singles, ich habe 3 Termine vor mir!“ Er so „Okay, okay! Donnerstag Vormittag!“

Am Abend ziehe ich aus meinem eigenen Archiv schon mal Singles raus. 200 statt 250 Scheiben wie im August sollten reichen. Und dieses Mal auch nur die A-Seiten (um die Tipperei einzuschränken). Nach Sichtung aller Singles komme ich auf ca. 160 Stück. Ich muss also mindestens 40 kühle Scheiben am Donnerstag bei Hitsville kaufen.

Den Donnerstag Vormittag tippe ich schon mal die bisher gezogenen Singles in Excell ein und gehe erst Nachmittags zu Hitsville. Aber, aber, aber: Ralf hat es noch immer nicht geschafft, die Singles in die Kästen zu stopfen. Ich… war… wütend, riss mich aber extremst zusammen, ehrlich. Trotzdem konnte ich es nicht lassen, dem Ralf ein wenig Vorwürfe zu machen. Er sieht auch alles ein und er drückt mir mal 2 Kartons mit viel Durcheinandersingles in die Hand, die er aber anschließend noch mit Preisen versehen muss. Ach, egal, ich setze mich auf die Bordsteinkante vor dem Laden und ziehe und ziehe und ziehe eine Scheibe nach der anderen. Soooo leckere, soooo tolle Scheiben waren dabei, dass Wut und Ärger sofort verflogen. Mir war aber auch klar, dass dies nicht alles 50 Cent-Scheiben sind. Nach einer Stunde genauer Prüfung des Materials macht dann der Ralf die Preise rauf, wir zählen alles zusammen und alles ist tipitopi schön.

Intermezzo: Nina Simone (die ich unter anderem im Hitsville erstand)

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Beschwingt fahre ich zu Petra ins Iouna um vor dem Fest letzte Unklarheiten zu besprechen. Sie hatte mit Mindix die Nacht zuvor schon die Anlage abgeholt, an die ich mit meinem Zeugs angeschlossen werden solle. Ein wunderschönes altes Mischpult mit eingebauten Verstärker von BELL steht da rum. Und wie ich mir die Anschlüsse anschaue, sehe ich nur dicke Klinke. Ich habe aber nur Cinch. Ich so: „Petra, gibt es hier einen Adapter auf Cinch?“ Petra: „Öh, nö.“ Ein Anruf bei Mindix bringt uns nicht weiter: er hat auch keinen.

Wir machen aus, dass ich bei Mediamarktdoofladen in den Bilker Blödarkaden mal nachschaue, ob die das haben. Natürlich nicht. Der Fachverkäufer schlägt mir vor, 2 Adapter zu kaufen, so ginge es. Zum Glück bin ich kein Landvogt und er nicht mein… Untertan. Ich hätte ihn sicherlich geschlagen und für vogelfrei erklärt. Petra bot sich an, am Freitag Morgen das Teil bei Conrad zu besorgen. Okay, alles gut.

Abends runde ich das Programm der 200 Singles ab, tippere alles ein und formatiere mit Word. Dann ein PDF draus gezimmert und auf den Datenstick geschoben. Mein Plan: gleich Freitag früh das Zeug im Kopiercenter Süd ausdrucken lassen.

Zwischenzeitlich gehe ich zu Thorsten, um den Anhänger abzuholen. Wahrlich großartig groß und schwarz und mit dicken Rohren. Als hätte man es für Mammut geschweisst. Thorsten führt mich in alles ein, wir schließen das Teil an Mammut und ich fahre einfach mal Probe nach Hause, verstaue das Teil im Flur.

Okay, Freitag Morgen. Ich zum Kopiercenter, um die Programme für die Sennhütte auszudrucken. Da ruft mich Petra an: sie steht vor dem Conrad, doch der macht erst um 10 Uhr auf. Wie auch ihr Laden. In Ordnung, ich fahre selbst vorbei. Was ich auch tue. Doch – Überraschung! – Conrad hat den Adapter nicht. Ich versuche noch, in die Ehre des Verkäufers einzuwirken: „Wie, Conrad hat so ein Teil nicht. Conrad hat doch alles!“ Doch vergeblich, uff…

Also bei diesem Musikergeschäft auf der Corneliusstraße vorbei. Auch nichts. Ich telefoniere mit Thorsten, spreche das Problem an. Lösung: Thorsten hat solch ein Teil. Das Leben ist schön!

Auf der Fahrt zu mir nach Hause ruft mich dann Petra an, sie habe einen Adapter besorgt. Egal, doppelt ist wunderbarer. Ich schmeisse alles auf Mammut bzw. Hänger und fahre in die Neusser Straße. Holla, den Hänger kann man schon spüren (doch dazu gesondert mehr). Mindix baut schon kräftig im Hinterhof auf, ich mache mit. Alles klappt prima (bis auf den Umstand, dass mein Signal Mono auf dem Mischpult von Mindix ankommt. Aber zumindest ist es richtiges Mono).

Klingt ganz wunderbar in einem leeren Hof

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Herrje, das wird ja ein Roman! Der Hof füllt sich langsam, Mindix und ich machen PingPong, wechseln uns also ständig bei der Musik ab. Er gibt viel Reggae vor, ich konter vibe-, wenn auch nicht immer genremäßig. Der Hof ist ziemlich schnell total voll mit unterhaltenden Menschen. Okay, es wird nicht getanzt, doch man scheint sich gut zu amüsieren. Das reicht mir.

Irgendwie wird es immer leerer, wir packen also zusammen, ich alles auf Mammut rauf und ich fahre sehr, sehr vorsichtig nach Hause. Der Abend war feucht und auch wenn die Straßen wirklich wie leergefegt wirkten, wollte ich nicht Grund für eine Karambolage sein.

Entpacken und hochschleppen, der Fluch des Schallplattenauflegers. Aber irgendwann ist das auch fertig und ich werfe mich ins Bett.

Konzentriertes Kurzschlafen und aus dem Bett wieder gepurzelt. Mir ging es nicht gut. Mir ging es schlechter, als ich zugeben möchte. Aber wie man im Süddeutschen sagt: Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps und um 14 Uhr legt die Jukebox los. Nach einem ausführlich heissen Bad packe ich Mammut und fahre zur Sennhütte, der am weitest von mir entfernte Jukebox-Termin im ganzen August. Wenn Du so mit vollgepackten und behängten Mammut fährst, dann stellst Du plötzlich fest, dass Düsseldorf extrem bergig ist. Die Ackerstraße hoch ist der blanke Horror. Jetzt schon läuft mir der Schweiss Hektoliter-artig an allen Gliemaßen runter. Na prima! Aber ich schaffe es bis zur Sennhütte.

Hier ist Aufbaugeklingel angesagt. Steffi meint noch, ob ich erschöpft sei. Ich mag es, wenn man mir das gleich ansieht. Sie meint, ich könne mich ja nun hier ein wenig ausruhen. Das gefällt mir. Sie schlägt vor, dass ich vor der Sennhütte aufbaue, was ich auch gleich mache. Und da kommt von einen älteren Herren auch gleich der erste Zettel mit Wünschen und er feiert jeden einzelnen Titel total ab. Er erzählt und erzählt von seinen früheren Reisen und wie er immer Musik aus dem Lande mitbrachte und dann zu Hause anhörte. Aus Südamerika und Afrika und Asien und überhaupt. Das Wetter war leider nicht so gut und es wehte kräftig. Und wie ich registriere, dass alle Gäste drinnen sitzen und ich mit dem wettergegerbten älteren Herren alleine vor dem Laden sitze, beschließe ich, alles reinzuräumen, was ich auch tue. Drinnen die Familie der Chefinnen und ein paar Gäste. Wegen des Babys von Iris mache ich nicht ganz so laut, aber ausgerechnet jetzt geht es mit den harten Wünschen los. Zudem stehe ich genau auf der meistbegangenen Kreuzung Theke/Schankraum/Toilette/Aussenbereich und muss mich ständig zwischen den Leuten winden. Steffie bemerkt irgendwann, dass im unteren Aussenbereich nun sehr angenehm wäre, da baue ich einfach ein zweites Mal ab und auf der Terrasse wieder auf. Herrlich! Die Sonne scheint und ab und an kreischt ein ICE vorbei. Ich mache es mir mehr als bequem und nehme Kärtchen entgegen, die ich dann auch brav runterspiele.

Wurde einige Male in der Sennhütte gewünscht. Erstaunlich, aber gut.

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Es wird auch immer voller, die Uhr aber auch immer näher Richtung 18 Uhr. Gnadenlos lasse ich den Hammer fallen und räume Viertel nach Sechs alles ab (dann waren die letzten Wünsche auch gespielt). Dann schnell auf Mammut und nach Hause geritten. Ursprünglich wollte ich direkt zu Frau Z. zu ihren 65. Geburtstag, doch durch ein Telefonat besprachen wir, dass ich um ca. 20:30 Uhr ankomme und aufbaue, um um 21 Uhr dann loszulegen.

Zu Hause nutze ich die Zeit, anderes Equipment einzupacken. Irgendwie war mir der Dual nicht ganz koscher. Ich packe Verstärker, Mischpult und einen MKII zurecht und ruhe mich ein wenig aus. Dann aber wieder los Richtung Flingern zur Feier. Zwischenzeitlich war es schon dunkel und ich fuhr langsam, aber angestrengt durch Düsseldorf. Dann auf Höhe des Bahnhofes blaues Blinklicht hinter mir. Ich drehe mich kurz um und sehe einen Polizei-Bus hinter mir. Ich kann nun nicht umdrehen und Zeichensprache machen, weshalb ich mir mit ausgestreckten Zeigefinger auf den höchsten Punkt meines Kopfes tippe. So wie „bin ich gemeint?“. Eine Lautsprecherdurchsage oder kurze Lichthupe hätte mir gereicht. Aber kein Zeichen, nur Blinklicht. Also bleibe ich stehen, der Bus auch. Der Herr Polizist steigt aus und meint, ob mein Gefährt kein Licht habe. Klar habe ich Licht. Vorne und – äh – hinten. Was man aber wegen des Anhängers scheinbar nicht sehen kann. Er meint, er habe keine Lust, heute Abend noch einen Unfall aufzunehmen, ich müsse auf den Bürgersteig. Ich so: „bis nach Flingern?“ Er: „Ich drehe hier noch ein paar Runden und wenn ich sie nochmals erwische, gibt es ein Verwarngeld!“ Ich so: „Ich habe verstanden“.

Dann schiebe ich das ganze 500 Meter weit und beschließe, erneut das Gesetz zu brechen. Ich fahre also – vorsichtig! – auf dem Gehweg weiter. Aber wie schlimm das war. Ich nehme natürlich Rücksicht auf jeden Fußgänger. Ich lasse jeden an engen Stellen vor. Das dauert. Das dauert viel zu lange. Ich komme zu spät.

Das letzte Stück sind die Straßen frei und ich gebe alles. Ich zwinge Mammut und Hänger und die Last mit meinem kompletten Gewicht stehend zu Höchstleistungen. Kurz nach Neun stehe ich vor dem Haus, packe alles runter, um mit einem Nachbarn reinzuschlüpfen. Alles in den Aufzug rein und in den 5. Stock gefahren, ufff. Im Wohnzimmer sitzen andächtig gefühlte 60 Personen im Kreis, jemand trägt etwas vor. Ich hüpfe ins Bad und versuche mich abzukühlen. Vergeblich, es ist einfach sehr warm in der Wohnung. Die Laudatio ist vorüber, ich begrüße kurz Frau Z. und gratuliere ihr. Dann baue ich in einer Ecke neben dem Büffet auf. Ich transpirierte nicht. Ich schwitzte nicht. Ich lof aus. Aus allen Ecken und Poren und überhaupt. Ich tropfte so ziemlich alles regelrecht nass. Mühsam versuchte ich mit einer Serviette das ganze in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig betete ich innerlich, dass die Anlage läuft, der Sound gut ist, die Lautstärke reicht. Die Leute unterhalten sich oder schauen mir halt zu, prima.

Ganz leise höre ich probe und es klingt beschissen. Ich mache etwas lauter und es klingt akzeptabel. Ich beschließe aufs ganze zu gehen, rufe dem Publikum „wollen wir es probieren?“ und komme den Leuten mit Rock n Roll. Hurra und wilder Tanz, die Leute drehen sich nach dem Lied alle zu mir und Applaudieren. Nächste Platte, weiter getanzt. Ich merke schnell, dass es möglichst originale Lieder aus den 50ern und 60ern sein müssen und die Leute einen emotionalen Draht zum Song haben. Der zweite Teil geht nur über Osmose, Mojo, Intuition. Oder für Nerds: Trial and Error und dabei immer eine gute Figur abgeben.

Es schrappte hier und da, ich hatte wieder mal Muffe, dass mein Material oder meine Kreativität nicht ausreichen, um den Abend gut zu gestalten, aber es klappte. Schnell wurde weniger getanzt, was ich aber verstehen kann: die Leute tanzten mitunter ohne Rücksicht auf Alter und/oder Konstitution.

Um Mitternacht hatte jemand auch noch Geburtstag und wir sangen „Happy Birthday“, weil ich wieder keine geeignete Platte dabei hatte. Ich finde aber singen viel, viel schöner zu Geburtstagen. Und so wurden noch 2 oder 3 Lieder angehängt. Ich fühlte mich sehr wohl.

Ja und kurz vor 0:30 Uhr vernahm ich, dass um halbeins Schluss sein soll. Huch, wie gut. Als letztes Stück legte ich Papa und Tochter Sinatra auf und alle lagen sich in den Armen. Mir wurde auch ganz blümerant.

Don’t mind the pics, it’s the music

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Die Heimfahrt war sehr okay, immer schön die Dorotheenstraße und dann bis zum Südring am Fahrradweg entlang. Ich kam um 1 Uhr an, verpackte alles und ging dann zu Orlando in die Bar Alexandra, um einen Whisky Sour zu trinken. Er schmeckte köstlich.