Im Anzug zum Concorde auf der Konkordiastraße, den Ärger mit strammen Tritte in die Pedale Mammuts abzustrampeln zu versuchen, ohne die wertvolle Last allzusehr zu beanspruchen. Hey, der Satz war nicht einfach zu schreiben.
Vor dem Concorde einige Gäste, im Concorde schreckliche Leere. Leere? Ich meinte ein Vakuum, das nur durch die Bedienung durchbrochen wurde. Ein Herr, der wohl zumindest Mitbesitzer ist, sitzt am Laptop und hackt vor sich hin. Ich stelle mich beiläufig vor, man gibt mir alle Freiheit, ich baue auf. Neben dem Eingang, um zur Not schnell rauszuhüpfen, um eine Kippe zu rauchen.
Kurz nach 20 Uhr erscheint Manfred. Der jeden Abend schaffte. Er macht mir ein etwas schlüpfriges Angebot. Ich solle 4 Lieder auswählen, als letztes wolle er Les Rita Mitsouko mit dem Burner „C’est comme ca“. ich wähle unter anderem die Nummer 001 (Your smile is a diamond von irgendwas mit „A“) aus. Die Platten spielen durch, der Besitzer wünscht sich die B-Seite von der Gainsbourg und legt 1 Euro hin. 50 Cent zu viel. Nachdem die Songs rum sind, wähle ich eigenmächtig die Pretenders mit „Don’t get me wrong“, dann Vögelgezwitscher. Manfred meint, er wolle mich nicht hängen lassen und wählt nochmals 5 Songs aus, die er auch bezahlt. Ich lege sie auf. Da kommt Christian gewohnt locker, um auch gleich ein Zettelchen auszufüllen. Es liegt ein wenig ein Hauch von „kommen nicht mehr?“ in der Luft. Ich will es nicht so spannend machen: Mayo traf ein, wir bauten dann die Schießbude vor dem Fenster neu auf und öffneten jenes, um den Sound auch vor die Türe zu tragen. Ich komme auf so etwas gar nicht, es war der Vorschlag des Besitzers.
2 junge Damen essen vor dem Lokal und studieren dabei die Liste. Armin schaut vorbei, wie auch Claudi und Andreas. Irgendwie haben wir nun eine kleine Party am Laufen. Claudi und Andreas schunkeln hier und da gekonnt, Füße wippen, Finger schnalzen. Auch Marina lässt sich blicken, aber es fehlt irgendwie an Schwungmasse. Zuerst kommt der Besitzer und fordert mich auf, das Fenster zu schließen. Nachbarn. Eigentlich ahnte ich es. Dann sind um 23 Uhr alle weg. Ich packe zusammen und freue mich über treue Freunde. Und hoffe auf mehr Fremde. Heute Abend. In der Bar Zogel.
Okay, ich fuhr durch Düsseldorf, um den Dual 1224 abzuholen. Der gute Mann vergaß leider die Boxen bzw ich deutete gestern an, sie nicht zu brauchen, ahnte aber nicht, dass ich den Dual bei seiner Arbeitstelle abhole. Also morgen nochmals hin.
Ich rase also so schnell es mit dem Dual vorne auf Mammut geht nach Hause und schließe erwartungsvoll 2 andere Boxen an. Ein Kanal geht nicht im Stereo-Modus, Mono klingt es auch nicht berauschend. Meine Halsschlagader pochte wild. Ich nehme das gute Ding also mit zu Hifi-Knopf um die Ecke und beknie Herrn Knopf, heilende Hände auf das Gerät zu legen. Wir gehen zur Werkstatt, der Azubi macht den 1224 auf, klingelt (misst) die Sicherungen durch. Eine ist kaputt. Austauschen und testen: immer noch fehlt ein Kanal. Der Chef persönlich geht ran, klingelt das Teil durch. Diagnose: das Teil wurde mal überlastet und so. Da macht es „Fatz!“ und Herr Knopf zum Azubi: „war das Teil am Netz?“ Azubi: „Öh, ja.“ Ich ahne Schlimmes: Kurzschluss, Endstufe voll hinüber, richtig geahnt.
Herr Knopf bietet mir an, kostenlos das Teil wieder soweit herzustellen, wie es vorher war. Also mit einem Kanal. Ich so: „Wie lange und wieviel, damit das Baby komplett in Ordnung ist?“ Er so: „Morgen Nachmittag, 100 Euro“. Hier bitte irgend einen extrem schlimmen Fluch vorstellen. Ich kann das nicht schreiben, vielleicht lesen ja Kinder mit.
Nun gut. Zwar habe ich momentan keinen Plan, wie ich die 100 Euro bis Morgen zusammentragen soll, aber ich gab Herrn Knopf grünes Licht, den 1224 fit zu machen. Ich brauche das Teil, ich will das Teil, Herrje!
Insofern bitte keinen doofen Spruch heute Abend, wenn ich wieder mit meinen eigentlich schon ausrangierten 1210er da stehe. Wollen wir es wie Lee Scratch Perry sehen: „Mono, cause only one Jah“ oder so.
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Mission Plattenspieler. Den Vormittag fuhr ich kreuz und quer durch Düsseldorf, um einen zu finden. Ich fand ja so einiges obskures, aber nicht das gewünschte. So dehnte ich meine Suche auf das Internet aus und tatsächlich: auf einer Seite finde ich ihn. Dual 1224. Ich telefoniere mit dem Anbieter und mache mit ihm aus, die Maschine am Dienstag abzuholen.
Apropos abholen: ich holte die Postkarten mit den Tourdaten bei der Druckerei ab. Den Leuten immerzu Plakate aufzunötigen hat seinen Reiz, doch der ist irgendwann abgebaut bzw. die Plakate verteilt. Einige der Exemplare lege ich in den Geschäften von Freunden aus. Ach, neue Wunschzettel ließ ich auch drucken und schneiden. Die eigenen sahen ja wie mit der Nagelschere geschnitten aus.
Um 19:30 fuhr ich also Mammut zum Ohme am Markt. Bisher die weiteste Strecke und das Gepäck schaukelte gefährlich in und her. Größtes Handicap ist dabei der Diaprojektorständer, der mich fast 2 Meter breit macht. Scheinbar geht man stillschweigend davon aus, Fahrräder dürften nicht breiter als eine Postkarte sein. Zumindest parken viele Autos entsprechend. Ach, da muss sich noch einiges ändern.
Im Ohme am Markt fällt mir auf, dass ich die letzten Tage falsche Infos verbreitete. Es gibt dort nicht Füchsen vom Fass, sondern Uerige. Und Tannenzäpfchen aus der Flasche. Was mir als Badener wichtig ist.
Das Ohme ist groß und hat 2 Räume. Der vordere Bereich ist für Raucher und die Tische sind fast alle gut besetzt. In der Mitte des Raumes ist eine leider störende Säule, die Sicht und Sound schluckt. Mit Cornelia, der Besitzerin, mache ich aus, dass ich die Schießbude neben der Theke aufbaue. Und beim Aufbau bleibt mir dann fast das Herz stehen: Durch die rumpelnde Fahrerei löst sich der Plattenspieler langsam auf und verliert immer mehr an Teilen. Die Armhalterung ist nicht mehr existent und zum zweiten Male verlor ich die Achse, diesen Stift in der Mitte. Aber ohne Stift keine Zentrierung, was das Auflegen nicht nur extrem verlangsamt, sondern die meisten Platten auch fürchterlich eiern lässt.
Getoppt wird das ganze dadurch, dass es scheinbar kein einziges Verlängerungskabel im Ohme gibt. Cornelia erläutert, dass vor kurzen renoviert worden sei und die Handwerker scheinbar alles mitnahmen. So telefonierte Cornelia nach einer Kabeltrommel, während ich die Theke nach einem Stiftersatz untersuche.
Kugelschreiber und Bleistifte sind ein klein wenig zu dick. Selbst wenn man einen Bleistift in den Teller rammt kann man den Puck nur noch mühsam rausfitzeln. Und ca. 10% der Singles haben ein kleines Loch, brauchen also keinen Puck. Ich finde Kaminstreichhölzer, die ich eigentlich immer extrem affig fand, mir aber jetzt die Rettung bringen. Die Lösung siehe Foto. Ein Stift muss nicht rund sein.
Cornelia drückt mir eine Kabeltrommel in die Hand und ich lege den Plattenspieler an das Stromnetz. Der Plattenspieler gibt keinen Mucks von sich. Andere Steckdose: auch nichts. Der Kellner verweist mich auf eine dritte Steckdose. Funktioniert. Uff, was kann schon noch passieren?
An einen Tisch sitzen 3 junge Damen und ein junger Herr, die offensichtlich nicht zu den Stammgästen zählen. Ich verteile Listen an sie und nach und nach kommen weitere Leute auf mich zu, um Wünsche auszuwählen. Man erkennt sie daran, dass sie noch keine weiße Haare haben. Cornelia gibt den ersten Wunschzettel ab. Ich bin etwas irritiert, da es sich nur um B-Seiten handelt und frage bei ihr nach, aber es habe seine Richtigkeit.
Tisch 4 macht schon nach 2 Liedern Schwierigkeiten. Einer der Herren kommt auf mich zu und meint, die Musik wäre kaum bei ihnen zu hören. Naja, da liegt halt die Säule dazwischen. Ich justiere den Lautsprecher in ihre Richtung und mache lauter. Da kommt dann die Cornelia und meint, ich möge leiser machen, da es Tisch 4 zu laut sei. Und überhaupt wären das halt alte Menschen, die das nicht abkönnten. Ich ziehe meine inneren Augenbrauen hoch und mache etwas leiser, justiere den Lautsprecher in eine andere Richtung. Aber was soll ich machen? Die Hives in 3,5 Watt reichen aus, um ältere Herren in den Wahnsinn zu treiben. Die Herren von Tisch 4 gehen einer nach dem anderen mit bösen Blick in meine Richtung nach Hause.Ich muss an die 60er denken. So war das damals, als die Jugend und das Establishment aufeinander prallten. Ahhh… süßer Duft der Geschichte!
Es kommen immer mehr, um der Jukebox zu lauschen. Mitunter waren 5 oder 6 Tische mit Wünschenden besetzt. Die Lieder, die ich auflegte, scheinen alle extrem kurz zu sein und ich kann ständig meine vorweg ausgegebenen Annahmestopp widerrufen.
Und so hielt mein kleiner Dual-Kamerad doch noch tapfer durch. Heute hole ich seinen großen Bruder. Aber der 1210 wird immer einen Platz in meinen Herzen haben. Heute lege ich übrigens ab 20 Uhr im Concorde in Unterbilk auf. Wahrscheinlich in Stereo und mit glasklaren Sound. Hören wir uns?
Notiz an mich: ich muss meinen Tag mehr strukturieren.
Ich schaffe es momentan ganz gut, mich fast nur noch mit der Jukebox zu beschäftigen: Statistiken erfassen, Blog schreiben, Bilder aufbereiten, Facebook pflegen… da bleibt gerade noch etwas Zeit für Wäsche. Insofern: mehr Disziplin, Herr Specks!
Genug Parolen. Wie war der heutige Tag? Ich gönnte mir heute vor dem Auflegen einen Salat und eine Pizza, bevor mich vor Ort wieder der große Hunger ereilt. Es war nicht fürstlich und wegen der knappen Zeit schlang ich viel zu schnell. Und trotzdem habe ich es genossen.
Das Café Sternwarte ist ein sogenanntes Elterncafé direkt an einem großen Wasserspielplatz. Die Kleinen planschen, die Großen trinken Kaffee oder sonst irgend etwas Flüssiges.
Der Laden war ganz gut gefüllt. Nach kurzer Absprache (freie Hand im Aufbau) stand auch schon die Schießbude. Zwischenzeitlich ist das alles Routine und in 5 Minuten fertig. Ich hatte den Eindruck, niemand wisse etwas mit mir anzufangen, so legte ich eine Vogelplatte auf und stellte mich hinter den Plattenspieler. Da kam der Besitzer und löste den ersten Wunschzettel ein.
An einen Tisch zeigte man Interesse und ich versorgte alle mit Listen und Wunschzetteln, hier und da fragte jemand nach: es ging doch ganz gut an. Nur das Wetter wusste mal wieder nichts vom angekündigten Sonnenschein und entschied sich zu einen mittellangen Regen. Der große Baum schützte viele Gäste, ich erhielt einen großen Schirm und hinter mir wurde eine große Plane über den Bierbänken aufgezogen. Kühles Krisenmanagement. Doch all dies konnte doch nicht alle davon abhalten, zu gehen. Es wurde übersichtlicher.
Doch da kam Manfred. Und Thorsten kam extra aus Solingen vorbei. Und auch Michael. Und später noch Elfi mit einer ganzen Clique. Soll heissen: die Vögel mussten nicht mehr pfeifen, sondern es wurden bis 19 Uhr Wünsche eingereicht. Man freute sich über vieles lang nicht gehörtes, also besonders Bryan Ferry und Neil Young. Und – ich war beeindruckt – 1 x die B-Seite der Bay City Rollers „You are a Woman“ (nach Münchener Freiheit, haha!).
Aber das ist ja das irre an der Jukebox: innerhalb 15 Minuten laufen Led Zeppelin und Army of Lovers und Stan Getz. Und keiner muckt darauf.
Ein gemütlicher Nachmittag im Park. Und ich freue mich so sehr über einen freien Abend. Bis Morgen wieder. Im Ohme am Markt. Mein Gefühl sagt mir: das wird Punkrock!
Mein Verhältnis zu meinem Körper ist folgendes: wir mögen uns und haben auch Spaß miteinander. Wenn er jedoch meckert und muckt, ignoriere ich ihn, wenn ich zu tun habe. Das gelingt mir meist auch prima und so ein Körper steckt auch einiges weg. Jedoch gibt es eine Form von Schmerz, vor der ich schrecklichen Respekt habe…
Eingeklemmte Nerven oder Muskeln oder was-weiss-ich, was sich am Rücken alles einklemmen lässt. So erging es mir am Samstag. Aufgewacht und Schmerzen gehabt. Aufgestanden und Schmerzen gehabt. Mich hingesetzt und Schmerzen gehabt. Da breitet sich dann auch eine gewisse Paranoia im Körper aus: bloss keine falsche Bewegung machen. Prima Einstellung, um eine sogenannte Schonhaltung einzunehmen, was meist alles verschlimmert. Also rein in den Schmerz und getan, was zu tun ist.
Schrieb ich schon vom kalten Duschen? Vor einer Woche hatte ich keinen Strom, so dass ich gezwungen war, kalt zu Duschen. Ich hatte schon einmal eine Phase, in der ich kalt duschte, doch der Körper erinnert sich so gar nicht mehr daran. Im Gegensatz zum Fahrrad fahren oder was-weiss-ich. Der Körper ist jedes Mal auf das neue zutiefst geschockt. Ich mag es, wenn mein Körper auf diese Art geschockt wird, weil er danach so schön frisch ist. Problem: die Zeit des Schocks an sich.
Herrje, ist eiskaltes Wasser kalt. Die Versuchung ist groß, wie ein kleines Schweinchen zu quicken und zu kreischen, aber man lebt nicht alleine und die Nachbarn wollen keine Schweinchen im Hause. Also die Zähne zusammen gebissen und erst etwas verschämt die Beine und Arme bestrahlt, um dann den Unterkörper und dann… die Brust! Die Brust ist sowas von kälteempfindlich, Verdammt und zugenäht. Das wird nur noch vom Rücken und Nacken getopt (der Kopf selbst? ist viel härter im Nehmen, als eine Brust oder ein Rücken). Also schnell nassgemacht, das Wasser abgestellt, sich eingeseift und dann… mannhaft abduschen. Ohne zu Schreien. Großes Kino und so günstig. Da gibt es ja Menschen, die fahren an irgendwelche Orte, um von Brücken zu springen. Dabei ist kaltes Duschen eine viel naheliegendere Herausforderung. Warum wohl mehr Menschen von Brücken springen, als sich kalt zu duschen? Von Brücken springt man vor Publikum runter und meist filmt man es. Man ist ja auch nicht ohne Zeugnis furchtlos bzw. duscht ja nicht vor Publikum. Wobei… das ist eine Marktlücke. Ich schenke Dir die Idee: public showering, der nächste Trend.
Ich mache einen Haken unter „über das kalte Duschen schreiben“ und kehre zum eigentlichen Grund dieser Blogerei zurück. Aufbau am Café süße Erinnerung. Rafael bedient – mein junger, bärtiger Beatlesfreund, der immer total fertig vom Vorabend ist. Ach, süße Jugend!
Das Wetter wirkte unzuverlässig. Wetter.de behauptete, die Regenwahrscheinlichkeit liege bei lumpigen 2%, doch kaum stand ich unten auf der Straße, goss es. Nicht wirklich richtig doll, aber es schien mehr, als 2%.
Rafael ist Fotograf und braucht verlässliche Wetterdaten. Ich haue ihn also auf seine Infos an und sein Apfeltelefon behauptet, dass es strahlenden Sonnenschein bis 19 Uhr gäbe. Doof, dass das Wetter davon nichts weiss, doch ich greife vorweg.
Freunde kommen und bezahlen für Wünsche. Doktor Wenzel, Marina, Manfred, der dicke Olli plus seine nette Freundin und die Brunnenstraße-Posse: Bernhard, Margret und viele mehr. Alles an Stühlen wird auf dem Gehweg platziert und ich lege Single um Single auf. Es ist schön und gemütlich, doch leider regnete es irgendwann doch, was einige zum Gehen veranlasste.
Doch da kamen um 18 Uhr vier Herren, die ein gemeinsames Abendessen planten und vorher die Jukebox hören wollten. Diese vier Herren waren einfach wunderbar. Da wurde Zaza und Army of Lovers gewünscht, Kate Bush bewundert und Jacques Brel gelauscht. Wir verabredeten uns im Galapagoz, vor dem Levent scheinen sie sich etwas zu gruseln.
Verdammt, ich will jetzt schnell zum Café Rekord radeln, um mit meinen Musikwissen anzugeben. Morgen lege ich im Café Sternwarte auf. Steilvorlage für Eltern. Kommt!
Am Freitag war ich irgendwie unruhig im Herzen. Die Abende bei Heiko, den Damen und Herren und in der Brause verliefen so prächtig, dass ich fürchtete, so kann es nicht ewig weiter gehen. Und tatsächlich ist ein Bestandteil der Tour, dass die Orte und die Menschen vor Ort unterschiedlichst sind. Die Tour plante ich insofern so, dass die ersten Abende einem Heimspiel gleichen und somit genügend Dynamik erzeugen, die weiteren Orte mit Charm zu erobern.
Ich entschied mich zum ersten Male, nicht im Anzug aufzulegen. Vielleicht hat dies mit der schon beschriebenen Unruhe zu tun. Ich meinte, dies unmöglich die ganze Tour durchhalten zu können und lieber früher als später damit zu brechen. So riss ich mir um 19:30 Uhr nochmals den Anzug vom Leibe, um mir gemütliches anzuziehen und anschließend Mammut zum Dreiraum zu reiten.
Das Dreiraum geht sehr gut und die Leute vom Dreiraum sind sehr damit beschäftigt, alle Gäste zu versorgen. Der Besitzer und ich beraten uns kurz und ich baue meine Schießbude am Rande der Terrasse auf. Von den Gästen ist mir niemand bekannt, so dass ich mir fast wie ein Fremdkörper vorkomme. Ich lege die Vogelstimmen auf und warte, was passiert.
Claudi und Andreas kamen als erstes, es folgt Mark, der bei den Damen und Herren schon zugegen war. Es werden die ersten Wünsche abgegeben, so dass ich den Vogelplatten den Garaus machen kann. Immer mehr Leute erscheinen, die dem Lockruf der Musik folgten. Markus, Christiane, Marina, Katja und Freund, Käthe, Mayo und so weiter und so fort. Zudem stellt sich heraus, dass mir viele unbekannte Menschen kamen. Aufgrund der Umstände kommt zwar nicht das Partygefühl der vergangenen Abende auf, doch dafür entwickeln sich kleine Gruppen von Leuten, die angeregt am Reden sind. Und so ist es auch richtig: Musik hat viele Facetten, Orte verschiedene Funktionen, Menschen mehr als nur 3 Gefühle.
Bis Mitternacht wurden es exakt 60 Singles, die ich spielte. Diese Anzahl kann ich zwischenzeitlich als guten Richtwert akzeptieren. Brav führe ich Statistik der Wünsche, um gegen Ende eine dicke Auswertung zu machen.
Als kleine Gruppe standen wir noch ein Stündchen beisammen und unterhielten uns über schöne Popthemen: die beste Futurama-Folge, die Wahrheiten in „High Fidelity“ und einiges mehr. Dann stieg jeder auf ihr oder sein Rad und fuhr nach Hause. Ein schöner Abend.
Heute also meine Homebase, das Café süße Erinnerung in der Brunnenstraße. Das Wetter ist schön und irgendwie habe ich das Gefühl, heute im eigenen Wohnzimmer aufzuspielen. Komm‘ vorbei und wünsch‘ Dir was.
Die Brause ist ein schlichtwegs kleiner und sympathischer Laden in Bilk. Das es früher eine Metzgerei war, mag es gar nicht verhehlen. Im Gegenteil: über der Bar ist ein roter Leuchtkasten mit der Aufschrift „Metzgerei Schnitzel e.V.“ (davon habe ich nun leider kein Foto, aber Du kannst ja einfach mal vorbei fahren und die Brause besuchen. Es lohnt sich auf alle Fälle).
Die Mitarbeiter des Vereines gingen auf all‘ meine Wünsche ein: bitte alles rausräumen und möglichst wenig Sitzfläche übrig lassen. Ich machte mit den gelben Kästen einen schicken Stand für meine Schießbude auf und schon kann es losgehen.
Eine gewissermaßen kuriose Situation: viele vom Publikum kannte ich irgend woher und tatsächlich konnte ich sie Facebook zuordnen. Das Treffen von virtuellen Bekanntschaften im realen Raum oder so. Ein schönes Erlebnis, aber die Jukebox braucht meine ganze Konzentration und plaudern ist leider nicht.
Die Menschen setzen sich, wo noch Sitzfläche vorhanden ist, die anderen stehen vor der Brause und unterhalten sich. Ab und an lasse ich ein paar Worte zu den Singles beim Auflegen fallen und es entwickelt sich hier und da ein kurzer Austausch: ein Mensch/Maschinen-Dialog, wenn ich hier die Jukebox mal ganz mechanisch verstehen darf.
Die Stimmung wurde immer besser, die Leute vor der Türe mussten dann wegen eines empfindlichen Nachbars alle in den Laden und tatsächlich waren alle bereit, nach der Aufforderung meinerseits doch bitte für ein Foto das wilde Partyvolk zu mimen. Klappte tatsächlich vorzüglich.
Vielleicht war das einfach eine gute Vorbereitung aber tatsächlich swingten sich alle nach und nach ein: ab ca. 23 Uhr wurde getanzt. Wunderbar egal dabei, wenn ein Titel zwischendurch nicht der Stomper war, dann hat man halt auf die nächste Single gewartet. Und selbst die anstrengende Residents-Version von „I can’t get no“ konnte die gute Stimmung nicht schmälern.
Der kleine DUAL und die große Glasfront der Brause brachte den emfpindlichen Nachbarn doch dazu, das Ordnungsamt zu rufen. Herrje, immer wieder dieses Paradoxon: die Menschen ertragen zwar die Bilker Allee, eine der lautesten Straßen der Stadt, aber bei Musik ticken sie dann durch. Wir machten etwas leiser und das Ordnungsamt ging wieder.
Um mal doof zu reimen: dicke Sause in der Brause. Toll, dass einige Gäste der Damen und Herren gestern wieder zugegen waren. Noch toller, dass die meisten jedoch zum ersten Mal die Jukebox mitmachten und sich völlig frei und gelöst darauf einließen. Ach, würde jeder der bevorstehenden 29 Abende so schön verlaufen.
Und heute Abend also das Lokal Dreiraum, das offensichtlich viele nicht kennen. Ein netter Laden mit Küche, bei guten Wetter machen wir die Jukebox im Freien. Was kein Problem für die Nachbarn sei, wie der Besitzer mir versicherte. Hurra, das wird fein!
PS: Schlecht geschrieben. Ich muss mich mehr anstrengen. Ab Morgen nehme ich mir mehr Zeit dafür.
Andreas schlug vor, ich sollte den Beitrag mit „der körperliche Verfall ist nicht mehr zu vertuschen und aufzuhalten“ zu beginnen, doch ich möchte dem lieber Lüge strafen.
Michael im Café St. Martin servierte mir genau die Form von Salat, die mich aufrichtet: mit Nüssen, Trauben und Feigen. Leckerst! Das nenne ich „Soulfood“. So gestärkt fuhr ich Mammut mit allem Notwendigen beladen zu den Damen und Herren. Ulf und Steve bauten schon fleissig den Laden um und ich suchte einige Utensilien zusammen, um meine Bude aufzubauen. Für die Ewigkeit: anhängendes Foto erklärt alles.
Die Gäste ließen ein wenig auf sich warten. Gegen 20:30 Uhr kamen die ersten und wurden von europäischen Vogelstimmen empfangen (welche immer gespielt werden, solange nichts gewünscht wird). Frühe Vögel fangen die ersten Würmer und so konnte Mayo seine 5 Wünsche zuerst anbringen, um als erstes bedient zu werden.
Generelles Problem: wie berechnet man die Länge des Abends? Gehe ich von 3,5 Minuten Spieldauer inklusive Auflegen der Single aus? dann sind es 68 Lieder, die am Abend gespielt werden können. Da gilt es mizurechnen und rechtzeitig einen Annahmestopp zu verhängen, um nicht um 1:30 Uhr noch Wünsche auf dem Tisch liegen zu haben.
Nun, gestern füllte sich das Damen und Herren mit kleinen Grüppchen Menschen, die die Listen studierten und ihre Wünsche gemeinsam genossen. Wie zu erwarten war die Vorpremiere an einen Wildheitspegel gebunden, der so schnell nicht mehr zu erreichen ist. Doch der Abend verlief dynamisch: wie gegen 22 Uhr Katja, Claud, Heiko und Andreas einliefen und Andreas für alle sichtbar Dehnübungen machte, um sich auf das Tanzen vorzubereiten, war klar, wo alles enden würde: wie auf Bestellung kamen gegen 22:30 Uhr einige… Nonkonformisten herein, die den Laden für sich einnahmen.
Und so wurde ab ca. 23 Uhr tatsächlich getanzt. Es war schön anzusehen und einer Premiere würdig. Doch leider muss ich 3 Singles betrauern, die die Tour nicht mehr schaffen werden: Münchener Freiheits „tausendmal Du“, und Julie Driscolls „Way to Cairo“ haben schreckliche Wellen und sind unabspielbar, wie auch Insterburg & Cos „Diese Platte ist ein Hit“, die tatsächlich zerbrochen ist. Hätte ich doch am besten alle Platten vorher einmal gewaschen, doch Zeit ist Luxus. Wie ich die Opfer betrauern und austauschen werde, muss ich heute noch entscheiden.
Zweites Manko: der Dualplattenspieler ist leider zu schwach auf der Brust, um größere Räume zu bespielen. Ich suche also nach Ersatz. Spätestens am Samstag auf dem Flohmarkt.
Heute Abend geht es in der Brause weiter. Die ist zum Glück eher kuschelig klein und zur Not steht vielleicht auch ein Technics herum, der zu bedienen ist. Wir sehen uns? Ich bin da!
Okay, ich habe versprochen, brav Tagebuch während der Tour zu führen. Nun ist der 31. Juli zwar noch kein Tourtag, doch da Heiko und Katja so selten im Lande sind, nutzen wir deren Anwesenheit, um in Heikos Räumen eine Vorpremiere zu starten.
Kurz vor 8 Uhr kam ich mit Mammut und meinen Flohzirkus bei Heiko an und baute alles auf. Kurzer Soundcheck: kein Sound. Der ELAC gab keinen Ton von sich, nicht mal die Lampe brannte. Statt nun Ursachenerörterung zu betreiben raste ich schnell nach Hause und holte Ersatzspieler DUAL ab.
Nicht der beste Beginn, wenn schon am Vorabend der Ersatzspieler auf das Feld geschickt wird, aber heulen gilt nicht. Schnell füllte sich Heikos Lädchen mit Freunden, guten Bekannten, Interessierten. Heiko baute auf dem Gehweg einen Grill auf und grillte Grillgut. Bierbüchsen wurden dutzendeweise geöffnet, Wünsche kamen in Massen bei mir an.
Auf dem Gehweg Party, im Laden Party, in der Küche Party. Mit der Zeit erarbeitete ich mir einen gewissen Workflow: Platten raussuchen, in der richtigen Reihenfolge ablegen, im Singlekoffer Position der Platten markieren, um das Aufräumen zu erleichtern.
Dyonisos schlug immer heftiger zu: tanzten zu beginn eher verschüchtert ein oder zwei Personen, wurden es immer mehr und mehr. Der DUAL brüllte in die Nacht und verzerrte so manchen Song fast zur Unkenntlichkeit, egal.
Die Stimmung war unglaublich schön. Wie ich gegen 1:30 Uhr einpacken wollte, wurde ich extremst bekniet, weiter zu machen. Okay, dann die menschliche Jukebox abgeschaltet und aufgelegt, worauf ich Bock hatte. Bis 3 Uhr. Herrje, mein Kopf!
Premiere: Damen und Herren Kulturverein – Oberbilker Allee 35
Heute also die Premiere bei den Damen und Herren. Das ist ein wenig wie ein Heimspiel für mich und ich freue mich aufrichtig. Wie der Namen schon andeutet, ist der Kulturverein in einem ehemaligen Friseurgeschäft beheimatet. Die Damen und Herren zeichnet eine Liebe zum Untergrund aus, den ich tief respektiere. Komm‘ vorbei und vergiss das Kleingeld für die Jukebox nicht.
So! Die Singles wurden ausgewählt, sortiert und eingepackt, die Listen getippt und ausgedruckt. Selbst die Wunschzettel habe ich wirklich mehr schlecht als recht ausgeschnitten. Just in diesen Moment kann ich gar nicht genug aufatmen: diese Ein-Mann-Kiste ist trotz der vielen Unterstützung, die ich erlebe, eine gewisse Herausforderung. Hier die Singleliste, solltest Du das vorab schon Ausdrucken wollen.
Aber genug gemeckert, jetzt freue ich mich einfach mal. Am Dienstag Abend feiern wir im kleinen Kreise bei Heiko auf der Brunnenstraße und justieren die menschliche Jukebox ganz, ganz fein: hält die Anlage durch? Braucht es neue Nadeln? Kommt das Testpublikum mit den Listen zurecht? Tatsächlich habe ich eine ordentliche To-Do-Liste noch vorliegen, die ich erst die nächsten Tage abarbeiten kann. Warum nicht einfach hier posten?
Ersatznadeln (für den Dual und den Elac)
Gute Gummiflitschen zum Befestigen des Equipements auf dem Mammut
Ein Regenschutz für Mensch und Werkzeug
Kugelschreiber, die man nicht mehr einsammeln muss
Einen Adapter von Din auf Cinch kaufen
Eine Ersatzröhre für den Dual
Postkarten gestalten und drucken lassen für weitere Akquise
Ein Hinweisschild auf die Facebook-Seite, um Laufkundschaft zu informieren
etc.
So, ich läute den Feierabend ein. Dir auch einen schönen Abend!