Es häufen sich Anmerkungen der Dramadichte meiner Berichte. Nun, wahrscheinlich beschreibe ich meine Tour einfach zu dramatisch. Ja dann halt mal der Bericht eines völlig undramatischen Tages.
Aufgewacht, aufgestanden, kalt geduscht, Nudeln mit Salbeibutter gefrühstückt. Ein langes, intensives und aufwühlendes Telefongespräch geführt. Zu P. geradelt und etwas geplaudert. P. möchte die menschliche Jukebox für Events vorschlagen. Finde ich gut.
R. in seinen Lokal besucht. Auch hier ein Plausch gemacht und wieder nach Hause gefahren. Haushaltsdienste, Korrespondenz geführt, mir Gedanken über das Equipment gemacht. Jemand bietet mir zur Unterstützung der weiteren Tour seinen Dual 1225 an. Wir wollen uns am Donnerstag hierzu treffen. Da ich heute undramatisch schreiben will: coole Sache, prima!
Ich treffe T. auf der Straße und wir verabreden uns zum gemeinsamen Kochen, ebenfalls am Donnerstag. Der nächste Montag soll übrigens nicht in einen Lokal stattfinden und ich kläre telefonisch Unterstützung ab. Möge am Montag die Sonne scheinen. Da ruft mich Martin vom Galapagoz an, um den Aufbau zu klären. Da ich sowieso bei Conrad um die Ecke vorbei wollte, kündige ich mich vor Ort an.
Martin bietet an, über die Hausanlage zu spielen. Na gut, mache ich es mir mal einfach und sage widerstandslos zu. Conrad hat ein Teil des gesuchten von mir, ich radele mit Mammut durch den dichten Verkehr, der eher einen kriechenden Stau gleicht. Nun aber fix Gebete gemacht, Zeugs gepackt und Anzug angezogen. Der graue Leinenanzug soll es sein: locker, leger und luftig. Das Wetter sieht nach Gewitter aus, doch ich komme trocken im Galapagoz an.
Simone sitzt schon mit einer Bekannten vor dem Galapagoz, ansonsten kann ich nicht erkennen, wer Stammgast ist und wer der Jukebox folgt. Ich baue im Eingangsbereich auf, die Hausanlage wird so laut aufgedreht, dass die Leute vor dem Lokal alles hören können. Allerdings lässt der Sound zu wünschen übrig: im vorderen Bereich des Galapagoz hört man den linken Kanal, im hinteren den rechten. Martin und Frank knobeln an den Boxenverbindungen rum, ich verteile Listen.
Vor dem Aufbau sitzen zwei Damen und fragen nach Howard Carpendale und überhaupt deutsche Musik. Ich gebe ihnen eine Liste samt Wunschzettel und ein dazugehörender junger Mann hilft ihnen bei der Auswahl.
Simone hat als erstes den Zettel voll, Martin und Frank haben ihr bestes mit der Anlage gegeben, ich lege auf. Zettel um Zettel um Zettel spiele ich herunter. Eine weitere Dame setzt sich zu mir und wir unterhalten uns. Sie las den Artikel in der Rheinischen Post und findet das Unternehmen ganz wunderbar. Sie habe selbst einen Plattenspieler und hört regelmäßig noch Musik. Sehr sympathische Frau.
Und das ist die Wahrheit: draussen sitzen lauter Jungs und Männer, drinnen nette Damen. Die erstgenannten Damen springen wie in der Erweckungskirche auf und tanzen ausgelassen zu „Love is in the air“ von John Paul Young. Die eine Dame ruft gar, sie habe nicht mehr Rücken. Halleluja, die Magie der Musik ergreift ihre Körper.
Doch wie immer folgt bei den Wünschen auf Tanzmusik nicht immer Tanzmusik. Die Hitze im Galapagoz ist kaum auszuhalten. Ab und an springe ich vor die Türe, um etwas mehr oder weniger frische Luft abzubekommen. Und ein Zettel folgt den anderen. Ich sehe schon das Ende Abends kommen. Soll heissen, ich habe genügend Wünsche bis Mitternacht. Doch da macht Martin eine kleine Promotour durch das Publikum und weitere Wünsche liegen vor mir. Okay, dann wird es halt halb zwei.
Endlich Regen und es kühlt schnell angenehm ab. Die Dame, die durch die RP ins Galapagoz fand wünschte sich unter anderem „Cold Turkey“ von der Plastic Ono Band. Wer hätte das gedacht? Sie erzählt von Konzerten in den 70ern wie zB von Johnny Guitar Watson in der Philipshalle vor komplett leeren Rängen und einen Ry Cooder-Interview in der Zeit.
Der Regen treibt etwas Publikum in die Räume. Single für Single, Zettel für Zettel. Mayo liefert eine kleine Tanzeinlage zu „Only after dark“ von Mick Ronson. Das war es jedoch mit der Tanzerei. Ja und dann sind die Zettel irgendwann abgespielt, die Anlage abgeräumt und Mammut bepackt. Winkewinke und Tschüss und 1 x quer durch Düsseldorf gefahren. Dann wieder alles in die Wohnung gepackt und um 3:30 Uhr ins Bett gefallen.
Heute ist Bergfest, Tag 16. Diesen feiere ich in der Bar Ellington. Bis dahin eine harmonische Zeit…
Aufgewacht und gleich an mein Plattenspielerdilemma gedacht. Dabei schmerzten mir die Glieder, mein Kopf dröhnte, die Nasenhöhlen zu, der Hals kratzig. Man nennt es Erkältung oder auf englisch „pain in the ass“. Es bringt einen nicht um, aber nervt höllisch. „Alternativlose Situation“ würde Frau Merkel sagen. Ignorieren ist die halbe Miete.
Zuerst schrieb ich den Blog. Ich war eigentlich ganz fix, trotzdem gehen dabe im Schnitt bis zu zwei Stunden drauf: nochmals lesen, verbessern, Bilder raussuchen, auf Facebook eine Galerie anlegen, etc. Ich mache das von Herzen gerne, aber ich muss mich doch um meinen Schallplattenspieler kümmern!
Der Gedanke, schon wieder bei Hifi Knopf aufzulaufen ist mir unangenehm. Also kontakte ich erst mal einen Bekannten, der Ingenieur von Beruf ist. Mein Plan ist folgender: ich habe einen kleinen und einen großen 2024. Den großen habe ich den Arm geschrottet. Vielleicht kann man den Arm des kleinen auf den großen transplantieren? Die Werke sollten identisch sein. Doch der Ingenieur winkte ab: er hat keinen Zugriff auf seine Werkzeuge, weshalb er zu Knopf verweist. Der Kreis ist geschlossen, jetzt gehe ich los.
Ich nehme 2 Kissen und polstere Mammut aus, um darauf die beiden 2024er zu Knopf zu transportieren. In der Werkstatt ist eine junge Frau, die ich bisher nicht mitbekam. Sie ist extrem zuvorkommend und freudig überrascht, als sie mich als Haru Specks erkennt. Sie wollte zu Cemo kommen, doch ihre Band hatte eine Probe. Sie singt und spielt Saxophon. Das finde ich sehr kühl und ich fasse arroganterweise mehr Hoffnung in die Jugend von Heute. Doch zum 2024er-Problem: der Mann mit den heilenden Händen habe frei, doch sie würde sogleich eine Notfall-SMS an ihn schicken. Ich finde ihren Einsatz großartig, aber auch etwas over the top, ohne mit dem Chef gesprochen zu haben. Sie ist aber gar nicht zu stoppen, trotzdem überquere ich die Aachener zum Geschäft, um mit Herrn Knopf zu verhandeln.
Der Herr Knopf grinst mich beim Eintreten auch gleich spitzbübisch an. Ich erläutere mit gesenkten Haupt mein Problem, er legt seine Stirn in Falten und meint, dass der Mann mit dem Plan erst am nächsten Tag wieder da wäre. Nun, was soll ich tun? Ich bedanke mich und ich frage, ob er eine Idee habe, wo ich sonst noch an Plattenspieler käme. Er schlägt Berendt auf der Kölner Straße vor. Komisch, kenne ich schon. Als ich davor stand, las ich „Montags geschlossen“. Aber gut, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Ich überquere nochmals die Aachener Straße zur Werkstatt. Die junge Frau meinte, der Mann mit den heilenden Händen wäre auf den Weg. Ich bin nicht wenig baff und frage, wie weit er zu fahren habe und ob sie mich auf dem Handy anrufen könne. Alles klar, ich gehe also zur Brunnenstraße, um Aki von der Süßen Erinnerung ein Studentendeal abzuschwatzen: ein Baguette mit Kaffee zu kleinen Preis. Natürlich, ich bin doch ein Student des Lebens seit 98 Semester. Doch bevor Aki in Aktion treten konnte, klingelte mein Handy: der Mann ist in der Werkstatt!
Also wieder zurück. Da steht er breit grinsend und schüttelt mitfühlend den Kopf. Ich offeriere ihm zwei Varianten: den kleinen fit machen oder den Arm vom kleinen auf den großen verpflanzen. Aber bitte möglichst heute noch, da das Enuma toll und schön ist und sich sooooo viele angemeldet haben. Er verspricht aufrichtig, sein möglichstes zu tun. Was für ein toller Typ!
Zu Aki wieder und das Studentenmeal reingepfiffen, einen kurzen Plausch mit der Brunnenstraßenselbsthilfegruppe geführt und dann auf Mammut zu Berendt in der Kölner Straße gefahren. Es ist 13:30 Uhr, als ich da ankam. Vorher habe ich nochmals die Öffnungszeiten gecheckt: 11 – 15 Uhr. Exotisch, aber ich befinde mich im Bereich des Möglichen. Der Laden ist aber verwaist und etwas bang rufe ich die Nummer an, die an der Türe angeschlagen ist. Herr Berendt nimmt ab, ich erzähle ihm, dass ich vor seiner Türe stehe und er antwortet im gereizten Ton von guten Handwerkern, ich solle mal das Schild zu ende lesen. Unten steht: Mittagspause von 13:00 – 14:00 Uhr. Er sei am Essen gerade. Statt ihm dazu zu gratulieren sage ich, ich käme also um 14:00 Uhr wieder. Was tun? Mario im Enuma checken, ob alles klar ist.
Ich setze mich mit Mario vor seinen Laden auf die Bank und er offenbart null zu wissen, was ihn erwartet. Wieviel Leute denn kämen und was er im Kühlschrank haben solle und was ich denn brauche. Ich antworte, dass der Abend zuvor ungefähr 15 – 20 Leute wegen der menschlichen Jukebox kamen, ich möglicherweise ein Verlängerungskabel brauche und er Bier im Kühlschrank haben solle und ich vielleicht keinen Plattenspieler habe. Er meint: „kein Problem, ich habe einen Braun zu Hause“. Ich höre „Braun“ und denke mir: geile Sache! Aber nein, so einfach will ich es mir nicht machen. Er gibt mir seine Nummer, damit ich ihn anrufen kann, wie der Stand an der Plattenspielerfront sei.
Zwischenzeitlich ist es 14 Uhr vorbei und ich fahre zu Berendt. Beim Eintreten lasse ich einen älteren Herren vor, was ich wenige Minuten später bereue. Der gute Mann versucht Herrn Berendt in ein Semiprofi-Profi-Gespräch zu verwickeln, was ich selbst nur zu gut kenne. Dass die und die Tonbandmaschine in den 70ern ja immens verkauft worden sei, etc. pepe.
Ich blättere in den Platten und schaue das Sortiment an gebrauchten Plattenspielern an und ahne schon, wie mein Gespräch mit Herrn Berendt verlaufen würde: was ich suche, ist nicht da. Der ältere Herr bemerkt dann irgendwann, ob ich denn ein Mitarbeiter der Werkstatt sei und Herr Berendt erwidert, dass ich ein wartender Kunde sei. Ein schöner Wink mit dem Zaunpfahl. Und tatsächlich meint der Herr, er sei eben eine plapperfreudige, rheinische Frohnatur, worauf ich erwidere, dass ich halt ein schweigsamer Badener sei. Sein Argument, er sei schließlich schon 72 Jahre alt kann ich nicht toppen, aber er geht tatsächlich doch frohgelaunt.
Der Rest war in 2 Minuten abgewickelt. Ich erzählte ihm von der Tour, was ihn erwartungsgemäß null beeindruckte. Ich hätte ihm wohl auch sagen können, dass ich ein Zombiemusical aufführe und ihn als Gabdalf buchen möchte. Der Mann ist eben ein Profi durch und durch. Dann komme ich zum Kern und frage ihn nach 2024er mit CH 130- oder 135er-Chassi. Im Gegensatz zum älteren Herren weiss ich, dass Profis Seriennummern beeindrucken. Doch Herr Berendt zeigt auf einen nicht selbstverstärkten Dual für 400 Euro und meint, dass solche Geräte immer überholt werden müssten und mein Gesuch sich nicht lohnen würde. Herrje, ich habe es versucht… Also Tschüssikovski, Herr Berendt.
So werde ich nie mit Schreiben fertig, also den Schweinegalopp eingelegt: zur Werkstatt von Knopf. Der Mann mit dem Plan ist guter Dinge und wir verabreden uns auf 16:30 Uhr, Ich also nach Hause, um Hausdingers zu machen. Um halb 5 bin ich wieder in der Werkstatt und man sagt mir, es gäbe schlechte Neuigkeiten. Der Mann mit dem Plan hat gleich das komplette Laufwerk des kleinen in den großen umgepflanzt, weil der große einfach einen stärkeren Verstärker habe. Guter Mann, hat mitgedacht. Aber: das alte System des großen hat einen Defekt im rechten Kanal, das andere System des kleinen im linken Kanal. Bitte gehen Sie zurück auf los: kein Stereo. Verdammte Hacke, ich könnte sonstwas vor Ärger. Aber es bringt nichts. Wir beschließen, ein neues System zu bestellen. Was eigentlich nur bis 17 Uhr geht, doch wir haben 17:05 Uhr. Er ruft den Ansprechpartner auf dem Handy an und das Teil soll am Mittwoch raus. Meine bange Frage: ist es am Donnerstag da, damit ich den 2024er nutzen kann? Doch der Mann mit dem Plan verweist darauf, er könne keine Garantie für die Post übernehmen. Einleuchtendes Argument, wir leben ja nicht mehr in den 90ern, wo X+1 galt. Ich danke ihm aufrichtig für seine Mühe, er ruft mich an, wenn das Teil ankommt.
Was tun, was tun, was tun? Ich gehe alle Möglichkeiten durch: MKII, 2 Boxen und den Verstärker mitnehmen. Dann könnte ich die beiden Boxen von Mario mit anschließen und den Raum gut beschallen. Die Magie ist zwar etwas geringer, der Sound aber besser. Der Verstärker ist jedoch ein Line-Teil. Soll heissen: er bläst den Sound exakt so raus, wie er reinkommt. Kein verändern der Höhen oder Bässe. Was bei Singles von den 50ern bis jetzt jedoch kontraproduktiv ist. Also auch noch das Mischpult mitnehmen, um ein wenig fitzeln zu können. Dann kann ich doch aber auch den zweiten Plattenspieler mitnehmen und mixen. Mehr Spaß beim Tanzen und ein höherer Durchsatz an Singles, also schneller = mehr. Okay, so mache ich es.
Mario erzählte Mittags noch eine Kraftwerk-Anekdote: sie seien ganz in schwarz mit weissen Handschuhen die Kö rauf und runter gelaufen. Also wähle ich den schwarzen Anzug mit schwarzem Hemd. Da es aus Kübeln gießt beschließe ich, ein Taxi zu nehmen. Mammut hat auch keine Chance bei 2 MKII und den Boxen ohne zusätzlichen Gepäckträgern. Ich checke eine Motorkutsche für 19:05 Uhr, mache noch schnell meine Gebete, ziehe mich um und schleppe alles nach unten. Taxi steht bereit, wir räumen ein und Tschüss!
Mario ist wie immer tiefenentspannt und ruhig. „Kein Stress“ ist das Motto. Da ich aber kein Italiener bin, habe ich den Ehrgeiz, um 20 Uhr fertig zu sein. Rumräumen, Kabel ziehen, mit Klebeband fixieren, und so weiter. Herrje, ich schwitze mir Handtellergroße Flecken in mein Hemd, die Erkältung macht sich in Hitzewallungen bemerkbar. 2 Damen kommen herein und ich versorge sie mit Listen, um dann weiter aufzubauen. Endlich bin ich fertig und mache einen Soundtest, doch nix da! Einer der Plattenspieler geht nicht. Da kommt Andreas herein, mein alter Freund. Der kennt sich mit solchen Sachen viel besser aus und ich nutze unsere Freundschaft aus, indem ich ihn bitte, mal zu checken, damit ich eine Zigarette vor dem Enuma rauchen kann.
Andreas macht alles nach Plan und meldet nach 10 Minuten, dass das Mischpult einen Schlag habe. Und zwar eher vorne als hinten, da… hier kannst Du Dir eine komplexe Strategie vorstellen, die zum besagten Ergebnis führt. Ergo: es geht nur ein Plattenspieler. Ich checke die Zeit: 20:30 Uhr. Von wegen deutsche Pünktlichkeit. Ich danke Andreas und hole die Wünsche ein, um diese abzuspielen.
Marios und meine Boxen feiern ein Fest. Der Sound ist großartig, satt und ausgewogen. Es kann getanzt werden. Aber es kommen keine Tänzer. Es kommen schon Leute und sie wünschen sich auch unentwegt, aber ich sehe sofort, dass es sich nicht um Tänzer handelt. Ist mir nun aber auch egal. Ich spiele die Platten, die wirklich gut ausgewählt waren. Die eine oder andere hängt auf dem MKII plötzlich, aber was kann ich mehr tun, als die Schultern hochziehen? Da kommt Marc mit einem Freund, der nun das dritte oder vierte Mal zugegen ist. Er drückt mir etwas in Geschenkpapier in die Hand. Ich bin gerührt, habe aber noch keine Muse, es auszupacken. Erst mal Wünsche bedienen bzw. vorbereiten.
Nach einiger Zeit lese ich die beihängende Karte und öffne das Geschenk. Es handelt sich um ein heiles Exemplar der Münchener Freiheit-Single. Wie großartig ist denn das? Ich bin sehr berührt und bedanke mich.
Irgendwann gegen 22 Uhr bemerkt Mario, dass er schon lange nicht mehr so spät in seinen Laden war. Er habe Spaß mit den Leuten und freue sich, neue Gesichter zu sehen. Dann macht er mir auch noch etwas zu essen und wir besprechen, ob wir nicht einen Tanztee für alte Säcke wie uns veranstalten sollten. Wenn Du ein alter Sack wie wir bist und gerne Sonntag Nachmittag tanzen möchtest, dann hinterlasse Deinen Kommentar. Das würde sehr motivieren.
Gegen 23:30 Uhr fordere ich das Publikum auf, noch einige Singles zu wünschen und tatsächlich bin ich um 5 nach 12 fertig. Verabschiedung der letzten Gäste, Mario und ich sitzen auf einen kleinen Plausch vor dem Enuma, um dann konzentriert abzubauen. Um 1:20 Uhr sind wir fertig. Mario ruft ein Taxi, ich werfe alles rein, der Droschkenkutscher fährt mich nach Hause. Ich schleppe den ganzen Kram auf 3 Anläufe in den zweiten Stock, um nun bis knapp 3 Uhr zu tippen.
Morgen ist Mittwoch, also Galapagoz-Tag. Mit welchem Equipment ich aufschlagen werde, kann ich noch nicht abschätzen.
All is full of love,
Haru
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Ich fühlte mich alles andere als gut, als ich erwachte. Nase zu, Glieder schmerzen, die Augen dick. Trotzdem raffte ich mich auf und fuhr zu M., mit der ich zu einer Runde Meditation verabredet war. Und tatsächlich fühlte ich mich nach einer Stunde vielleicht nicht wie neugeboren, aber bedeutend besser.
M. wird bald Mutter, so unterhalten wir uns über die Beziehung von Eltern und Kindern und kommen schnell bei Angela Merkel an. Selbst, als ich im Flur stehe und sie mir die Türe aufhält, diskutieren wir noch angeregt.
Draussen tobt der Sommer. Ich rufe Robert, den Henkelmann an und frage ihn, ob wir gemeinsam Essen können. Ich habe einen Heisshunger auf Lammkotelletes, Bratkartoffeln mit Salbei und Spinat. Er stimmt zu, wir verabreden uns auf 15:30 Uhr, ich kaufe alles ein und bringe es ihm vorbei. Dann fahre ich zu Rad ab, um eine fehlende Schraube bei Mammut zu besorgen und einen zweiten Gepäckträger zu bestellen.
Zwischendurch ruft Hifi Knopf an: meine Bestellung wäre da. Ich wundere mich, dass das System für 1224 den Großen schon angekommen sei, ich hatte irgendwie mit 1 – 2 Wochen gerechnet. Ich nehme 1224 auf die Arme und trage ihn über die Straße um die Ecke zur Werkstatt. Zu früh gefreut: es wurde eine Nadel statt eines Systems bestellt. Der Chef ist sauer, der Angestellte wird klein, aber es stellt sich heraus, dass es sich um ein Missverständnis handele. Ich ergreife die Gelegenheit und erzähle vom kleinen 1224, den ich von Nina erhielt und der ein System habe, das baugleich sei. Schnell renne ich nach Hause und hole es. Der Techniker baut die Überbrückung der Kanäle aus, wir legen eine Platte auf und: Disco! 1224 der Große kann nun Stereo. Welch‘ Überraschung.
Zurück zu Henkelmanns Robert. Wie ein Blitz agiert er in der Küche und brät in Rekordzeit ein wahres Soulfood zusammen. Wir haben gehäufte Teller vor uns und essen und reden gemeinsam, unterbrochen von „lecker“- und „buah…“-artigen Ausrufen, die das Mahl meinen. Dann sitzen wir gemütlich noch ein wenig zusammen und reiben uns zufrieden die Bäuche. Gutes Essen ist so wichtig.
Auf der Fahrt nach Hause schaue ich noch kurz bei Cemo vorbei, um zu schauen, ob er überhaupt an unseren gemeinsamen Abend denkt. Das tat er. Dabei stellte er fest, dass jemand das Tourplakat runtergerissen hatte, was ihn nicht wenig erboste.
Für Cemo wählte ich den leichten, grauen Anzug, packte alles auf Mammut und fuhr die kurze Strecke pfeifend dahin. Bei Cemo brummte das Geschäft. Er und seine Frau bedienten scheinbar gleichzeitig mehrere Personen, für jeden einen albernen Spruch oder liebe Anrede parat. Es menschelt hier und das ist ein Stück weit das Geheimnis ihres Erfolges. Wegen der Hitze ziehe ich erst mal das Jacket aus und baue dann die Anlage in der Tee-Ecke auf. 4 Gäste setzen sich daneben und liefern gleich viele Wunschzettel ab. Ich versuche, den Aufbau in dieser Enge zu optimieren, setze die Boxen nochmals um und schiebe an den Reglern. Der Klang ist warm und voll und ich habe allen Grund, zufrieden zu sein.
Da kommt eine Redakteurin des Überblicks mit Christoph, der Fotograf, den ich seit Jahren vom Sehen auf Konzerten her kenne. Der Überblick plant für die nächste Ausgabe einen Rückblick und will schöne Fotos machen. Gar nicht so einfach in dem Gewussele. Christoph steigt auf Kisten, lässt mich mit Singles posieren und nebenbei sammle ich Wünsche ein und tausche Singles aus. Nach einer halben Stunde ist er zufrieden mit seinem Material und ich konzentriere mich nun auf das Vorbereiten des Sets: alle Wünsche rausziehen und in der richtigen Reihenfolge ablegen, um dann stoisch Single für Single abzuspielen.
Treue Zuhörer wie Thorsten, Armin und Manfred treffen ein. Geplant oder zufällig: viele Gesichter kennt man, viele Menschen wollen Wünsche abgeben. Alle wollen, dass ich vor der Türe aufbaue, doch Cemo ist das mit den Nachbarn zu gefährlich. So kommt immer wieder jemand rein und hört ein wenig zu. Da erscheinen Claudi und Andreas, die Tanzgarde. Claudi hat ab Mitternacht Geburtstag und sie sind entschlossen feierwillig. Zz heiss ist es ihnen drinnen trotzdem.
Mir fallen 3 Kinder auf, die mit Schürzen bewaffnet ernst und konzentriert die Tische abräumen. 2 der Kinder sind auffallend asiatisch, trotzdem Frage ich Cemos Frau, ob das alles ihre Kinder seien. Sie schaut mich kurz mit diesen Mutterblick an, der sagt „bist Du narrisch?“ und erwidert „Das sind doch chinesische Kinder!“ Nun ja, könnten ja adoptiert sein. Aber nein, es ist so natürlich und einfach: die Kinder sind aus der Nachbarschaft, die ständig mit ihren Sohn spielen. Sie wollen sich etwas Geld verdienen und leisten somit freiwillig ihren Beitrag und lernen nebenbei Verantwortung. Tolle Sache das. Ich frage nach, ob ich ein gemeinsames Foto machen könne. Wieder ein Blick a la „was für eine Frage, klar?“
Ich trinke einen Ayran nach den anderen und so langsam wippe und schwinge ich mit der Musik. Der Abend zieht entspannt dahin, da fährt kurz vor Ende, also ca. 22:45 der Soulzug ab. Zwischen dem aufräumenden und wischenden Cemo tanzen immer mehr Leute. Man will noch ein Lied und noch eine Single, doch Cemo will ins Bett. So stehen wir um 23:45 in einer kleinen Gruppe vor dem Laden und beschließen, ins Miss Moneypenny zu gehen und in den Geburtstag Claudis reinzufeiern.
Die Bedienungen bauen zwar ab, haben aber nichts dagegen, dass ich Mammut in den Laden fahre. Wie leicht das alles geht und wie überraschend großzügig das Team des Moneypennys ist. Ich baue geschwind die Anlage auf und Punkt Mitternacht bin ich fertig. Wir gröhlen „Happy Birthday“, lassen das Geburtstagskind hochleben und ich lege mit den vorhandenen Scheiben Tanzmucke auf. Ausgelassenes Tanzen, große Freude. Kurz vor 1 Uhr dann schnell abgebaut, da der Kellner seinen Zug erwischen muss.
Zu Hause angekommen trage ich die Anlage rein. Der 1224er rutscht mir ab und ich greife instinktiv zu: ich halte mich am Tonarm fest, der einfach nur abknickt. 1224 ist schwer verletzt. Herrje, gerade mal ein Abend lang hatte ich ein perfektes System. Ich habe die Idee einer Lösung, aber das ist ganz schön wackelig. Und für das Enuma haben sich viele Leute heute Abend angemeldet. Tja, ich muss mich nun um anderes kümmern, als Erlebnisaufsätze zu schreiben. Bis dann, also heute Abend vielleicht?
David Haselhoffs „Looking for Freedom“ ist nicht mehr. Sie zerbrach ganz leicht. Insofern: selbst das Material konnte nichts. Aber der Reihe nach.
Die Nacht war viel zu kurz. Durch den nächtlichen Blogeintrag kam ich irgendwann um 3:30 oder 4:00 Uhr ins Bett und musste um 9:00 Uhr wieder raus, um einen Termin um 11:00 Uhr vorzubereiten.
Ich war so klug, früher als sonst das Haus zu verlassen, um zum heutigen Lokal zu fahren: das schöne Café Botschaft Mitte. Laut Google Maps immerhin 6,6 Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Ich wollte jede Hektik vermeiden und somit schön langsam fahren können, um 1224 und den Rest zu schonen.
Vor der Bar Zogel saß Petra und ihr Freund, die schon von weiten winkten. Ich halte kurz an, wir begrüßen uns, die beiden kündigen an, zur Botschaft zu kommen. Wie schön, zumindest 2 Gäste, die ich kenne. Ich tränke das Halstuch in kalten Wasser, was mir in den heißen Tagen schon öfters half. Dann stelle ich im Gespräch mit Petra fest, dass ich fast den falschen Weg zur Botschaft nahm. Kommunikation hilft, ufff.
Vor der Botschaft Mitte erwartete mich schon Robert, der Chef des Henkelmannes, der seit kurzem den Sonntag immer frei nimmt und somit endlich mal erleben konnte, wovon ich ihm hin und wieder erzählte. Und schnell füllen sich zwei Biertische mit Bekannten, während ich den Aufbau mache. Nach 2 Singles jedoch bemerke ich, dass Auflegen im Sitzen nicht geht. Also nochmals Umbau, soll ja schließlich optimal sein.
Die Wünsche flutschen und sind schön, ein geschmackssicheres Publikum. Christian kommt wie angekündigt, mit seinen Eltern zu Besuch. Der Vater von Christian ist leitender Angestellter einer Krankenkasse. Er erzählte mir vor Tagen, er wolle ein Plakat von mir an seine Bürotüre als Werbung hängen, was ich extrem toll finde. Ich bat ihn, ein Foto zu machen. Hier ist es also. Vielen Dank!
Ich plaudere mit den Gästen. Robert wünschte sich von der Plastic Ono Band „Don’t worry, Yoko“, was meiner Ansicht nach kühles Gewimmere und Gejammere ist. Findet das Publikum jedoch nicht. Es leidet. Wir unterhalten uns also über die schlimmen Scheiben der Liste und ich verweise auf David Haselhoffs „Looking for freedom“. Ich weiss nicht, weshalb ich die Scheibe in die Liste aufnahm. Vielleicht aus blöden Dinstinktionsgründen: „ich habe auch dämliche Platten im Programm!“ Auf jeden Fall wurde sie die ersten Tage öfters gewünscht. Beim letzten Auflegen vor einigen Tagen beschloss ich, die Platte lieber zu zerstören, als sie nochmals zu spielen. Das erzählte ich also den Leuten und irgendwie fühlte ich mich von ihnen verstanden.
Mayo kommt auf ein Stündchen, Manfred bleibt ca. 5 Minuten, um auf alle Fälle anwesend gewesen zu sein. Sein Ehrgeiz: die Tour komplett mitzumachen. Komisch, ich würde glatt mal gerne einen Tag zwischendurch frei haben.
Das Wetter war wunderbar, der Kuchen der Hammer. Ein toller Nachmittag und die meisten hatten exzellentes Sitzfleisch. Sehr angenehme Menschen und ich hätte mich zu gerne dazu gesetzt und geplaudert. Geht aber nicht, ich bin ja die menschliche Jukebox und habe ständig etwas zu tun: Wünsche und Geld annehmen, Singles raussuchen, diese auflegen, dann wieder einsortieren. Immer schön aufpassen, welche Seite nun genau gewünscht wurde und Notizen machen, ob die gerade laufende Scheibe gleich nochmals kommt. Die Wunschzettel werden nummeriert, damit die Reihenfolge gewährleistet ist. Ach, so ein Zeugs halt.
Ein Tisch wird relativ spät besetzt und gibt einen Wunschzettel ab. Erster Wunsch: David Haselhoffs „Looking for freedom“. Vor Schreck rufe ich „Nein!“ und die vorderen 2 Tische schauen mich erwartungsvoll an. Ich nehme also die Single und rufe nach hinten: „Sorry, die Haselhoff ist kaputt!“, um sie vor dem kompletten Publikum zu zerbrechen. Es ging ganz einfach. Ich meine, es ist nicht die erste Platte, die ich zerstöre, aber nie war es so einfach. Ich rufe nochmals nach hinten, er hätte einen Wunsch frei. Mayo möchte unbedingt einen Splitter der Single, ich verteile die Teile im Publikum, jemand möchte ein Autogramm darauf. Na, ich musste den Namen in Druckbuchstaben draufmalen, aber das war mein erstes Autogramm als Haru Specks (ist nicht ganz wahr. Vor über 10 Jahren schonmals, aber in einen ganz anderen Zusammenhang). Als Alternativwunsch kam übrigens Chico Buarques „A Banda“. Na warum denn nicht gleich so?
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Georgios und André kamen auch vorbei. Ach, könnte ich doch mehr mit den Leuten quatschen. Manchmal macht es mich glatt ein wenig traurig, fast jeden Tag so großartige Menschen bespielen zu dürfen, aber nicht sprechen zu können. Egal, ich habe eine Mission, da muss ich jetzt durch.
Der Nachmittag flutscht einfach so weg und plötzlich ist es 19 Uhr. Ich baue ab und das Publikum bricht auf. Als ich fertig bin, ist nur noch Armin da. Wir unterhalten uns ein wenig, ich setze mich auf Mammut und reite nach Hause. Zur Feier des Tages hole ich mir eine Portion Nudeln beim indischen Italiener gegenüber und setze mich vor den Rechner, um zu essen. Buah, hatte ich Hunger!
Ein entspannter und schöner Tag. Aber ich fühle mich trotzdem ganz schön erschöpft. Ich werde brav früh zu Bett gehen und treffe mich morgen um 10 Uhr mit Milka zur Meditation. Das soll helfen. Und Abends spiele ich beim singenden Türken Cemo in der Bilker Allee auf. Das wird sicherlich eine Gaudi. Vorbeischauen lohnt: super Essen, prima Musik!
Jede/r, der mit einer Kamera oder Handy auf mich zielte, wurde gezwungen, mir eine Kopie zu senden. Nun habe ich aber Probleme, die Urheber zuzuweisen. Insofern die Namen der Kamerakinder der heutigen Sendung: Armin, Andreas, Mayo, Christian, Carsten und Tina. Euch allen vielen Dank. Die restlichen Bilder stelle ich in Facebook aus.
Ich war soeben auf dem Flohmarkt und habe nur 2 Euro für 2 Platten ausgegeben. Und den wirklich schnuckeligen Dual 140 ließ ich stehen. Ich bin etwas stolz auf mich.
Heute Abend Muggel in Oberkassel. Da die Musik über die Hausanlage gehen soll, mache ich nicht lange rum und nehme einen MKII mit. Ich bin ganz unten mit Adenauer: keine Experimente!
Meine Wohnung sieht langsam wie das Hinterzimmer eines Wahnsinnigen aus. In der Küche lungern 3 kaputte und 1 einsatzfähiger Plattenspieler samt deren Lautsprecher herum, im Musikzimmer stehen noch die Kisten der 600 Schallplatten und warten darauf, einsortiert zu werden. Die Umstände des Plattenspielerfuhrparks weisen nur eine Möglichkeit auf: der große 1224er muss ran. Und wenn schon, dann auch dieses Mal die dazu gehörenden großen, weißen 2-Weg-Boxen. Zwar schwerer und größer, aber dafür ist der Weg zum Eiscafé Adria nicht allzu weit.
Zwischenzeitlich gleichen die Fahrten mit dem vollbepackten Mammut kleinen Himmelfahrtskommandos. Überhaupt das Fahrrad aufrecht zu halten ist eine Kunst. Im freitagnächmittäglichen Verkehr dann eine Spur wechseln zu wollen und dabei nicht in den Straßenbahnschienen hängen zu bleiben grenzt an Voodoo. Ich versuche, bei all der Huppelei die nächsten 50 Meter vor mir im Auge zu behalten, um Gullydeckel und Schlaglöcher zu umfahren, um diesen „Pateng!“-Effekt zu vermeiden: Mammut macht einen Hüpfer und der Plattenspieler hängt für eine Zehntelsekunde in der Luft, um dann von der Schwerkraft ergriffen auf den darunterliegenden Singlekoffer zu knallen.
Die Eierei klappt und ich stelle Mammut vor dem Adria ab. Das Eiscafé ist hinter einen überdimensionierten Stromkasten versteckt und macht aus der Ferne keinen eleganten Eindruck. Doch vom Nahen zeigt es reizvolle Details: die komplette Frontseite ist verglast, der Bereich des Eisverkaufes kann komplett geöffnet werden. Das ganze macht einen qualitätsvollen 80er-Jahre Eindruck von Aluminium und gealterten Messing. Die Spiegelflächen sind entsprechend verdunkelt, die Tische sind wirklich schwer und massiv (und die Tischflächen auch verspiegelt). Walter, der Besitzer, hat diesen Charme von lässigen Italienern. Er stellt mir einen älteren Herren vor, dessen Funktion oder Beziehung ich nicht erfasse. Er war einfach den ganzen Abend da, saß mal hier, mal dort, vertreibt sich die Zeit auf dem Gehweg.
Wir bauen den Laden etwas um, damit ich die Nische neben dem Eingang besetzen kann. Und tatsächlich bin ich 2 Minuten nach 8 mit dem Aufbau fertig und lege eine Vogelstimmenplatte auf. Walter fragt, wie viele Gäste ich erwarte, was ich natürlich nicht konrekt beantworten kann. Irgend etwas zwischen 2 und 20 vielleicht, was weiss ich? Mein Gefühl hat mich schon zu oft getäuscht bzw. die Realität mich überrascht. Ich nehme mir zwischenzeitlich einfach vor, das beste aus dem gegebenen zu machen.
Ein Mann und zwei Frauen besuchen das Café und haben offensichtlich keine Ahnung über den Abend. Sie scheinen Stammgäste zu sein und witzeln mit dem Walter herrum. Ich drücke ihnen die Listen in die Hand und sie blättern eher lustlos darin herum. Walter wünscht sich Kravitz „It aint over till it’s over“, da betreten 2 Damen das Adria, die ich Nachmittags in der Brunnenstraße sah. Aki von der Süßen Erinnerung verteilte meine Tourpostkarten dem Publikum. Ob sie deswegen kamen konnte ich nicht klären. Sie wünschten sich 6 Titel, die ich nach und nach abspielte.
Es tröpfelte erst, dann schwoll es zu einen Strom an. Bildlich gesprochen, klar. Egal, der Laden füllte sich bis auf den letzten Platz. Nun hatte ich alle Hände voll mit Zettel annehmen, Platten raussuchen und aufräumen zu tun. Die Grüppchen an den Tischen waren unterschiedlichst. Ein Paar erzählte, sie seien zu Besuch und kämen aus Worms und fänden das alles nur großartig. Eine Tischgruppe formierte sich um Olli, Kerstin und Marina. Thorsten kommt auch vorbei. Armin, Manfred und eine SMS meines Vermieters, wo ich heute wäre. Irgendwie hätte ich mal zählen sollen: 40 – 50 Personen dürften es gewesen sein. Und keine Stammgäste, sondern alles Menschen, die konkret die Jukebox suchten. Ich freue mich innerlich, da ist eine kleine Sonne in meinen Bauch.
Ganz schwierig ist das mit dem Annehmen von weiteren Wünschen. Immer wieder überschlage ich, wie viele ich nun schon angenommen habe und wie lange sie anhalten. Ich komme immer wieder auf 23:30 raus, kann aber nicht einschätzen, wie viele Leute dann noch da sind. So mache ich gegen 22:30 die Durchsage, dass jede/r einen Wunsch anmelden kann, ich werde alle Platten abspielen. Das kann natürlich nach hinten losgehen und ich stehe noch um 1 Uhr hinter dem 1224er. Eifrig werden die Listen nochmals geblättert und Wünsche abgegeben. Und – Oh Wunder, ich greife vorweg – ich spielte den letzten Titel (der immer mein eigener Wunsch ist) um 3 Minuten nach Mitternacht ab.
An einer Stelle des Abends wurde es… wie soll ich es ausdrücken? – schwierig. Wie es in Südeuropa gang und gäbe ist, lief ein großer Fernseher mit Stabhochsprung drauf. Ich finde das eigentlich nicht schlimm, aber wenn zwischenzeitlich alle gebannt in die Glotze glotzen und „Oooohhh! Aaaahhhh!“ beim Reissen der Stange machen, dann läuft meines Erachtens etwas falsch. Ich frage zwischen 2 Liedern, ob die Musik nicht beim Fernsehen störe und alle so „Nein, wir hören ja zu, kein Problem“. Da reitet mich ein Teufelchen und ich rufe, dass ich das ganze traurig fände. Sie sollten sich doch lieber unterhalten, statt gemeinsam mit offenen Mund die Hälse auszurenken. Glücklicherweise kommt einige Minuten später ein Interview im Fernsehen, was ohne Ton nun wirklich nicht spannend ist. Ich fordere Walter auf, die Kiste abzuschalten, was er tut. Niemand beklagt sich.
Die Stimmung ist super. Niemand springt zwar auf den Tisch und reisst sich die Kleider vom Leibe, aber es brummt regelrecht vor angeregten Gesprächen. Bei Dingern wie Residents „Satisfaction“ merken dann alle auf und leiden gemeinsam am vermeintlichen Krach. Mann will den Namen des Wünschers erfahren und jemand ruft, er würde 5 Euro zahlen, wenn ich das Lied abbrechen würde. Aber da muss man gemeinsam durch. Eine Jukebox hat da keine eigene Meinung und kann sich nicht beeinflussen lassen. Und dieses gemeinsame Durchleiden hat auch etwas verbindendes. Alle sind froh wie Sau, als das Lied dann zu Ende geht.
Schön war auch der extrem ungewöhnliche Wunsch nach der B-Seite von Kriss Kross „Jump“. Als das Lied ertönt, meldet sich die Wünscherin und offenbarte, sie dachte, es wäre Chrstopher Cross. Darauf hin drehe ich die Platte um und spiele die A-Seite. Okay, ich bin doch nicht unbestechlich wie eine Maschine.
Das Getränk des Abends war Skorpito oder so ähnlich: Zitroneneis, Sekt und noch irgendwas in Tumblern (heissen die kleinen, dicken Gläser so?). Macht einen verwegenen Eindruck und ist schön zu schlappern. Kurz nach Mitternacht wird der Abend beendet, alles erhebt sich. Während ich zusammenbaue, verabschieden sich alle und überall im Raume. Viele trafen sich nach langer Zeit wieder, es wurden Querverbindungen zwischen einzelnen Freundesgruppen geklärt und irgendwie scheint die Verbundenheit unter den Menschen größer als zu Anfang des Abends zu sein. Und genau darin liegt die eigentliche Bedeutung in der Magie von Musik: Gemeinsamkeiten statt Trennendes zu erspüren, sich zusammen an Liedern wie „Mein Name ist Nobody“ oder „Ain’t no Sunshine“ zu erfreuen.
Heute Abend ist der linksrheinische Termin im Muggel. Ich wage keine Prognosen, doch es wird ganz sicher interessant. Und Natasa feiert ihren Geburtstag dort mit ihren Gästen. An dieser Stelle herzlichst alles Gute, liebe Natasa. Glück und Gesundheit für das nächste Jahr!
PS: es wurde einiges fotografiert und ich hoffe, ich kann später noch einige Bilder nachträglich einpflegen. Vielen Dank!
Nachtrag: 2 neue Bilder, beide von Thomas S., dafür vielen Dank. Und auf Facebook gibt es ein kleines Album dazu. Ach so, If you like it, then like it.
Kurzer Zwischenbericht von der Plattenspielerfront. Nina bot mir ihr altes Schätzchen an. Heute holte ich es ab. Wie ich es sah, machte es gleich Boing. Auch ein 1224, aber… so langsam checke ich es, mit anderen Verstärker und kleineren Chasis.
Behutsam hüllte ich das Baby in eine Wolldecke, das ganze in einen Karton, mit einem frischgekauften Spanner fixierte ich es auf Mammut. Dann fuhr ich es wie ein rohes Ei nach Hause.
Als ich es dann genau studierte, fällt mir ein Cinchkabel auf, welches aus dem Chasis ragt. Egal, ich schließe die Boxen des großen 1224 an, die ja auch Weiß sind und lege die zwischenzeitlich amtliche Probesingle „Stoned to the Bone“ von James Brown auf. Komisch, beim Einschalten knackt nur ein Lautsprecher, als ich Volume aufdrehe, brummt nur der Linke. Kann es sein, dass der eingebaute Verstärker umgangen wurde und das Cinchkabel eine andere Anlage fütterte? Da werde ich wohl Yuki konsultieren müssen, wenn der mir nicht langsam den Kopf abreisst.
Aber… bitte schau Dir die Einstellungsmöglichkeiten an. Stereo, klar. Volumeschalter ziehen: Mono. Und… Quadro, Mann! Ich habe hier 3 oder 4 Quadroscheiben rumfahren. Und was ist wohl Quadro II? Ein fremdartiges, exotisches Wunderding. HS 130: irgendwie musst Du in Gang gebracht werden.
Ein eigenartiger Tag war der Donnerstag. A., ein alter Freund, kam zum Kaffee vorbei und wir zeigten uns in alter Manier unsere Wunden, die das Leben halt so schlägt, um aber gleich darauf über alles zu lachen. Wobei das Lachen gestern schwerer fiel.
Dann besuchte mich J. und wir besprachen ein wichtiges Projekt, welches seit Monaten in der Entstehung ist und nun schnell fertig werden muss. Der existierende Druck, der da nun auf mich während der Tourphase auf mich lastet, macht mich nicht gerade fröhlicher.
Doch dann geschah etwas wunderbares am Nachmittag. Ich mag es nicht erzählen, aber andeuten, um nicht den Eindruck zu machen, ich wäre gestern den ganzen Tag unglücklich durch die Gegend gestolpert.
Dual 1224, der eigentlich neue Star im Hause Haru Specks, kam nicht auf das Fahrrad Mammut gestern. Ich wollte für das Levent den Ball flach halten, eine Bauchentscheidung. Ich war wieder einmal spät dran, so dass ich eine der extrem ausgeleierten Gummiflitschen in der Wohnung vergaß. Ich wollte nicht den vollgepackten Mammut unbeaufsichtigt auf der Straße lassen, zurrte also alles mit der einen fest. Es war eine einzige Wackelei auf dem Weg und ich spürte jede kleinste Unebenheit wie ein Faustschlag. Mit der einen Hand versuchte ich den Kram am Rutschen zu hindern, mit der anderen lenkte ich Dank Diaprojektorständer quer aufgeschnallt alles durch die Lücken dieser Welt.
Das Levent hatten wir vor Jahren als „Bilk gewinnt“ in einen Hinterzimmer monatelang bespielt, doch irgendwie traute sich so gut wie niemand in den Laden. Ja, es ist eine Schwulenbar und auch noch nicht mal eine schicke. Ja, die Ausstattung ist eher fragwürdig. Ja, die Klosteine stinken durch den ganzen Laden. Aber man kann hier ohne Befürchtung aufdrehen und laute Musik machen, was eigentlich ausreichen sollte. Aber ich schweife ab. Nur noch so viel: in Hamburg oder Berlin hätte „Bilk gewinnt“ sicherlich eingeschlagen.
Im Levent sitzen eine Hand voll Männer vorne an der Theke und diskutieren irgendwas. Ich bemerke wieder einmal, wie viele Vorurteile ich im Kopf habe. Schwule Männer sind nicht immer exotisch, kreativ und geschmackvoll, sondern mitunter einfach sehr spießig. Ich baue im hinteren Teil des Ladens, gegenüber den Sofas, alles auf, da erscheint auch schon Manfred, der jeden Abend dabei war. Es kam zum im vorherigen Artikel beschriebenen Achsenunglück mit dem 1210, der aber glücklicherweise schnell behoben war. Egal, ich schwitzte wie ein Affe im Anzug, aber die Schau muss weiter gehen.
Mit Listen, Wunschzetteln und Stiften gehe ich zu den Männern an der Theke und spreche sie laut und deutlich mit „meine Herren!“ an. Die meisten der Herren scheinen nicht richtig zu verstehen, was der Popanz soll, da doch der Computer an der Theke kostenfrei Eurotrash durch den Laden scheppert. Zwei der Männer scheinen doch Lust zu haben und füllen Zettel aus.
Manfred war schneller, so dass ich seine 5 Wünsche spielte. Da ist doch einer der Herren glatt etwas unzufrieden, wann denn end-lich sein OMD käme. Ich erläutere ihm, wie eine Warteschlange funktioniert und er geht zurück an seinen Platz.
David, die extrem junge Bedienung, bringt mir im 10-Minuten-Takt Wasser aus dem Hahn (nach der Zogel-Nacht fühlte ich mich etwas angeschlagen) und den einen oder anderen Wunschzettel. Der Kontakt mit dem Publikum war eigentlich keiner. David holte den Herren auch Zigaretten aus dem Automat, was ich seit den 80ern in alten Gasthäusern nicht mehr erlebte. Ich stellte mich mit Händen hinter dem Rücken und breitbeinig hinter den Plattenspieler und versuchte, gute Mine zum Spiel zu liefern.
Da hauchte 1210 in der Auslaufrille von „Zauberstab“ sein Leben aus. Ich ging auf die Herren zu und erläuterte das Problem: Auszahlen der fehlenden Lieder oder Ersatzplattenspieler holen. Scheinbar war ihnen alles egal, so dass mich ein doofer Ehrgeiz ritt: ich radelte schnell Heim, brachte 1210 nach oben und holte 1224 runter. Wieder zurück, aufgebaut und weiter gemacht. Doch der richtige Impuls, da ein junges, spanisches Pärchen erschien, welches schon im Ohme am Markt dabei war und eine Tourliste von mir in der Hand hielt. Ich dankte und gratulierte ihnen zu ihren Mut und erläuterte in einigen Sätzen, dass sie auf alle Fälle bei der Pechmarie dabei sein müssen. Sie wählten erstaunlich geschmackssicheres aus (endlich mal Robert Hawley!), nippten an ihren Alt und unterhielten sich auf spanisch. Das Leben ist mitunter doch ein David Lynch-Film.
Dann um 23 Uhr waren die Wünsche ausgespielt. Ich ging nochmals auf die Herren zu, die entweder schon wünschten, oder zu betrunken waren, mein Anliegen zu verstehen. Also baute ich alles ab, klaute dem Laden noch 2 Meter Boxenkabel, um alles auf Mammut festzuzurren, da radelt Mayo an. Wir quatschten noch eine Zigarette lang und er fuhr zum Galapagoz, der anderen Schwulenbar, die auf dem Tourzettel steht, aber irgendwie ein anderer Laden als das Levent ist. Ich drücke es so aus: ich freue mich sehr auf das Galapagoz.
Eine Erfahrung reicher. Ich danke dem Levent für die Gelegenheit und verweise auf das Eiscafé Adria heute Abend, das Hauke und ich vor einigen Jahren zur Lauschdiele machten. Das Eis und der Kaffee dort sind super, die Musik auch. Versprochen!
Wir trafen uns auf dem Flohmarkt Aachener Platz. Er lag unter dem Tisch eines nordafrikanischen Herren, der 30 Euro für seine Freilassung verlangte. Ich bot ihm alles an, was ich hatte: 22,35 Euro. Der Herr nahm das Geld an und ich 1210 mit.
Zu Hause stellte ich fest, dass 1210 im Koma lag. Ich übergab ihn Yuki, der heilende Hände besitzt. Er kümmerte sich um 1210 und brachte ihn mir 2 Wochen später wieder. An dieser Stelle meinen tiefen Dank an Yuki.
Ich ging nicht eben zimperlich mit 1210 um. Schon am ersten Tag brach die Armhalterung ab. Dann löste sich die silberne, runde Verkleidung um die Achse. Und eben jene Achse verlor ich einige Tage später. Der Elac, der die Vorpremiere schon nicht mehr erlebte, gab ihm seine. Am letzten Sonntag schien ich dann auch diese Achse verloren zu haben, so dass ich im Ohme am Markt mit einen Kaminstreichholz improvisierte, was 2 Abende lang funktionierte.
Nachdem gestern der 1224 sich als etwas umständlich in der Feuertaufe erwies, griff ich heute wieder auf 1210 zurück. Vorsorglich nahm ich die Achse des 1224 mit. Beim Aufbau bemerkte ich dann, dass der Geschwindigkeitsregler (33/45) hakte. Ich öffnete den Leib von 1210 und fand die Achse des Elacs. Sie schien die ganze Zeit im 1210 verklemmt gewesen zu sein. Mit Mühe schlossen Manfred und ich 1210 wieder und ich legte wie gewohnt auf ihn auf. Nach einer Stunde dann, ausgerechnet bei Zazas „Zauberstab“ (Listennummer 250, also die letzte Single) vermisste ich in der Auslaufrille sein gewohntes Brummen. Ich dachte erst, das Lautsprecherkabel habe einen Wackler und ich wackelte und wackelte – doch 1210 gab keinen Laut mehr von sich.
Ich weiss nicht, ob Yuki nochmals 1210 wiederbeleben kann. Ich habe kaum Hoffnung. Vielen Dank für die vielen Stunden, die Du brav auf Mono Platten gespielt hast. Vielen Dank, dass Du all diese ruckeligen Fahrten mitgemacht hast. Wir hören uns in einer anderen Welt wieder.
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Ich fuhr zum Anbieter des Dual 1224, um die Boxen des Plattenspielers abzuholen. Er händigte mir beide aus, gab mir wegen des fehlenden Kanals die Hälfte des Kaufpreises zurück und merkte nebenbei an, dass bei einer Box ein Kabel fehlte. Das wäre wieder eine Gelegenheit gewesen, irgendwie sauer zu sein, egal.
Kurze Zwischenpause in der Süßen Erinnerung, in der ungewohnte Hektik herrscht: Aufbau und Fotoshooting. Da setzt sich Rolf B. neben mich, streicht mir kurz zärtlich über die Schulter und fragt, wie es mir ginge. Ich verweise auf meine letzten Abende, er weiß von nichts. Also berichte ich von der menschlichen Jukebox und er ist begeistert. Wir machen aus, dass die menschliche Jukebox im September in den neuen Räumen der Vaseline aufspielen wird.
Aufbruch zu Hifi Knopf. Wie geht es dem Dual 1224? Herr Knopf führt mich in die Werkstatt, da liegt der Patient geöffnet auf dem Tisch. Der Meister, der ihn verpflegt, meint, alles sei nun in Ordnung. Der Dual wird zusammengesetzt, ich lege die Testplatte auf (James Brown „Stoned to the bone“), eine Box wird angeschlossen und: ein Kanal fehlt. Wir schauen uns nervös an. Während der Meister den Dual weiter checkt, unterhalten Herr Knopf und ich uns über Udo Lindenberg, James Last und Ernst Mosch. Ich fühle mich pudelwohl in der Werkstatt. Es riecht nach Lötzinn und Männer sitzen hochkonzentriert an teuren Geräten. Mein Vater war Rundfunkmechaniker und ich saß viele Stunden in solchen Räumen und spielte Mäuschen.
Eine Stunde lang wurde das Problem eingekreist. Letzte Diagnose: das System muss ausgetauscht werden. Sämtliche Transistoren sind schon neu, alle Kabel durchgeklingelt. Herrje! Herr Knopf und ich stellen fest, dass wir beide ein schlechtes Gewissen haben. Er, weil es nicht funktioniert. Ich, weil ich einen Festpreis löhnte, der längst ein Minus in den Geschäftsbüchern des Ladens verzeichnen muss. Wir machen aus, dass wir beide sofort aufhören, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ein freundlicher Mensch, der Herr Knopf. Der Meister will nach seinen Krankenhausaufenthalt ein neues System mitbringen und schließt die Kanäle auf Mono, damit beide Boxen ein Signal senden.
Und wieder zu spät dran. Ich esse hastig, checke, ob ich alles habe (der Dual 1224 ist schwerer und größer als der 1210er, zudem brauche ich nun 2 zusätzliche Boxen. Ich nehme die des Elacs, die kleiner sind als die Originalboxen des 1224), wähle zur Wand des Zogels den roten Anzug und packe alles auf mein Fahrrad namens Mammut. Da es gerade regnet, fitzele ich eine große, aufgerissene Plastiktüte über alles.
Bei all den Hindernissen erscheint mir der Regen folgerichtig. Ich komme an und dort sitzen Nina und Karl und ihr Baby Johan. Ein schöner Anblick, der mich innerlich sofort etwas aufrichtet. Petra, die im Zogel arbeitet, hat heute frei und ist als Gast da. Weitere Gesichter kenne ich vom Sehen.
Mit der netten Bedienung baue ich das Zogel um, um die schöne Wand beim Auflegen hinter mir zu wissen. Es war alles ein wenig mühselig und umständlich. In der Hektik habe ich einiges nicht bedacht. Dass der 1224 eben viel schwerer ist und den Diaprojektorständer gefährlich ins Schwanken bringt. Dass ich nun zusätzliche Stellfläche für die 2 Boxen brauche. Und überhaupt war ich ein wenig aufgeregt.
Ein Herr an der Theke deutet an, er müsse bald gehen und füllt als erstes einen Wunschzettel aus (er blieb bis 23 Uhr, haha). Karl und Nina und Johan setzen sich ans Fenster mir gegenüber, was mich sehr freut. Ich fühle mich gut aufgehoben. Die zweite Single jedoch (Grauzones „Eisbär“) springt und hängt und macht schreckliche Sachen. Ich habe die Befürchtung, dass der 1224 nicht fit ist, zu sensibel für die schon derbe gerockten Singles. Also fingere ich am Antiskating und dem Gewicht rum, doch Eisbär will nicht. Herrje, ich habe eine Horrorvision, die sich jedoch nicht als wahr herausstellt. Es ist nur die Eisbär-Single die offensichtlich hinüber ist.
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Octavia, ihres Zeichens Fotografin, kommt mit ihrer Kamera. Sie liest eifrig diesen Blog und wusste von meinen Wunsch, hier Fotos zu machen. Und wie sie Fotos machte. Mich eitlen Sack störte nur, dass durch den Regen und der Hektik meine Haare diese blöde Stirnlocke machen.
Thorsten kommt, wie auch Katja, Franz, Manfred und Armin. Zudem viele, die ich vom Sehen kannte. Ein Zettel nach dem anderen wird ausgefüllt. Die Leute sitzen um mich herum und feiern immer mehr. Ab ca. 23 Uhr dann Tanz, wiederholter Jubel nach der einen oder anderen Single (Heldin des Abends: Shannons „Let the music play“. Danach gab es tatsächlich Applaus). Ab Mitternacht vergessen wir die Wunschzettel und ich lege tanzbares auf. Alle scheinen besoffen vor lauter Freude und Drinks zu sein.
Gegen Halbeins ist dann alles am Gehen, ich baue meinen Kram ab und räume mit der Bedienung den Laden wieder auf. Wir trinken noch einen Absacker, hören Tom Jobim und ich radele dann gegen 1:30 ganz schön angeschickert, aber extrem vorsichtig, Mammut Richtung Bilk. Die Polizeistreife, die Autos anhält, grüße ich etwas zu herzlich, die will aber zum Glück nichts von mir wissen. Und dann passiert es vor der Haustüre, als ich Mammut abstellen wollte: das gute Fahrrad ist halt doch zu schwer, ich kann nicht anders, als es langsam und kontrolliert umfallen zu lassen. Ein wenig wundere ich mich über die betrunkenen Passanten, die einfach vorbei laufen. Warum kein Interesse an anderen Menschen? Ich würde Hilfe anbieten.
Also trage ich alles rein und hoch in den zweiten Stock. Was-für-ein-Abend! Der erste außerhalb Bilks und solch eine wunderbare Stimmung. Ich bin auf das Levent heute gespannt. Das wird sicherlich hart, aber herzlich.
PS: Gerade kommen die Fotos von Octavia rein. Eine Auswahl werde ich gleich bei Facebook einstellen.