Das Aufstehen fiel mir am Dienstag nicht leicht. Der Montag war mit seiner XXX-Action anstrengend und auch die vorherigen Tage und Wochen stecken mir etwas in den Knochen. Aber der Blog will geschrieben sein und die Leihgaben von Tontaxi müssen zurückgebracht werden. So setze ich mich gleich an den Rechner und schreibe meinen Erlebnisaufsatz über den Apolloplatz. Ein Anruf unterbricht mich nicht nur, sondern wühlt mich sehr auf. Offensichtlich komme ich momentan nicht sehr zum Reflektieren. Mit einen Batzen Gedanken und Gefühle radel ich zu Petras IOUNA, wo das Stativ, der Scheinwerfer und der Generator gelagert sind. Ich muss mich glatt beeilen, da das Tontaxi nur bis 13 Uhr geöffnet hat. Kimos selbst ist nicht anwesend. Ich gebe alles ab und beschließe, etwas für mein Wohlbefinden zu tun. Ich muss etwas essen. Etwas gutes. Mario lud mich den Abend zuvor zu sich in das Enuma zu einem Teller Nudeln ein. Ich wecke Aaron und verabrede mich mit ihm dort.
Mario empfängt mich gewohnt freundlich und ruft mir entgegen, dass sofort Nudeln für mich kommen würden. Ich verwies darauf, dass ich auf Aaron warte und wir setzten uns auf sein Brett vor dem Fenster und ließen den gestrigen Abend nochmals Revue passieren. Dabei beschlossen wir erneut, für den Herbst einen Tanztee bei ihm zu veranstalten.
Dann komme ich mit einen weiteren Gast ins Gespräch. Ein netter Mann aus Köln, der um die Ecke arbeitet. Eher ungewöhnlich, also hochinteressant. Bei weiteren Fragen stellt sich heraus, dass er PR für den Krankenkassenverband mache. Ich frage unumwunden: ein klassischer Lobbyarbeiter also? Er bejaht. Nun erlebe ich also auch noch einen hochsympathischen Lobbyisten. Ich bin aber nicht aufgeweckt genug, um die Situation durch gezielte Fragen auszunutzen. Ist im Nachhinein auch sicher besser so.
Aaron kommt an und wir setzen uns an den großen Tisch am Fenster. Antonio, der Koch Enumas, nimmt unsere Bestellung entgegen: er zählt die köstlichen Varianten seiner Nudeln auf. Wir entschließen uns zu Nudeln mit Thunfisch und Antonio kehrt in seine Küche zurück. Nach wenigen Minuten bringt er uns 2 große Teller. Er fragt noch, ob wir Parmesan wollen. Ich antworte, es handele sich hier doch um Fisch. Er dann lakonisch: viele wollen es halt so.
Optischer Eindruck: sehr gut. Keine Effekthascherei, ein schöner Haufen Essen einfach. Die Tomaten bilden nur die Grundlage, der Thunfisch behält die Oberhand. Geruch: einfach saugut. Die Magensäurenpumpe arbeitet auf Hochtouren. Ich puste auf die Nudeln auf meiner Gabel und koste. Da explodieren kleine Sonnen auf meiner Zunge. Sollte es ein Glückszentrum im Hirn geben, arbeitet es nun auf volle Leistung. Ungewollt grinse ich wie ein kleines Kind. Es schmeckt sahnig. Der Thunfisch kann sich darauf sehr gut entfalten. Die Tomaten liefern eine fruchtige Beinote. Die Petersiele bringt diesen trockenen, strengen Akzent. Eine leichte Schärfe von Chillie, dies leicht säuerliche der Kapern, schwarze Oliven… und irgendwas ungemein raffiniertes. Antonio beobachtet unsere Reaktionen. Ich hebe die Augenbrauen bis zur Zimmerdecke und frage ungläubig: Safran? Da ist doch irgendwas drinn, was ich eher bei Kuchen vermute. Antonio lächelt wisserisch. Ja, da ist etwas besonderes drinn. Ich höre auf zu bohren. Geheimnisse können so schön sein.
Ich esse vorsichtig und langsam mit dem unerfüllbaren Wunsch, der Teller möge niemals leer werden. Aaron ist auch hin und weg und wir schweigen im Genuss. Aber bei aller Langsamkeit ist der Teller irgendwann doch leer. Ich unterdrücke mit Mühe den Impuls, den Teller abzulecken. Ich freue mich jetzt schon auf die anderen Variationen von Antonio, der offensichtlich ein Großmeister ist. Zufriedenst gesättigt bedanke ich mich bei ihm.
Wir sitzen vor dem Laden und beobachten die Menschen. Mario lässt hier und da eine Bemerkung fallen, irgend jemand antwortet vielleicht etwas darauf. Das Leben ist leicht und interessant. Aaron verabschiedet sich und nimmt den Zug nach Hause. Ich bleibe noch ein wenig sitzen und beschließe, diesen Tag zur Erholung zu nutzen. Als nicht nur mein Magen, sondern auch meine Augen satt sind, bedanke ich mich nochmals bei Mario und Antonio für deren Beitrag zum Weltglück und fahre zur Süßen Erinnerung zum Kaffee.
Die üblichen Verdächtigen sind anwesend und es wird auch hier leicht und angenehm geplaudert. Mit Alex unterhalte ich mich über unseren gemeinsamen Lieblingsfilm „Things to do in Denver (when you are dead)“, da kommt Tanja vorbei. Sie setzt sich und wir unterhalten uns über Götter und Welten. Das dolce Vita lässt den Nachmittag erfrischend dahin plätschern, da erinnere ich mich, dass der Blog noch nicht veröffentlicht ist. Schnell nach Hause und den Bericht vervollständigt, einige Bilder dazu ausgewählt und hochgeladen. Mails und Nachrichten checken und ab zu Petra, um die zwischengelagerte Schießbude abzuholen. Dann weiter zum Salon des Amateurs. Ich würde so gerne im freien Auflegen, da die Luft satt-warm bis schwül ist.
Die Treppen vor dem SdA haben bestimmt schon einige Bands zum fluchen gebracht. Auch für mich ist es ein wenig doof, Mammut alleine am Fuße der Treppen zu parken und die Teile einzeln hoch zu tragen. Detlef und eine Thekenkraft sind da und Detlef meint sogleich, er denke darüber nach, ob man nicht das ganze auf der Terrasse machen könne. Zum ersten Male in der Geschichte des SdA. Ich freue mich ganz doll und trage alles schnell hoch. Dann zeigt mir Detlef einen Altar, auf den alles aufgebaut werden kann. Ich. Kann. Es. Kaum. Glauben. Ein echter Altar! Der Exministrant sieht sich auf dem Höhepunkt seiner längst abgebrochenen, katholischen Laufbahn. Ich schließe alles aneinander an und die ersten Vögel erheben ihre Stimmen. Fehlt nur noch Publikum. Norbert kommt, Armin auch, sowie Raphael und seine Schwester Elisabeth. Doch die Massen kommen heute nicht.
3 Damen setzen sich in eine Ecke und bestellen gleich drauf los. Es tröpfelt Menschen auf die Terasse und die Liste wird nie sonderlich lange, so dass alle schnell den gewünschten Titel hören. Einige zufällige Gäste erkläre ich die Jukebox und sie scheinen Spaß beim raussuchen zu haben. Detlef bestellt sich 5 Titel und bezahlt für 15. Ich weise ihn auf den Irrtum hin, doch er will es als Geschenk stehen lassen.
Seit Tagen habe ich keine Tour-Postkarten mehr und ich verteile meine Visitenkarten an alle, damit jene die Tourdaten aus dem Netz fischen können. Detlef wünscht sich Style Council und scheint einen Flashback zu erleben. Da die Wünsche gespielt wurden und er so großzügig überzahlte, Spiele ich ein wenig für ihn. Dreams von Fleetwood Mac, Tunnel of Love von Funboy Three und Rapture von den Dub Pistols.
Pünktlich um Mitternacht baue ich dann ab, lasse aber das Equipment im Backstagebereich des SdA stehen. Eine Heimfahrt ohne Geschaukele. Das nenne ich ein luxuriöses Leben. Detlef hat den selben Weg und unterwegs schauen wir nach Brot für ihn. Aber keine Chance: alles hat geschlossen. Düsseldorf ist doch nicht die Weltstadt von Rang im Herzen Europas. Zum Glück hat es Bilk, wenn auch kein Brot in der Nacht. Ich schaue noch eine halbe Stunde in den Computer und falle dann wie ein Baum ins Bett. Noch 11 Tage Tour, 2 Drittel liegen schon hinter mir. Heute Abend lege ich im KIT auf, morgen kommt die Pechmarie drann. Dann Rekorder, Café St. Martin, Sennhütte und so weiter. Schöne Tage liegen vor mir.
… der Altar ist ja wohl der Hit! Vielleicht bis später im KIT….
was sich reimt, ist wahr