Ich fühlte mich alles andere als gut, als ich erwachte. Nase zu, Glieder schmerzen, die Augen dick. Trotzdem raffte ich mich auf und fuhr zu M., mit der ich zu einer Runde Meditation verabredet war. Und tatsächlich fühlte ich mich nach einer Stunde vielleicht nicht wie neugeboren, aber bedeutend besser.
M. wird bald Mutter, so unterhalten wir uns über die Beziehung von Eltern und Kindern und kommen schnell bei Angela Merkel an. Selbst, als ich im Flur stehe und sie mir die Türe aufhält, diskutieren wir noch angeregt.
Draussen tobt der Sommer. Ich rufe Robert, den Henkelmann an und frage ihn, ob wir gemeinsam Essen können. Ich habe einen Heisshunger auf Lammkotelletes, Bratkartoffeln mit Salbei und Spinat. Er stimmt zu, wir verabreden uns auf 15:30 Uhr, ich kaufe alles ein und bringe es ihm vorbei. Dann fahre ich zu Rad ab, um eine fehlende Schraube bei Mammut zu besorgen und einen zweiten Gepäckträger zu bestellen.
Zwischendurch ruft Hifi Knopf an: meine Bestellung wäre da. Ich wundere mich, dass das System für 1224 den Großen schon angekommen sei, ich hatte irgendwie mit 1 – 2 Wochen gerechnet. Ich nehme 1224 auf die Arme und trage ihn über die Straße um die Ecke zur Werkstatt. Zu früh gefreut: es wurde eine Nadel statt eines Systems bestellt. Der Chef ist sauer, der Angestellte wird klein, aber es stellt sich heraus, dass es sich um ein Missverständnis handele. Ich ergreife die Gelegenheit und erzähle vom kleinen 1224, den ich von Nina erhielt und der ein System habe, das baugleich sei. Schnell renne ich nach Hause und hole es. Der Techniker baut die Überbrückung der Kanäle aus, wir legen eine Platte auf und: Disco! 1224 der Große kann nun Stereo. Welch‘ Überraschung.
Zurück zu Henkelmanns Robert. Wie ein Blitz agiert er in der Küche und brät in Rekordzeit ein wahres Soulfood zusammen. Wir haben gehäufte Teller vor uns und essen und reden gemeinsam, unterbrochen von „lecker“- und „buah…“-artigen Ausrufen, die das Mahl meinen. Dann sitzen wir gemütlich noch ein wenig zusammen und reiben uns zufrieden die Bäuche. Gutes Essen ist so wichtig.
Auf der Fahrt nach Hause schaue ich noch kurz bei Cemo vorbei, um zu schauen, ob er überhaupt an unseren gemeinsamen Abend denkt. Das tat er. Dabei stellte er fest, dass jemand das Tourplakat runtergerissen hatte, was ihn nicht wenig erboste.
Für Cemo wählte ich den leichten, grauen Anzug, packte alles auf Mammut und fuhr die kurze Strecke pfeifend dahin. Bei Cemo brummte das Geschäft. Er und seine Frau bedienten scheinbar gleichzeitig mehrere Personen, für jeden einen albernen Spruch oder liebe Anrede parat. Es menschelt hier und das ist ein Stück weit das Geheimnis ihres Erfolges. Wegen der Hitze ziehe ich erst mal das Jacket aus und baue dann die Anlage in der Tee-Ecke auf. 4 Gäste setzen sich daneben und liefern gleich viele Wunschzettel ab. Ich versuche, den Aufbau in dieser Enge zu optimieren, setze die Boxen nochmals um und schiebe an den Reglern. Der Klang ist warm und voll und ich habe allen Grund, zufrieden zu sein.
Da kommt eine Redakteurin des Überblicks mit Christoph, der Fotograf, den ich seit Jahren vom Sehen auf Konzerten her kenne. Der Überblick plant für die nächste Ausgabe einen Rückblick und will schöne Fotos machen. Gar nicht so einfach in dem Gewussele. Christoph steigt auf Kisten, lässt mich mit Singles posieren und nebenbei sammle ich Wünsche ein und tausche Singles aus. Nach einer halben Stunde ist er zufrieden mit seinem Material und ich konzentriere mich nun auf das Vorbereiten des Sets: alle Wünsche rausziehen und in der richtigen Reihenfolge ablegen, um dann stoisch Single für Single abzuspielen.
Treue Zuhörer wie Thorsten, Armin und Manfred treffen ein. Geplant oder zufällig: viele Gesichter kennt man, viele Menschen wollen Wünsche abgeben. Alle wollen, dass ich vor der Türe aufbaue, doch Cemo ist das mit den Nachbarn zu gefährlich. So kommt immer wieder jemand rein und hört ein wenig zu. Da erscheinen Claudi und Andreas, die Tanzgarde. Claudi hat ab Mitternacht Geburtstag und sie sind entschlossen feierwillig. Zz heiss ist es ihnen drinnen trotzdem.
Mir fallen 3 Kinder auf, die mit Schürzen bewaffnet ernst und konzentriert die Tische abräumen. 2 der Kinder sind auffallend asiatisch, trotzdem Frage ich Cemos Frau, ob das alles ihre Kinder seien. Sie schaut mich kurz mit diesen Mutterblick an, der sagt „bist Du narrisch?“ und erwidert „Das sind doch chinesische Kinder!“ Nun ja, könnten ja adoptiert sein. Aber nein, es ist so natürlich und einfach: die Kinder sind aus der Nachbarschaft, die ständig mit ihren Sohn spielen. Sie wollen sich etwas Geld verdienen und leisten somit freiwillig ihren Beitrag und lernen nebenbei Verantwortung. Tolle Sache das. Ich frage nach, ob ich ein gemeinsames Foto machen könne. Wieder ein Blick a la „was für eine Frage, klar?“
Ich trinke einen Ayran nach den anderen und so langsam wippe und schwinge ich mit der Musik. Der Abend zieht entspannt dahin, da fährt kurz vor Ende, also ca. 22:45 der Soulzug ab. Zwischen dem aufräumenden und wischenden Cemo tanzen immer mehr Leute. Man will noch ein Lied und noch eine Single, doch Cemo will ins Bett. So stehen wir um 23:45 in einer kleinen Gruppe vor dem Laden und beschließen, ins Miss Moneypenny zu gehen und in den Geburtstag Claudis reinzufeiern.
Die Bedienungen bauen zwar ab, haben aber nichts dagegen, dass ich Mammut in den Laden fahre. Wie leicht das alles geht und wie überraschend großzügig das Team des Moneypennys ist. Ich baue geschwind die Anlage auf und Punkt Mitternacht bin ich fertig. Wir gröhlen „Happy Birthday“, lassen das Geburtstagskind hochleben und ich lege mit den vorhandenen Scheiben Tanzmucke auf. Ausgelassenes Tanzen, große Freude. Kurz vor 1 Uhr dann schnell abgebaut, da der Kellner seinen Zug erwischen muss.
Zu Hause angekommen trage ich die Anlage rein. Der 1224er rutscht mir ab und ich greife instinktiv zu: ich halte mich am Tonarm fest, der einfach nur abknickt. 1224 ist schwer verletzt. Herrje, gerade mal ein Abend lang hatte ich ein perfektes System. Ich habe die Idee einer Lösung, aber das ist ganz schön wackelig. Und für das Enuma haben sich viele Leute heute Abend angemeldet. Tja, ich muss mich nun um anderes kümmern, als Erlebnisaufsätze zu schreiben. Bis dann, also heute Abend vielleicht?
… amüsant und tragisch, herrje… bei allem Mut zur Eigenverantwortlichkeit, ich glaube Du brauchst dringend einen Sherpa, der Dir hilfreich und tragend zur Seite steht… :/ … halt durch, bis spätestens morgen im G*Punkt!
but: woher nehmen, wenn nicht stehlen? danke für dein mitgefühl