Tag 6 – Ohme am Markt

Aufbau Ohme am Markt. Goodbye, Dual 1210!

Mission Plattenspieler. Den Vormittag fuhr ich kreuz und quer durch Düsseldorf, um einen zu finden. Ich fand ja so einiges obskures, aber nicht das gewünschte. So dehnte ich meine Suche auf das Internet aus und tatsächlich: auf einer Seite finde ich ihn. Dual 1224. Ich telefoniere mit dem Anbieter und mache mit ihm aus, die Maschine am Dienstag abzuholen.

Apropos abholen: ich holte die Postkarten mit den Tourdaten bei der Druckerei ab. Den Leuten immerzu Plakate aufzunötigen hat seinen Reiz, doch der ist irgendwann abgebaut bzw. die Plakate verteilt. Einige der Exemplare lege ich in den Geschäften von Freunden aus. Ach, neue Wunschzettel ließ ich auch drucken und schneiden. Die eigenen sahen ja wie mit der Nagelschere geschnitten aus.

Um 19:30 fuhr ich also Mammut zum Ohme am Markt. Bisher die weiteste Strecke und das Gepäck schaukelte gefährlich in und her. Größtes Handicap ist dabei der Diaprojektorständer, der mich fast 2 Meter breit macht. Scheinbar geht man stillschweigend davon aus, Fahrräder dürften nicht breiter als eine Postkarte sein. Zumindest parken viele Autos entsprechend. Ach, da muss sich noch einiges ändern.

Im Ohme am Markt fällt mir auf, dass ich die letzten Tage falsche Infos verbreitete. Es gibt dort nicht Füchsen vom Fass, sondern Uerige. Und Tannenzäpfchen aus der Flasche. Was mir als Badener wichtig ist.
Das Ohme ist groß und hat 2 Räume. Der vordere Bereich ist für Raucher und die Tische sind fast alle gut besetzt. In der Mitte des Raumes ist eine leider störende Säule, die Sicht und Sound schluckt. Mit Cornelia, der Besitzerin, mache ich aus, dass ich die Schießbude neben der Theke aufbaue. Und beim Aufbau bleibt mir dann fast das Herz stehen: Durch die rumpelnde Fahrerei löst sich der Plattenspieler langsam auf und verliert immer mehr an Teilen. Die Armhalterung ist nicht mehr existent und zum zweiten Male verlor ich die Achse, diesen Stift in der Mitte. Aber ohne Stift keine Zentrierung, was das Auflegen nicht nur extrem verlangsamt, sondern die meisten Platten auch fürchterlich eiern lässt.
Getoppt wird das ganze dadurch, dass es scheinbar kein einziges Verlängerungskabel im Ohme gibt. Cornelia erläutert, dass vor kurzen renoviert worden sei und die Handwerker scheinbar alles mitnahmen. So telefonierte Cornelia nach einer Kabeltrommel, während ich die Theke nach einem Stiftersatz untersuche.

Ein Kaminstreichholz rettete den Abend.

Kugelschreiber und Bleistifte sind ein klein wenig zu dick. Selbst wenn man einen Bleistift in den Teller rammt kann man den Puck nur noch mühsam rausfitzeln. Und ca. 10% der Singles haben ein kleines Loch, brauchen also keinen Puck. Ich finde Kaminstreichhölzer, die ich eigentlich immer extrem affig fand, mir aber jetzt die Rettung bringen. Die Lösung siehe Foto. Ein Stift muss nicht rund sein.

Cornelia drückt mir eine Kabeltrommel in die Hand und ich lege den Plattenspieler an das Stromnetz. Der Plattenspieler gibt keinen Mucks von sich. Andere Steckdose: auch nichts. Der Kellner verweist mich auf eine dritte Steckdose. Funktioniert. Uff, was kann schon noch passieren?

Das gestellte Jubelbild des Abends. Sorry, meine Gäste sind in echt viel schöner und eloquenter.

An einen Tisch sitzen 3 junge Damen und ein junger Herr, die offensichtlich nicht zu den Stammgästen zählen. Ich verteile Listen an sie und nach und nach kommen weitere Leute auf mich zu, um Wünsche auszuwählen. Man erkennt sie daran, dass sie noch keine weiße Haare haben. Cornelia gibt den ersten Wunschzettel ab. Ich bin etwas irritiert, da es sich nur um B-Seiten handelt und frage bei  ihr nach, aber es habe seine Richtigkeit.

Tisch 4 macht schon nach 2 Liedern Schwierigkeiten. Einer der Herren kommt auf mich zu und meint, die Musik wäre kaum bei ihnen zu hören. Naja, da liegt halt die Säule dazwischen. Ich justiere den Lautsprecher in ihre Richtung und mache lauter. Da kommt dann die Cornelia und meint, ich möge leiser machen, da es Tisch 4 zu laut sei. Und überhaupt wären das halt alte Menschen, die das nicht abkönnten. Ich ziehe meine inneren Augenbrauen hoch und mache etwas leiser, justiere den Lautsprecher in eine andere Richtung. Aber was soll ich machen? Die Hives in 3,5 Watt reichen aus, um ältere Herren in den Wahnsinn zu treiben. Die Herren von Tisch 4 gehen einer nach dem anderen mit bösen Blick in meine Richtung nach Hause.Ich muss an die 60er denken. So war das damals, als die Jugend und das Establishment aufeinander prallten. Ahhh… süßer Duft der Geschichte!

Olli ist ein Mann von Welt. Und seine nette Freundin heisst Kerstin. Tschulle!

Es kommen immer mehr, um der Jukebox zu lauschen. Mitunter waren 5 oder 6 Tische mit Wünschenden besetzt. Die Lieder, die ich auflegte, scheinen alle extrem kurz zu sein und ich kann ständig meine vorweg ausgegebenen Annahmestopp widerrufen.

Und so hielt mein kleiner Dual-Kamerad doch noch tapfer durch. Heute hole ich seinen großen Bruder. Aber der 1210 wird immer einen Platz in meinen Herzen haben. Heute lege ich übrigens ab 20 Uhr im Concorde in Unterbilk auf. Wahrscheinlich in Stereo und mit glasklaren Sound. Hören wir uns?

3 Antworten auf „Tag 6 – Ohme am Markt“

  1. Hallo Haru, vielen Dank für einen schönen Abend mit toller Musik, viel Wein und doch kein Schädel am nächsten Morgen. Wir drei jungen Damen (vielen DANK!) werde dich im Ugly deluxe besuchen und ich werde mir 4 x Elvis & the Wailers wünschen :o) mmhhhh du hast so viele wunderschöne Platte….das wird schwer. Ich / Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß und Freude auf der Tour und auf bald!! Viele Grüße aus Oberbilk Caroline

  2. Also das Ohme war für diese Geschichte die völlig falsche Location.Säule hin oder her. Gäste auch egal.Laut und leise auch egal.Man hörte die Musik lediglich wenn man sich nah an Deine „Schießbude“ stellt.
    Weiter weg hat sich alles gleich und unverständlich angehört.Nichtsdestotrotz, die Sache hat Charme, aber nur in wirklich kleinen Läden.
    Gruß
    Rainer

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