Super! Ich schrieb mir gerade einen Wolf über Religion, Familie, Drogen und der Rave- und Elektro-Szene, um festzustellen, dass ich doch eigentlich nur wenig Plan habe, da ich – wenn überhaupt – nur Zaungast war.
Aber egal. Ich will eine Gruppe hochleben lassen, die sich nach einer Phrase des Fassbinderfilmes „Angst essen Seele auf“ benannten: GusGus (eigentlich Couscous, wonach der „Held“ des Filmes immer wieder Appetit hatte) aus Island.
Wer sich nach einen Fassbinderfilm benennt, muss was mit Kunst am Hut haben. Und genau: GusGus war (ist?) eine ziemlich große Gruppe von Kunststudenten, die auch irgendwie gemeinsam Musik machten.
Meine erste Begegnung mit ihnen war durch das Video „Starlovers“, welches mich sowohl inhaltlich, wie auch visuell und musikalisch fasziniert:
Was wir da haben? Klar, der Club ist die Kirche und gemeinsam erlebt man Ekstase und Befreiung. Doch der Hinweis, dass „sie“ Führung von oben benötigen, ist da dann auch gleich die kritische Botschaft. Die Masse ist dumm und braucht Anleitung. Sowohl in der Kirche, wie auch im Club (im Stadion, wo auch immer viele Menschen zusammen kommen und irgendwie zielgerichtet ausflippen).
Das ist nicht wenig für einen hervorragenden Dancetrack. Was für mich der Unterschied zu zeitgleichen Elektroformationen wie Underworld und Konsorten ausmacht? Der Gesang. Ich empfinde diese gesampleten Gesangsparts oder von mir aus auch gekauften Studiosänger unter dem Strich als meist seelenlos. Aber GusGus haben Soul, sie haben auch den Funk, sind also sexy.
Als Beweis mag der nächste Track genügen. Hier beweisen sich GusGus auch noch als hervorragende Liveband, was im Elektrobereich höchst selten ist, da eben meist ohne taugliche Sänger. Und wieder haben wir es mit religiösen Themen zu tun und wieder passt es perfekt in das Clubfeeling der 90er.
http://youtu.be/-906AoxuqTg
Gerade las ich den Wiki-Eintrag über GusGus nach und mein verwirrter Eindruck von ihnen fand da Bestätigung. Sie wechselten immer wieder die Besetzungen und Stile. Auch wenn sie ihre Musik Techno/Soul nennen, ist für mich der Anteil an Techno verschwindend gering. Das IST Soul, tiefer Soul. Die Performance erinnert gar an eine Gospelmesse mit den schon oben genannten Ausbrüchen: Einkehr und Ekstase bis zur Verzückung. Mann, ist das gut.
Das Video zu „Polyesterday“ mit seinen surrealen Momenten und schönen Filmzitaten macht nun auch klar, dass GusGus eben aus einem Filmprojekt entstanden.
Doch verändert aber immer noch gut eine aktuelle Nummer namens „Add this song“ (schon mal ein großartiger Titel). Funzt immer noch gut. Gute Sänger machen halt den Unterschied.
Höhepunkt des aktuellen Schaffens der besten Tanzband der Welt: http://youtu.be/K703vlIgens
Oh wie super. Tausend Dank, Henry!