Neue Platten? Äh, neue, gekaufte Platten.

recordsMan findet mich meist auf Flohmärkten oder Second-Hand-Plattenläden, sollte ich frische Beats und Melodien für den Plattenspieler suchen. Doch gerade die letzten Tage habe ich endlich wieder mal „richtig neues“ gekauft. Wobei das dann doch Veröffentlichungen sind, die bis zu fast 1,5 Jahren zurück liegen. Egal. Da das so selten passiert, mal meine Meinung zu der LP und der Maxi.

Omar, the man
Omar

Omar – The Man (12″ Maxi – Freestyle Records, 2012)
Omar hat sich mit „There’s nothing like this“ schon in den 90ern in mein Herz gefressen. Ein Song so leicht wie ein Soufflé mit einer Bassline für die Ewigkeit. Es geht um die Schönheit des Lebens, den Moment zu zweit und dem Glas Champagner, das dabei nicht fehlen darf. Die 12″ lege ich immer noch gerne zum Sonnenuntergangs-Schallplattenauflegen auf.
Vor Monaten stolperte ich dann über einen neuen Track namens „The Man“. Omar singt dabei live auf den Straßen Kopenhagens. Oh, er hatte mich sofort wieder. Was für ein Talent, was für eine Stimme.
Heute Vormittag postete ich dieses Video noch auf facebook, um dann heute Nachmittag höchst erfreut die Maxi im Plattenladen zu entdecken. Ich habe jede Budgetbedenken über Bord geworfen und die 10,50 € auf den Tisch geknallt. Hier also endlich meine Meinung zum Werk:

1) The Man [:04:14]
Die viermütige Originalversion. Wieder mit einer tollen Bassline, jedoch von einem Fagott oder ähnlichen Holzblasinstrument gespielt. Omar hat wirklich ein Gespür für starke Melodien und weiß diese mit Hingabe und Leichtigkeit zu entfalten. Wunderschöne Breaks und Bridges, feinste Streicher dazwischen: großartig!

2) The Man (Shafiq Husayn Remix) [:04:05]
Ein eher hiphop-artiger Remix mit leichten House-Einflüssen. Nicht wirklich schlecht, aber keine Bereicherung an sich.

3) The Man (Maddslinky Remix) [:04:38]
Überflüssig wie der zweite Weltkrieg. Hochgepitchte House-Ware, wie sie in den 90ern schon als uninteressant befunden wurde. Schrecklich doofes Füllmaterial. NEXT!

4) There’s Nothing Like This feat. Pino Palladino [:05:23]
Okay, das rechtfertigt die 12″ gerade noch: eine akustisch beginnende Version des Klassikers, der immer jazziger auftrumpft. Schöne Version, Danke!

Fazit: eine 7″ mit der Originalversion und als B-Seite „There’s nothing like this“ wäre es tatsächlich gewesen. Der Titeltrack  bekommt 9 von 10, die Maxi an sich 5 von 10 Punkten.

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Credits: Ash Daniel
Credits: Ash Daniel

Matthew E. White – Big Inner (LP, Domino Records 2013)
Eine ganz bestimmte Form von Schönheit erfreut mich immer mehr, je älter ich werde. Sie hat mit Ruhe, innerer Kraft, sicheren Melodien und Liebe zu tun und wird von Musikern wie Lambchop oder auch Robert Wyatt geliefert.

Den Song „Big Love“ hörte ich schon vor Monaten und war – was mir zwischenzeitlich selten widerfährt – sofort elektrisiert. Dieses Piano, der nervöse Bass, diese ruhige Stimme und der – wie soll ich es denn anders benennen? – durchgeknallte Chor, das Umkippen in ProgRock… In meinen Kopf explodieren sofort die Synapsen, ich denke an 40 Dinge gleichzeitig und spüre tiefe, tiefe Freude. Da ist sie wieder, diese Magie der Musik: allbekanntes Neuland wird betreten. Ja, das sind Bäume und das da Felsen und hier Tiere. Doch in neuen Formen, nie gesehenen Arten. Ich atme frische Luft und glaube sofort wieder, dass das Leben unendlich ist.

Matthew E. White ist einer, der mit seinem Aussehen extremes Talent braucht, um durchzukommen. Das ist nicht verächtlich gemeint, nein. Aber in Zeiten des glattgebügelten wirkt er außen vor. Zu dick, zu unchique Haare, zu komisch der Bart. Und dann auch noch ein weißer Anzug. Aber so sehen halt die Menschen aus und das ist das schöne an Musik, dass die innere Schönheit, die sich durch die Töne zeigt, das  Äußere im neuen Licht erscheinen lässt. Und so ist Matthew ein wunderschöner, eigenartiger Mensch. Aber zurück zur Musik.
Da ist soulerfüllter Country, Anleihen an Jazz, Singer/Songwriter und Spuren von Folk. Matthews Gesang ist schüchtern, aber erhaben. Ein Mann, der keine Angst vor Schönheit hat. Dabei strahlen die Songs eine Zuversicht aus, die so ganz anders ist, als die leicht gequälte Huscherei von z.B. Bon Iver. Es erscheinen Bläser, Streicher und Chöre, die nicht Effekte haschen, sondern die Lieder einfach noch größer und schöner machen.

In der LP ist ein Brief von Matthew an den Hörer (und natürlich auch ein MP3-Download, sowie die Texte auf dem Innersleeve), der mich rührte. Er erzählt von seinem Dorf und den Musikern des Dorfes und das dies „lokale“ Musik sei, die von den Menschen des Dorfes und den Musikern handele. Ich konnte dies sofort nachvollziehen und spüren. Es ist eine aufrichtige, eine wahre Platte voller Schönheit. Lang lebe Matthew E. White und seine Freunde. 9,5 von 10 Punkten.

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