Disco ist oberflächliche, langweilige Maschinenmusik. Menschen täuschen stöhnend Sex vor und andere Menschen bewegen sich selbstvergessen dazu unter Spiegelkugeln in grässlichen Klamotten. Disco war der Feind jedes aufrichtigen Jugendlichen Ende der 70er und Anfang der 80er. Egal, ob er oder sie Öko, Punk, Rocker oder sonstwas war.
Soweit die damalige Underground-Folklore. Jede Punkband, die etwas auf sich hielt, machte eine Disco-Parodie mit Oktavenbass und verächtlichen Text ob dieser Traumwelt, in der die Discogänger lebten. Höchste Zeit, mal eine Liste mit diesen Songs zu generieren.
Und tatsächlich waren die meisten Produktionen mehr oder weniger gute Projekte, bei denen hastig ein paar Tänzer/Innen Mikros in die Hand gedrückt wurden. Aber es gab auch Chic. Und Chic waren anders. Chic waren magisch.
Chic waren Nile Rodgers und Bernard Edwards und empfanden sich selbst – Achtung! – als die Rockkapelle in der Disco-Bewegung. Und wie das Cover der Single zeigt, verstanden sie sich als ernstzunehmende Leute, die Respekt einforderten. Anzüge, Eleganz, Selbstbewusstsein. Sie hätten damals ohne weiteres als Manager durchgehen können.
„I Want Your Love“ ist genau dies: musikgewordene Eleganz. Die Röhrenglocken im Intro meine ich wieder bei Blondies „Rapture“ gehört zu haben. Und die Gitarrenlicks Nile Rodgers waren für einige Jahre DER heisse Scheiss. Ob Duran Duran, David Bowie oder auch Sheila and the B Devotion („Spacer“): alle riefen den Meister, auf dass er diese leicht jazzy klingende Rhythmusgitarre beisteuerte.
Einen schönen Artikel zu Disco, Chic und Nile Rodgers im Besonderen findest Du hier.
… einer der besten Disco-Klassiker! Selbst als Wave-Kid tanzte ich 1978 (u.a. im Rockin‘ Eagles) noch drauf… 🙂