David Bowie ist nicht Lazarus. Er steht nicht wieder auf. Seine letzte Rolle war gelogen und trotzdem könnte sie nicht wahrer sein.
Mit verständnisvollem Argwohn nahm ich all die Bowie-Bekundungen heute den ganzen Tag wahr. Doch bei der Aussage, dass es Bowies Vermächtnis sei, nicht ihn, sondern sich selbst zu betrachten und zu sein, was man wolle, war ich doch verärgert. Diese Kernaussage ist so lapidar, wie festzustellen, dass die Sonne nicht untergeht, sondern die Erde sich nur dreht.
Es wurde heute immer wieder auf die Wirkung Bowies als Role-Model in der Musikgeschichte hingewiesen. Geschenkt. Ob Placebo, Gary Numan oder Jay Jay Johanson, es gibt doch ein eindringlicheres Beispiel für mich.
El Vez nennt sich der Mann, was ein schönes Wortspiel ist, welches auch Nichtmexikaner verstehen können. El Vez hat zwei Götter und der eine ist der King of Rock ’n‘ Roll, also Elvis. Presley. Und der andere Gott ist David Bowie. In den 90ern zappte ich in VH1s „High Five“ (oder? Keinen Bock zu recherieren), in dem er euphorisch ein altes Video der 70er mit David Bowie ankündigte: „Rebel Rebel“, was er als „Rrrrrebell, Rrrrrebell!“ aussrief.
Dieser kleine, mexikanische, schwule Mann lebt den Bowie-Auftrag. Er lebt die Figur, die er selbst erfand: eine Kreuzung aus Presley und Bowie. In „Rock’n’Roll Suicide / If I can Dream“ nutzt er Bowie als Rahmen, um dazwischen eher Elvis-esk seinen Traum zu besingen, in dem er seinen Bruder offen die Hand halten kann. Um zum Ende wieder in Bowies Song verfällt: „Gimme your Hands, ‚cause you’re wonderful!“.