Shel Silverstein

silversteinIm Rahmen einer Ausstellung mit dem Titel „Jewish Vinyl“ erhielt ich die Anfrage, ob ich eine Vinylpredigt zum Thema beisteuern könne. Eine meiner Schwächen besteht darin, dass ich gerne spontan, also aus dem Bauch heraus, Entscheidungen treffe. Also sagte ich stolz ob dieser Aufgabe zu.

Nun bin ich am  Recherchieren und Zusammentragen: welche Musiker/innen sind jüdischer Abstammung? Äußert sich dies in deren Musik oder Texten? Gibt es Lieder über Judentum bzw. Juden?

Vor einiger Zeit hatte ich eine produktive Auseinandersetzung zum Thema „Hippie-Soul“, zu denen ich mitunter Dr. Hook and the Medicine Show zähle. Dabei wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ein gewisser Shel Silverstein viele der Songs von Ihnen schrieb. Irgendwie legte ich das in meinen Kopf ab, ohne weiter darüber nachzudenken.

Wie ich dann vor einigen Tagen wieder an Dr. Hook dachte, stolperte ich über folgendes Video, welches auf dem Hausboot von Shel Silverstein aufgenommen wurde. Er ist der bärtige Glatzkopf, der liegend die Mundharmonika spielt:

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Der Song „Sylvia’s Mother“ begleitet mich den größten Teil meines Lebens. In den 70ern war es eine ernstzunehmende und beliebte Ballade, die ich jedoch damals als zu kitschig wahrnahm. Als ich dann in den 80ern eine Ader für Kitsch entwickelte, hörte ich sie gerne mit dieser gewissen Ironie, zu den unmöglichsten Songs zu stehen. Erst vor rund 10 Jahren jedoch erfasste ich den Text in seinem gesamten Umfang. Ein gestandener Mann telefoniert mit der Mutter von Sylvia, die offensichtlich bis vor Kurzem seine Freundin war. Sylvia scheint noch recht jung zu sein und die Mutter weist desöfteren darauf hin, dass es  ihr ohne ihn besser ginge, dass sie die Stadt verlassen und gar einen Jungen heiraten werde. Der singende Ich-Erzähler scheint ein schrecklicher Jammerlappen zu sein und bettelt ständig darum, sie noch 1x umarmen zu dürfen, sie noch eine Weile halten zu können, ihr Lebewohl sagen zu dürfen. Vor dem Refrain schaltet sich dann jedes Mal „The Operator“ ein, der oder die darauf hinweist, dass die nächsten 3 Minuten Gespräch weitere 40 Cent kosten.

Welch ein kitschiges, humorvolles Drama, was für eine tolle Geschichte der Song beinhaltet. Ich gab also Silverstein bei youtube ein, um einen Auftritt bei der Johnny Cash-Show zu finden. Damit hatte ich nicht gerechnet, dass Silverstein „A Boy Named Sue“ – die Cash-Nummer überhaupt – geschrieben hat. Hier der berühmte Auftritt Cashs im San Quentin-Gefängnis, dem idealen Publikum für diese krude Geschichte:

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Shel Silverstein selbst war auch ein großartiger Entertainer, auch wenn seine Stimme nicht unbedingt zu seinem Äußeren passt. Aber das ihm das Geschichtenerzählen im Blut steckt, ist unüberhörbar. Wer direkt zu seiner Performance springen möchte: ab 2 Minuten 20 Sekunden ist er solo zu sehen und zu hören.

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So, Schluss jetzt. Mehr über ihn vielleicht bei der entsprechenden Vinylpredigt. Over and out.

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