Daft Punk – Get Lucky

2 Daft Punks, Pharell und Nile Rodgers
2 Daft Punks, Pharrell und Nile Rodgers

Die meisten meiner Musikfreunde hatten schon im Mai die Nase gestrichen voll von „Get Lucky“. Zu oft genudelt, zu beliebt und irgendwie auch zu beliebig. Aber ich mochte das Lied mögen, vereint es doch einiges, was ich liebe.

1 | Daft Punk
Da ist natürlich erst mal Daft Punk, die gerade mal 4 Alben in 20 Jahren kickten. Herrje, 4 Alben sind eigentlich nichts. Das haben vor 40 Jahren manche Bands in 2 Jahren auf den Markt geworfen. Aber die Zeiten ändern sich halt.

Daft Punk sind Franzosen und nannten sich vorher irgendwie anders und machten Rock, der nicht ankam. Da waren sie noch ein Trio. Der Dritte im Bunde verzog sich zu einer Band namens „Phoenix“ (und interessanterweise beginnt „Get Lucky“ mit den Zeilen „Like the legend of the phoenix – All ends with beginnings“, aber wir wollen mal keine Verschwörungstheorie aufbauen). Die beiden verbliebenen nannten sich also „Daft Punk“ und machten mit komischen House-Zeugs rum, der im sogenannten Filter-House dann Ende der 90er gipfelte. „Around the World“ ist sicherlich noch in jeden Gehörgang und wenn nicht: hier kannste gucken.

Protect your identity: The Residents
Protect your identity: The Residents

Sie ließen sich zur Freude aller Stormtrooper- und Kampfstern Galactica-Fans komische Helme basteln, um ihre Identität zu wahren. Ach herrje, als ob es die Residents nie gegeben hätte. Egal, es geht ja um die Musik.

Daft Punk wurden immer wieder als Erneuerer des Disco-Gedanken gefeiert: Tanzmusik ohne vermeintlichen Inhalt von Maschinen gemacht. Das schmeckte auch dem Feuilleton, war es doch so wunderbar postmodern. Es schmeckte aber auch mir. Also die Musik. Sie hüpften von Filtering zum Sampling zum stumpfesten Rock ohne Problemchen und hatten dabei doch immer einen trademarkigen Sound. Insofern mal kurz zwei Zwischenstationen angehört.

„Harder better faster stronger“ ist von der zweiten Scheibe „Discovery“ (jaja, „Disco very“, haha!). Roland überließ ihnen vor der Markteinführung einen neuen Sampler, den Daft Punk bis zum Abwinken ausreizten, weshalb er dann entsprechend auf dem Markt floppte.
Zum Song: das ist Apple-User-Musik par excelence, bevor Apple wieder auf das analoge Pferd setzte  (man beachte die derzeitige Plakataktion des I-Pads). Und 2007 legte Kanye West einfach ein wenig Sprechgesang drauf und alle waren hin und weg.

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Im Gegensatz dazu von der dritten Scheibe „Human after all“ ein Lied, mit dem ich gerne die Leute ein wenig erschrecke. Alles schön mit der Hand gemacht und unerbittlich bis zum Ende gespielt: „Robot Rock“

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Kurzer Seitenschlenker: ähnliche Dekonstruktionen des 80er-Rocks brachten doch auch die auch-Franzosen Ratatat. Ach, die großen Franzosen…
http://youtu.be/H_TqqZ-aGd8

2 | Pharrell Williams
Ich bin kein ausgewiesener Fan von Pharell, finde jedoch, dass er nicht wenig Talent besitzt. Alleine seine Produktionen sind nicht ohne: „Kelis, Snoop Dogg, Beyoncé, Justin Timberlake, Mystikal, Jay-Z, N’Sync, Britney Spears, Nelly und Madonna“ zählt Wiki kurz mal auf. Und mit den Neptunes und N.E.R.D. (No-one Ever Really Dies) hat er so manches kühle Ei auf die Schiene genagelt. Vor allem N.E.R.D., da muss ich mal kurz ausholen.

Zuerst mal „She want’s to move“. Ich habe das oft als kleine Geheimwaffe in der Tasche, wenn nichts mehr geht. Dann gehen zumindest doch immer ein paar Frauen auf die Tanzfläche. Wenn man genauer hinhört, fragt man sich, woher dieser Groove genau kommt.
http://www.dailymotion.com/video/x1jczq_n-e-r-d-she-wants-to-move_music

Das Schlagzeug ist komisch eirig, der Bass dezent, aber ambitioniert und dann auch noch eine Akustikgitarre, echte Handclaps und Sustain-Gitarre plus Klaviersprengsel. Kühles Wissen scheint in Pharrell Williams zu hausen. Ein Biest von einen schönen Track.

Ganz anders „Wonderful Place“, ebenfalls von der nicht unerfolgreichen „Fly or die“:

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Das ist doch soooo 70er, so laid back, so Commodores‘ „Easy“ mit seine Gepfeife und akzentuierten Bläsern. Ganz große Kunst in meinen Ohren. Mal abgesehen vom lockeren Umgang mit dem Thema sterben. 3 Daumen.

Kurz zu allen, die mir mit „Blurred Lines“ seit Monaten in den Ohren liegen: ich mag es nicht. Ende der Diskussion.

3 | Nile Rodgers
Ob ich Rodgers-Fan bin? Hat der Papst rote Schuhe an? Wer Pharrell W. als Talent bezeichnet, darf Nile R. in den Olymp heben.
Er begann Anfang der 70er in der Sesame-Street-Band an, jawoll. Ich meine: geht es kühler? Dann war er ein wenig in der Hausband des Apollo-Theaters, was ja auch nicht ohne ist. In der ganzen Zeit spielte er immer wieder mit Bernard Edwards, einen extrem talentierten Bassisten, um mit ihm dann 1977 eine der größten Bands zu gründen: Chic. Ja, der Name ist Programm und ich kenne wenige Bands, die so elegant, so gekonnt, so großartig waren. Beweis? „Dance, dance, dance“:

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Wieviele Disco-Produktionen versuchten sich an diese Form der Instrumentierung? Die Streicher, Bläser, Timbalis: alles ist auf beiläufigen Luxus, auf Glamour und auf lange Nächte ausgerichtet. Inklusive dem, was später der „Disco Call“ genannt wurde: Yowsah, yowsah, yowsah. der tatsächlich aus den 20ern stammt. Wiki:

„The „yowsah, yowsah, yowsah“ of the title, which appears as a spoken interjection in the middle of the song, originated with the American jazz violinist and radio personality Ben Bernie, who popularized it in the 1920s. The phrase was revived in 1969 by They Shoot Horses, Don’t They?, a film about a Depression-era dance marathon.“

Ausgabe057_Portrait_NileRodgersChic2Ist da Gesellschaftskritik in den Text gehuscht? Sollte nicht verwundern. Chic präsentierten sich von Anfang an gegen den Strich. Keine afroamerikanischen Hüpfdohlen standen hier vor der Kamera, sondern Typen in Businessanzügen, die es Ernst meinen. Und schließlich war Nile Rodgers mal Mitglied der Black Panthers.

Freak Out kennen wir und auch die anderen Hits. Aber weil es so schön ist, hier nochmals die Perle unter den popigen Discostücken: „I want your love“.

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Von mir aus könnte dieses Stück ewig gehen. Es ist wieder mal elegant, selbstbestimmt im Gesang, gefühlvoll, groovy im Beat, entspannend, zum Tanz oder Champagnergläser schlürfen einladend. Ein Klassiker, an den man sich wohl locker noch in 50 Jahren erinnern wird.

Aber Nile Rodgers produzierte sich auch noch den Popo rund. Seine typische Schreddergitarre war bei Sheila & B. Devotion zu hören, brachte selbige Duran Duran bei, mischte Madonna ab und landete mit „Lost in Music“ mit Sister Sledge gleich noch eine weitere Dancefloor-Nummer für die Ewigkeit. Hier übrigens die Gegenthese zur Aussage „80er Jahre Remixe sind für den Arsch“:
http://youtu.be/zKyrAbN0hS

Und das er zu mehr fähig war, als diese Zickengitarre zeigte er bei David Bowie: das Intro stammte von Nile Rodgers, haha!

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Bernard Edwards ist nun leider schon ein paar Jahre tot und auch Nile Rodgers kämpft mit dem Prostatakrebs. Möge er ihn besiegen und noch viele Jahre vor sich haben.

4 | Daft Punks „Get Lucky“ mit Nile Rodgers und Pharrell Williams
Das also zur Vorgeschichte. Pflichtbewusst schaute ich mir den Video zum Song an und wurde herbst enttäuscht.
http://www.dailymotion.com/video/xzn9cb_clip-daft-punk-get-lucky-official-video_music

Was sagt uns das Video? Buah, back in the 70s, back in Retro. Dicke Tonbandrollen, echte Knöpfe, richtige Instrumente und dazwischen sinnlos erscheinendes Stockmaterial von archive.org. Wie öde ist man zwischenzeitlich bei den Plattenfirmen drauf?

Vergessen wir schnell das Video und achten auf das Lied. Den Text kann man getrost vergessen, ich habe ihn nach Subversivität gescannt und nichts gefunden. Du hast was gefunden? Bitte mittels Kommentar nähere Infos:

(Verse 1)
Like the legend of the phoenix
All ends with beginnings
What keeps the planet spinning
The force from the beginning

(Prechorus)
We’ve come too far to give up who we are
So let’s raise the bar and our cups to the stars

(Chorus)
She’s up all night ‚til the sun
I’m up all night to get some
She’s up all night for good fun
I’m up all night to get lucky
We’re up all night ‚til the sun
We’re up all night to get some
We’re up all night for good fun
We’re up all night to get lucky

We’re up all night to get lucky (x4)

(Verse 2)
The present has no living
Your gift keeps on giving
What is this I’m feeling?
If you wanna leave I’m ready (ahh)

(Prechorus)
We’ve come too far to give up who we are
So let’s raise the bar and our cups to the stars

(Chorus)
She’s up all night ‚til the sun
I’m up all night to get some
She’s up all night for good fun
I’m up all night to get lucky
We’re up all night ‚til the sun
We’re up all night to get some
We’re up all night for good fun
We’re up all night to get lucky

We’re up all night to get lucky (x4)

(Bridge)
We’re up all night to get lucky (repeated throughout)

(Prechorus)
We’ve come too far to give up who we are
So let’s raise the bar and our cups to the stars

(Chorus)
She’s up all night ‚til the sun
I’m up all night to get some
She’s up all night for good fun
I’m up all night to get lucky
We’re up all night ‚til the sun
We’re up all night to get some
We’re up all night for good fun
We’re up all night to get lucky

We’re up all night to get lucky (x8)

Dieser Text gewinnt keinen Preis. Da waren selbst die Disco-Lyrics der 70er interessanter. Und der Rest? Eine kühle Chic-Nummer mit male voice und etwas Vocoder drinn. Ich will mal so sagen: das ist nett. Aber was soll der ganze Hype? Oh, ich widerspreche mir selbst? Das kommt davon, wenn man sich genauer mit Musik auseinandersetzt.

PS: Rührend, wieviele sich an Coverversionen von „Get Lucky“ abarbeiten.
http://youtu.be/s6NDY8FSr9M

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2 Antworten auf „Daft Punk – Get Lucky“

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