
George Orwell schrieb 1948 eine Dystopie, drehte die Jahreszahlen um und bescherte mir damit ein Datum, welchem ich sorgenvoll entgegen lebte. David Bowie lieferte sein 1984 in den 70ern ab, die Eurythmics spielten „Sex Crime“ und wir tanzten beklommen dazu.
DIE Band 1984 war Frankie goes to Hollywood. Im Januar sprang „Relax“ in die Top Ten und beschäftigte uns sowohl vor dem Fernseher, wie auch auf der Tanzfläche. Sex, Gewalt, überzogener Hedonismus, Homosexualität als Option, Ledermützen und Peitschen. Trevor Horn war der Produzent der Stunde und jagte FgtH das ganze Jahr vor sich her.
„Relax“ beschrieb irgendwie die individuelle Hölle, „Two Tribes“ erweiterte die Hölle über die komplette Gesellschaft: 2 Stämme bekriegen sich. Klar, kalter Krieg. Wie aber das Video von Godley & Creme vorschlug, sollten dies die Anführer der Lager unter sich ausmachen: Reagan und Gorbatschow prügeln sich vor laufenden Kameras. Das Label ZTT spukte Unmengen von mitunter großartigen Versionen heraus und zwischendurch gab es dann auch noch den Klassiker „War“, der in die selbe Kerbe schlug.
Wir fragten uns, wie diese Spirale an Hedonismus und Weltuntergangslust weiterhin zu drehen wäre und erwarteten gegen Ende des Jahres die mit viel Pomp und Trara angekündigte neue Single „The Power of Love“. Uns war klar: hier wird zu Weihnachten die Megabombe gezündet. Das Fernsehen zeigte also zum ersten Male das Video und wir saßen mit weit aufgerissenen Augen vor der Glotze, um bloss nichts zu verpassen.
http://www.dailymotion.com/video/x1zqep_frankie-goes-to-hollywood-the-power_music
Nach dem Video schauten wir uns ungläubig an. Der Skandal blieb aus. Welch ein Skandal. Was sollten wir nur mit dieser überhaupt nicht ironisch gebrochenen Botschaft anfangen? Ich grübelte lange, um dann zu beschließen, dass dies doch die Spitze der Inszenierung, aber auch irgendwie wunderschön sei.
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Merry Christmas Mr Specks***