24 Songs to X-Mas VI

Beirut - Gulak OrkestarEin kleiner Junge fährt mit seinen Eltern kreuz und quer durch Europa auf einer ausgedehnten Urlaubsreise. Der kleine Junge saugt all die fremden Eindrücke, Gerüche, Melodien, all dies alte und verstaubte Europa auf, konserviert diese Erinnerungen, um sie dann als später Teenager in Musik zu gießen. Die Instrumentierung erinnert an Blaskapellen, die Rhythmen haben Walzer- oder auch Polkatakte. Die Stimme erhebt sich inbrünstig, als gelte es, die Angebetete auf dem Balkon zu verleiten, nach einer Strickleiter zu suchen.

Die dicke New-York-Vorurteilssauce also, wie schön und alt und fertig Europa sei. Zach Condon heisst der Schlingel, der unter dem komischen Namen „Beirut“ ein noch komischer benanntes Album „Gulag Orkestar“ ablieferte. Und ich fühle mich schrecklich wohl dabei. Ich mag den Gedanken, dass in Europa alle schlecht gelaunt, doch gut gebildet Kette rauchend und grummelnd in Farb-, oder auch Mülleimern rühren. Hauptsache, die Fotos sind in Sepiatönen gehalten.

Es geht also um Erinnerungen an Ereignisse, die nie geschahen. Warum sich mit Halbheiten wie Verklärung aufhalten, wenn man sich die Vergangenheit gleich komplett neu erfinden kann? Natürlich waren wir bettelarm, aber glücklich. Wir hatten zwar keinen Fernseher, aber ein Lagerfeuer und gute Freunde, mit denen man dankbar den schlechten Landwein teilte.

http://youtu.be/gb2YYKYDtkA

Ich habe ja ein Faible für Kustorika-Filme. Eine Wirklichkeit, in der die armen Menschen schwer geprüft werden, die bösen Menschen aber zum Schluss doch kräftig auf die Mütze bekommen. Schenkelklopfend verfolgt man, wie Kapellen in Bäumen festgebunden spielen müssen. Oder dem Gangster im offenen Wagen hinterherlaufen und bespaßen. Oder die Hochzeit auf dem Schiff beschallen.

Die Kapelle kommt immer durch. Sie halten zusammen wie eine Familie. Sie bilden freiwillig einen Bund, der sich von all diesen elektronischen Schnickschnack befreite, um immer und überall sich Gehör zu verschaffen. Und wenn das Stromnetz endgültig zusammenbricht, dann weinen wir vor unseren Rechnern und denken daran, die Blockflöte im Keller zu suchen, die man einst so verabscheute. Doch die Kapelle zeigt grinsend die Goldzähne und spielt zum besoffenen Tanze auf.

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