Nachfeiere Pechmarie

Doch, doch, man kann 250 Singles und 2 MKII auch mit dem Fahrrad transportieren.

Was lief in meiner Kindheit schief? Ich bin ein umgeschulter Linkshänder und spielte deshalb in der C-Jugend als Linksaussen. Ich war immer letzter Mann und sollte verhindern, dass ein Spieler der gegnerischen Mannschaft ausreisst und unser Tor stürmt. Das war extrem langweilig. In meiner kompletten Spielerzeit schoss ich nie ein Tor und machte gerade mal eine Vorlage. Mir fehlte halt der Biss. Statt mit dem Kopf anzunehmen ging ich mit dem Knie ran. Hallo? Mit dem Kopf denkt man. Da lässt man doch nicht Bälle aus 20 Meter Höhe drauffallen.

Zwischenzeitlich beobachte ich Fussball als gesellschaftliches Phänomen wie Bundesgartenschauen oder Kirchentage. So ein bischen Blabla kann ich zur Not beisteuern, aber Leidenschaft bringe ich dafür nicht auf. So war es für mich schon ganz schön anstrengend, mit Andreas in der Süßen Erinnerung zu frühstücken. Fortuna, Mönchengladbach, halbes Geisterspiel… Wir wanderten zum Miss Moneypenny und weiter gehts: 15 Jahre ohne Bundesliga, chaotisches Management, Schnäpse am Fortuna-Fans-Nebentisch. Ich gönne allen Fans die Bundesliga von Herzen, fühle mich aber irgendwann irgendwie ausgegrenzt. Ich schlage also vor, ob wir das Gesprächsthema „Sex“ nicht mal behandeln können. Kurzes Auflachen der Fans, dann weiter im Fortuna-Text.

So fällt es mir nicht schwer, zu den Damen und Herren zu fahren, um meinen Flohzirkus abzuholen. Hier wird geputzt und aufgeräumt, was das Zeugs hält. Peter taucht auf, der  auf der verzweifelten Suche nach seiner Jacke ist. Er scheint sie die Nacht zuvor irgendwo liegen gelassen zu haben. In der Jacke ist sein Wohnungsschlüssel. In der Wohnung sind die Karten zum Fortunaspiel. Er ist ein wenig verzweifelt, der arme (und kommt aber doch irgendwie in seine Wohnung, wie ich später erfuhr).

Scheues Reh

Früh packe ich Mammut für die Nachfeierei in der Pechmarie. Heutige Herausforderung: 2 MKII müssen mit. Da mich kein Lohn am Abend erwartet, scheue ich die Taxikosten und belade mein Fahrrad kunstvoll. Wichtig: tiefer Schwerpunkt. Dann geht auch alles glatt.

Die Fahrt zur Pechmarie ist beschwerlich und führt am Worringer Platz vorbei, die Anhöhe Richtung Flingern hoch. Das Parken in der zweiten Reihe ist hier sehr beliebt, so dass ich ständig die Spur wechseln und die Gleise überfahren muss. Sehr doof, aber erkläre das einen jungen Mann mit seinen aufgemotzten Auto, der vor seinen Freunden am Angeben ist. Keine Spur einer Chance…

Foto: Armin

Firat ist schon da und werkelt in der Pechmarie herum. Ich baue mein Zeugs an der Theke auf und beginne trotz fehlenden Publikum mit Kate Bushs „The man with the child in his eyes“. Ich genieße es, nur langsame Nummern zu wählen und das Set angenehm vor sich hinplätschern zu lassen. Ein Pärchen sitzt verträumt in der Ecke und hält Händchen, draussen setzen sich vereinzelt Leute hin. Da kommt Marina an, die scheinbar mit einen Herren verabredet ist und verabschiedet sich auch schon zum Essen ins Beethoven. Dann erscheint Aaron mit einen Freund, Mayo, Armin und Margarete, Thomas und Jörg. Tatsächlich finden sich also Freunde und Bekannte ein und ich ziehe langsam mit der Musik an.

Foto: Armin

Lustig: bei mancher Nummer werde ich gefragt, ob sie tatsächlich in der Tourliste war. Waren sie alle und ich bin auf die Auswertung gespannt, welche Titel überhaupt nicht gespielt wurden. Das dürften locker 20 Songs sein. Die Pechmarie schluckt irgendwann gegen 22 Uhr einen Haufen Gäste mit vielen bekannten Gesichtern. Firat und Sheriff machen die Theke, ich die Musik. Christian und Aaron wagen ein Tänzchen, die Stimmung ist gut, aber nicht übermütig. Gegen 1 Uhr mache ich dann Schluss und irgendwie scheint sich alles von alleine zu packen. Zackzack hat Christian alles in sein Auto verstaut und Thorsten und ich fahren durch die laue Nacht, um Christian dann vor meiner Haustüre zu treffen. Wir laden alles in meine Wohnung,  dann zücke ich die 2 Gutscheine für Cocktails, die wir in der Bar Alexandra auf den Kopf hauen. Happy ending.

Foto: Armin

So, genug getourt und genug gefeiert. Ich freue mich wie doof auf frühes Aufstehen und einen geregelten Tagesablauf. Ich werde die Tage noch weiter blogen, wenn es erzählenswertes zu berichten gibt. Die Statistiken sind sicherlich interessant, müssen aber erst noch erstellt werden. Wir lesen und hören uns bald. Vielleicht heute Nachmittag in der Süßen Erinnerung? Valerij und seine Frau haben hier im Rahmen der Kunstpunkte eine kleine Ausstellung und ich werde von 17 – 19 Uhr etwas Jazz auflegen. Komm, sieh und lausche.

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