Tag 20 – Der Renault Alpine-Zwischenfall

Zum Niederknien schön

Mitunter wirken meine letzten Tage ereignisreich. Dieser Montag jedoch hatte es in sich. Als kleiner Appetithappen etwas, was ich auf dem Weg fand und mich einige Minuten intensivst beschäftigte. Als ich am Fotografieren war, kam der Eigentümer und erzählte aus dem Nähkästchen. Kann man mit keiner Kreditkarte bezahlen.

Auf meinen Schulweg stand solch ein Renault Alpine am Wegesrand. Jedoch im eher handelsüblichen Blau. Diesen Wagen dann in einen tadelosen Zustand in Gelb zu sehen, zwang mich zum Halten, obwohl ich es so eilig hatte. Dieses Auto ist für mich eigentlich eher eine Skulptur. Aerodynamik interessierte da eher wenig. Diese vorgezogene Schnauze, dieses Arsenal an unterschiedlichen Lampen, diese frech geschwungenen Kotflügel, die geduckten Scheiben… Ach herrje. So soll der Sarg aussehen, in dem ich beerdigt werde. Eigenwillige Schönheit vor Protz und Effizienz.

Mann!

Dabei sei die Straßenlage ausgezeichnet, wie mir sein Besitzer offenherzig bekundete. Seiner Frau wurde in anderen Fahrzeugen bei den Bergtouren in den 70ern immer schlecht. Sie sei der Grund dieses Kaufes. Zwischenzeitlich habe er seinen dritten Motor, doch der erste fuhr über 300.000 Kilometer. Zwischenzeitlich habe er über 500.000 Kilometer drauf und einen kaum gepflegten, ersten Lack. Und wie er mal nach Süddeutschland fuhr und den Verbrauch mal checkte, war er baff: nach Stunden Autobahn mit 140 – 180 Stundenkilometer kam er auf 6,2 Liter.

Besitzer und Werkzeug in Liebe

Sein Besitzer kaufte ihn vor irgendwie 37 Jahren und ist hochzufrieden. Beim zweiten Motor wurde er verarscht, aber nun ist es im Griff. Gelb und Schwarz war übrigens meine Lieblingskombination als Kind. Assoziationskarussel an!

Perfect match

Der Alpine und Mammut strahlen etwas nicht unähnliches aus. Jedoch kann ich es nicht benennen. Vielleicht die eigenwillige Formgebung der Fahrzeuge, die sich im Gebrauch als positiv erweisen. Mammut sieht fast klobig aus, schleppt aber alles, was man ihm gut auf dem Leibe schnurrt. Der Alpine flutscht wohl ähnlich um die Kurven, wie er sie andeutet. Unerwartbar, aber offensichtlich doch überlegt. Second Sight-Geschichte.

Auf meinen Weg, den ich nochmals wegen etwas anderem unterbrach, sah ich den Alpine ein zweites Mal innerhalb weniger Minuten. Ich sprach vor Begeisterung einen jungen Nordafrikaner an: „Dagegen kannst Du jeden Porsche wegschmeissen!“ Er schaut verwirrt und schüttelt leicht den Kopf. Die Augenbrauen nach oben gerissen spitzt er ein wenig seinen Mund. Naja, so geht es mir bei anderen Themen wie andere Autos, Fußball, Motorräder und AC/DC.

Dieses Mal sprach ich den Besitzer nicht mehr. Auf dem Rückweg sah ich den Alpine im Vorbeifahren nochmals von Hinten. Ich erfreue mich einfach an den Anblick solcher Dinge. Sie überhaupt anschauen zu können gibt mir tiefe Freude.

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