Ach, von wegen XXX, nicht wahr?
Claudi und Andi haben Besuch aus Berlin: Torben. Ich treffe mich mit ihm Samstag Nachmittags und er begleitet mich zu Rad ab, um dort wegen des Gepäckträgers nachzufragen. Alles sehr unerfreulich und ich will es auf eine Aussage reduzieren: es geht nicht mehr. Am Montag suche ich nach einer neuen Werkstatt.
Torben und ich lassen uns durch das bullenheiße Bilk treiben und plaudern dabei über Götter und Welten. Gegen 17:00 trennen wir uns, ich springe bei Armin zur gemeinsamen Abendmeditation vorbei, um dann zu Hause nochmal kalt zu duschen, alles für den Abend im WP8 bereit zu stellen und in den Anzug zu hüpfen. Die Budapester genannten Schuhe, die ich vor 20 Jahren einst kaufte und lange nicht trug, sind seit dem Ellington bequem. Ich ziehe sie an und fühle mich… standhaft. Irgendwie haben die Absätze einen hervorragenden Stand.
Konzentriert packe ich Mammut und fahre los. Doch schon auf der Bilker verliere ich die Boxen, die auf dem viel zu kleinen Gepäckträger montiert waren. Ich sammle alles wieder von der Straße, packe nochmals und fahre weiter. Das ist ein ziemliches Stück bis zum Worringer Platz und keine angenehme Strecke. Vor dem Bahnhof kaufe ich noch zwei Brezeln, da ich wieder zu essen vergaß.
Punkt 20 Uhr – also viel zu spät – komme ich am WP8 an. Nichts ist los, kein Mensch da. Eine Telefonnummer besitze ich nicht. Was tun? Nach Hause fahren und einfach schlafen? Spitzen Idee! Dann wäre aber die Tourreihe futsch. Die Pechmarie ist nicht weit entfernt, Katja kenne ich als flexible Frohnatur und ich habe ihre Nummer. Sie will nicht glauben, was ich ihr erzähle und sagt zu bzw ich sage, ich warte noch 20 Minuten, dann rufe ich an. Vorsorglich schreibe ich auf einen Deckel eine Nachricht, dass ich in der Pechmarie sei und klebe ihn an das Fenster des WP8.
Nach der Wartefrist setze ich mich auf Mammut, um zur Pechmarie zu gondeln, da klingelt das Handy. Romano von der WP8, der verblüfft ist, da doch das WP8 immer erst um 21 Uhr öffnet. Herrje, egal, ich drehe um zum WP8, sage Katja ab, da kommt Mas mit 2 Bekannten auch schon an. Ich entferne meine Botschaft vom Fenster und lege es einige Meter in all den Unrat, der überall herum liegt, ab. Wir warten gemeinsam, um 21 Uhr dann Romano. Zusammen bauen wir fix alles auf. Der vordere Teil des WP8 ist ideal: in jede Ecke steht eine Box auf Kopfhöhe. Und schon schwappen die Leute rein. Zwischenzeitlich hat sich eine lose Tour-Gang gebildet und – Zack! – wird getanzt (ich vermisse tatsächlich Frau N dabei, die vor 5 Jahren so famos bei der Bilk-Tournee abtanzte). Das Stammpublikum des WP8 ist erstaunt ob der frühen Partylaune und zieht einfach mit. Die Reihenfolge der Wünsche ist surreal: auf Black Dog von Led Zep folgt Disco, darauf Who by fire von Cohen. Und die Leute tanzen einfach weiter. Die Gemeinschaft akzeptiert die Andersartigkeit des einzelnen Wunsches. Irgendwie hätte ich gerne mal etwas Zeit, tiefer über dieses Phänomens nachzudenken.
Nach hinten wurde die Dramaturgie immer abgefahrener und wilder. Die letzten Wünsche knallte den Leuten dann völlig den Kopf weg: Hives, Dickies und Supergrass. Einzelne schreien nur noch einfach mit. Ich beende den Reigen mit Divines Step by Step und der Zauber ist vorbei. Applaus und Abbau. Eine Frau meinte, sie hätte noch nie solch ein Hörerlebnis gehabt. Das kommt in mein Schatzkästchen.
Wie ich dann das WP8 verlasse, liegt meine Botschaft am Fenster gelehnt für alle öffentlich sichtbar da. Ich musste lauthals lachen ob den Windungen, die das Leben so nimmt. Wunderbar.
Ich fahre vorsichtigst zurück, da ich gerade jedes einzelne Teil meiner Anlage inniglich liebe. Hätte ich einen gescheiten Gepäckträger, wäre die Welt in einen quasi perfekten Zustand für mich. Da passierte es dann in einer engen Straße: ein Taxi kommt mir entgegen, ich mache lieber Platz, da kippt mir Mammut um. Herrje, die Boxen kullern schon wieder über die Straße. Zum Glück sind sie so hart im Nehmen wie ich. Aber nervig ist das schon, verdammte Hacke!
Zu Hause baue ich ab und räume alles rein. In der Bar Alexandra ist noch Volk zugegen. Ich setze mich rein, doch Orlando ist im Aufräumstress und will auch gleich den Flieger in den Urlaub nehmen. Er gibt mir ein Bier und ich komme mit dem Thekennachbarn ins Gespräch, der Drucker ist. Ich bin auch ein Jünger der schwarzen Kunst, auch wenn ich keinen Gautschbrief besitze und wir unterhalten uns angeregt über dieses wunderbare, tolle Handwerk.
Als Orlando dann das „Break“-Zeichen macht, springe ich die 2 Stockwerke hoch, reisse mir die Klamotten vom Leibe und lasse mich in einen traumlosen Schlaf fallen.
Bis gleich im Flora-Park. Das Wetter ist fantastisch. Ich werde wohl einen Sonnenhut und ein nasses Halstuch bei der Hitze tragen.
… Drama-Baby! 😉
Man kann mit Fug und Recht sagen, was Du an einem Abend erlebst, erlebt so mancher nicht in einem Jahr… oder wie 10cc einst sangen „Une nuit à Paris is like a year in any other town“ … mal schauen, vielleicht bis gleich im Flora-Park… :-*
Vielen Dank für Deine Aufleg-Unterstützung während meines Gespräches!
… aber gerne, es war mir eine Ehre!