Zweiter Anlauf des Eintrages. Heute Nacht schrieb ich 2 Stunden lang, wurde aber viel zu ausufernd und ich verstrickte mich gehörig in Handlungsfäden. Vielleicht war der Mendoza schuld, den ich im Ellington genoß. Also los:
Auf dem Programm für den Donnerstag stand:
- System für 1224 besorgen und einbauen, Lautsprecherstecker (DIN) besorgen und anbringen.
- I. treffen, um 1225 entgegen zu nehmen
- Kochen und Essen mit T.
Ich erhielt von Hifi Knopf den langerwarteten Anruf, ich könne das System abholen. Als wir es in der Werkstatt betrachten, habe ich große Fragezeichen im Gesicht. Doch mein Ansprechpartner O. meint, das wäre ganz einfach. Trotzdem bitte ich, im Zweifel nochmals kommen zu können. Dann bat ich ihm um 2 DIN-Lautsprecherstecker, die er aus einer Kiste zauberte. Die Stecker hatten nichts mit dem Design der 70er zu tun. Ich bin ganz fasziniert. Nun fragte ich etwas bang Herrn Knopf, was ich zu zahlen habe. Also für die Transplantation des Laufwerkes von 1224 klein zu 1224 groß und dem bestellten System. Er nennt einen symbolischen Betrag und ich bin erleichtert und bedanke mich bei ihm für all die Unterstützung.
Zu Rad ab gefahren, um den zusätzlichen Gepäckträger abzuholen. Ich will doch Abends mit Mammut und 4 Boxen und 1224 und überhaupt in das Ellington einreiten. Von wegen „endlich perfektes Equipment“. Doch Ralf macht ein ganz trauriges Gesicht. Komplikationen bei der Bestellung, das Teil solle am Freitag kommen. Verdunnebuchselt nochmal. Aber ärgern bringt ja nun wirklich nichts. Das mit Mammut kann ich mir also abschminken.
T. sagt das geplante Essen telefonisch ab. Da mich jetzt schon Hunger quält, verzehre ich beim Griechengrill neben dem Rad ab ein halbes Hähnchen mit Pommes. Als Kind war das mein absolutes Lieblingsessen. Als Erwachsener flüchte ich mich manchmal in dieses Gericht, wenn ich mich körperlich angeschlagen fühle. Und ich fühle mich ganz schön körperlich angeschlagen: ständige Hitzewallungen, der Kreislauf geht hoch und runter, der Hals kratzt gewaltig, die Augen sind dick. Was erzähle ich, Du kennst das ja mit Erkältungen sicherlich zumindest aus dem Fernsehen oder so.
Anschließend fahre ich zur Süßen Erinnerung, um I. wegen des Dual 1225er zu treffen. Ich setze mich an einen Platz im Schatten und packe all die Lautsprecherkabel und -stecker aus, sowie die Systemteile des 1224. Etwas stolz lege ich einige Werkzeugteile meines Vaters in Reih und Glied und komme mir mächtig technisch vor. Wie ich aber die Teile genauer begutachte, sinkt mein Mut. Keine Ahnung, wie ich das neue System anbringe. Und die DIN-Stecker muss man löten. Ich habe aber keinen Lötkolben. Ich muss wohl nochmals zu Knopf.
Susanne spricht mich an. Sie liest meinen Blog und macht Pressearbeit und bietet Unterstützung an. Ich freue mich wirklich mehrdimensional und wir sprechen ein wenig, da kommt I. mit dem gut verpackten 1225er auf den Armen und meint „hier ist eine Pizzalieferung aus den 70er Jahren“. Susanne und ich machen klar, dass wir gleich weiter plaudern werden, I. stellt 1225 auf den Tisch. Ich packe ihn aus: ein jungfräulich anmutender Plattenspieler im besten Alter! Um es mit Andreas K. zu sagen „Bra-vo, Bra-vo, Bra-vo!“ Wir unterhalten uns gut 30 Minuten entspannt über Fernsehserien, die Tour, seinen Beruf (und wieder zerbröselt ein lieb gewonnenes Vorurteil wie eine Holzhütte unter dem Fuße Godzillas) undundund. Wir werden uns in der Pechmarie wieder treffen. Das scheint sowieso die Übersause bei Katja zu werden. Ich fiebere den nächsten Donnerstag – äh – wortwörtlich entgegen.
Susanne und ich knüpfen am unterbrochenen Gespräch an. Ich will nicht über ungelegte Eier plaudern, aber was sie sagte, haute mich glatt ein wenig um. Der Mix aus kleinen Katastrophen und angebotener Unterstützung der letzten Tage ist immer mehr unglaublich. An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an alle, die rückhaltlos Hilfe lieferten, ein Lächeln schenkten, ihre Begeisterung für das Projekt ausdrückten. Dies alles bedeutet mir sehr, sehr viel.
Der Nachmittag schießt dahin. Margret kommt von der Arbeit und bringt mich auf die Idee, Armin zu bitten, Mammut mit seinem kleinen Auto zu ersetzen (Herr Berendt kann zumindest heute also beruhigt sein). Ich nehme mir vor, ihn anzurufen.
Dann hüpfe ich schon wieder in die Werkstatt von Hifi Knopf und biete vorauseilend einen Betrag für die Kaffeekasse an, um mir das System zusammen zu fügen und die Kabel zu löten. O. lächelt scheinbar immer weise vor sich hin, was ich sehr beruhigend finde. Er hat tatsächlich auch etwas Probleme mit dem System und ich komme mir nicht mehr ganz so unbeholfen vor. Dann lötet er die Stecker und ich eile nach Hause.
Neues System, neues Laufwerk, neue Stecker… Ich will zumindest 1 x das Equipment testen und baue alles auf dem Küchentisch auf. Und tatsächlich shoutet die Testplatte „Stoned to the Bone“ von James Brown aus 4 Boxen. Okay, der eine Kanal ist nicht ganz so voll, da fehlt es ein wenig an Bass. Ich habe aber nun wirklich keine Zeit mehr, kleinlich zu sein. Zwischendurch ruft Armin an, hatte ich glatt vergessen. Margarete, die liebe, sprach Armin also schon an und wir verabreden uns um 19:15 Uhr vor meinen Haus.
Ich packe alles ein, mache leider schon wieder in Eile meine Abendgebete und ziehe meinen silberfarbenen Anzug an. Das Bergfest will ich zelebrieren und ich ziehe seit ca. 10 Jahren zum ersten Male meine Budapester mit Ledersohlen wieder an. Ich fühle mich mondän genug gekleidet und schleppe meinen Flohzirkus in das Erdgeschoss runter. Nach 10 Minuten bin ich nassgeschwitzt. Berufsrisiko des schleppenden Schallplattenauflegers. Da klingelt der Armin auch schon und wir drücken alles in sein süßes Autochen.
Mirko macht das Ellington auf, wir tragen alles rein. Armin kann beim Aufbau helfen und alles flutscht ganz schnell. Mirko ist sehr zuvorkommend und ich nehme mir hier einen Tisch und da einen Hocker, um den Aufbau nicht zu ramschig wirken zu lassen. Dann tönt George Michael durch den Raum und ich bin sehr zufrieden.
Die Gäste lassen nicht lange auf sich warten. Thorsten kommt schon wieder aus Solingen angereist, auch Manfred ist wieder da. Und Marina und Kerstin und Olli und, und, und. Alle halten sich brav an die 3 Lieder-Regel und ich flutsche durch den Laden, verteile Listen, erkläre die Jukebox, wechsle Platten, ziehe Singles raus, begrüße Freunde und Bekannte. Erschreckend schnell füllt sich die Bar. Der Gesprächspegel steigt und ich ziehe die Lautstärke immer höher. Robert, der Chef, kommt und wir unterhalten uns kurz, dann stellt er sich selbst hinter die Theke und cocktailed und mixed hochkonzentriertst. Ich schwitze in meinen Anzug wie in der Sauna, fühle mich aber ansonsten total wohl und gut aufgehoben. Ich mag die arbeitssame, höfliche Stimmung des Personals und trinke einen Krug Wasser nach dem anderen, ohne auch nur 1 x auf die Toilette zu müssen. Nein, es ist nicht die Prostata, sondern alles wird sofort wieder ausgeschwitzt.
Andreas M erscheint, ich mache ihn mit Caroline bekannt. Nach 10 Minuten unterhalten sie sich, als ob sie gemeinsam zur Schule gegangen wären. Da haben sich zwei gefunden, ohne gesucht zu haben.
Meine Süße Erinnerungs-Gang ist auch da. Raphael hat ein Monster von Kamera dabei und macht ausgiebig Fotos. Mit Nelle tanze ich zu Feist und Andreas und Kathrina machen einfach mit. Der Abend schießt dahin und um ca. 0:20 Uhr bin ich mit den Wünschen durch und der gute Andreas hilft mir beim Abbau. Der vorher schon getrunkene Mendoza scheint die Erkältungsanzeichen zu dämpfen und ich habe Kommunikationsbedürfnisse. Also setze ich mich an den Tisch der Brunnenstraßen-Kids und schnell drehen sich die Gespräche um Jahrhundertsäufer wie Hemmingway oder Lowrey.
Ich hätte bis zum Morgengrauen hier sitzen können. Mendoza trinken und immer lauter plaudern und lachen. Aber ein Rest Vernunft macht sich bemerkbar und ich will mich bei Robert verabschieden, der immer noch mit schwarzen Handschuhen Cocktails im Akkord zaubert. Da unterbricht er seine Arbeit und ich beobachte, wie er seine Handschuhe auszieht, sich lange und ausgiebig die Hände wäscht und diese dann konzentriert abtrocknet. Irgend etwas fasziniert mich an Roberts Habitus. Er scheint nie etwas nebenbei zu machen. Wie schon angedeutet: ich finde das geradezu hypnotisch beruhigend anzuschauen. Robert kommt dann zu mir und reicht mir die Hand und bedankt sich für die seiner Ansicht nach schöne Aktion. Wir machen aus, uns irgendwann ausführlicher zu unterhalten und ich bedanke mich für die Gelegenheit, hier die Jukebox aufbauen zu können, da kommt mein Taxi.
Angenehme Heimfahrt, schnelles Reinräumen des Equipments. Ich beschließe, sofort mit dem Blogeintrag zu beginnen und tippe zwei Stunden wie in Trance und bin bei meiner Beschreibung erst am Nachmittag angekommen…
Heute Abend BCN Tres Chicas: Ay, Ay, Ay! Das verspricht, ein wilder Abend zu werden, Hombre!
PS: die Fotos Raphaels folgen hoffentlich bald.
… bei all‘ Deine Erkältung sahst Du gestern Abend super aus, und die letzte 3/4Stunde, die ich nach meinem eigenen DJ-Job noch mitbekam, war Klasse. Die Atmosphäre des „Ellington“ passt einfach gut zu Dir! Vielleicht bis später im BCN-Tres Chicas.
PS Jene ‚Kathrina‘ heisst Karoline 😉
Danke! Schnell noch korrigieren 😉
Genau…… ;o) es war wieder ein nice Abend mit netten Menschen, guter Musik, leckeren Cocktails, wirren Erzählungen und ich freue mich schon auf die Florabar. Hoffentlich bekommen wir alle keinen Hitzeschlag
Hier mein kleiner Survival-Tip: nasses Tuch um den Hals schlingen kühlt den Nacken vorzüglich. Aber ein Sonnenhut hilft auch. Ich glaube, ich nehme meinen am Sonntag vorsorglich mit.