Tag 15 – Galapagoz

Aufbau Galapagoz

Es häufen sich Anmerkungen der Dramadichte meiner Berichte. Nun, wahrscheinlich beschreibe ich meine Tour einfach zu dramatisch. Ja dann halt mal der Bericht eines völlig undramatischen Tages.

Aufgewacht, aufgestanden, kalt geduscht, Nudeln mit Salbeibutter gefrühstückt. Ein langes, intensives und aufwühlendes Telefongespräch geführt. Zu P. geradelt und etwas geplaudert. P. möchte die menschliche Jukebox für Events vorschlagen. Finde ich gut.

R. in seinen Lokal besucht. Auch hier ein Plausch gemacht und wieder nach Hause  gefahren. Haushaltsdienste, Korrespondenz geführt, mir Gedanken über das Equipment gemacht. Jemand bietet mir zur Unterstützung der weiteren Tour seinen Dual 1225 an. Wir wollen uns am Donnerstag hierzu treffen. Da ich heute undramatisch schreiben will: coole Sache, prima!
Ich treffe T. auf  der Straße und wir verabreden uns zum gemeinsamen Kochen, ebenfalls am Donnerstag. Der nächste Montag soll übrigens nicht in einen Lokal stattfinden und ich kläre telefonisch Unterstützung ab. Möge am Montag die Sonne scheinen. Da ruft mich Martin vom Galapagoz an, um den Aufbau zu klären. Da ich sowieso bei Conrad um die Ecke vorbei wollte, kündige ich mich vor Ort an.

Dramatisch aufgedunsener Gesichtsausdruck des immer noch erkälteten Specks.

Martin bietet an, über die Hausanlage zu spielen. Na gut, mache ich es mir mal einfach und sage widerstandslos zu. Conrad hat ein Teil des gesuchten von mir, ich radele mit Mammut durch den dichten Verkehr, der eher einen kriechenden Stau gleicht. Nun aber fix Gebete gemacht, Zeugs gepackt und Anzug angezogen. Der graue Leinenanzug soll es sein: locker, leger und luftig. Das Wetter sieht nach Gewitter aus, doch ich komme trocken im Galapagoz an.

Simone sitzt schon mit einer Bekannten vor dem Galapagoz, ansonsten kann ich nicht erkennen, wer Stammgast ist und wer der Jukebox folgt. Ich baue im Eingangsbereich auf, die Hausanlage wird so laut aufgedreht, dass die Leute vor dem Lokal alles hören können. Allerdings lässt der Sound zu wünschen übrig: im vorderen Bereich des Galapagoz hört man den linken Kanal, im hinteren den rechten. Martin und Frank knobeln an den Boxenverbindungen rum, ich verteile Listen.

Fliederfarbene Tanzträume

Vor dem Aufbau sitzen zwei Damen und fragen nach Howard Carpendale und überhaupt deutsche Musik. Ich gebe ihnen eine Liste samt Wunschzettel und ein dazugehörender junger Mann hilft ihnen bei der Auswahl.

Simone hat als erstes den Zettel voll, Martin und Frank haben ihr bestes mit der Anlage gegeben, ich lege auf. Zettel um Zettel um Zettel spiele ich herunter. Eine weitere Dame setzt sich zu mir und wir unterhalten uns. Sie las den Artikel in der Rheinischen Post und findet das Unternehmen ganz wunderbar. Sie habe selbst einen Plattenspieler und hört regelmäßig noch Musik. Sehr sympathische Frau.

Und das ist die Wahrheit: draussen sitzen lauter Jungs und Männer, drinnen nette Damen. Die erstgenannten Damen springen wie in der Erweckungskirche auf und tanzen ausgelassen zu „Love is in the air“ von John Paul Young. Die eine Dame ruft gar, sie habe nicht mehr Rücken. Halleluja, die Magie der Musik ergreift ihre Körper.

Doch wie immer folgt bei den Wünschen auf Tanzmusik nicht immer Tanzmusik. Die Hitze im Galapagoz ist kaum auszuhalten. Ab und an springe ich vor die Türe, um etwas mehr oder weniger frische Luft abzubekommen. Und ein Zettel folgt den anderen. Ich sehe schon das Ende Abends kommen. Soll heissen, ich habe genügend Wünsche bis Mitternacht. Doch da macht Martin eine kleine Promotour durch das Publikum und weitere Wünsche liegen vor mir. Okay, dann wird es halt halb zwei.

Neues, aber auch erfolgsloses Marketing-Werkzeug

Endlich Regen und es kühlt schnell angenehm ab. Die Dame, die durch die RP ins Galapagoz fand wünschte sich unter anderem „Cold Turkey“ von der Plastic Ono Band. Wer hätte das gedacht? Sie erzählt von Konzerten in den 70ern wie zB von Johnny Guitar Watson in der Philipshalle vor komplett leeren Rängen und einen Ry Cooder-Interview in der Zeit.

Der Regen treibt etwas Publikum in die Räume. Single für Single, Zettel für Zettel. Mayo liefert eine kleine Tanzeinlage zu „Only after dark“ von Mick Ronson. Das war es jedoch mit der Tanzerei. Ja und dann sind die Zettel irgendwann abgespielt, die Anlage abgeräumt und Mammut bepackt. Winkewinke und Tschüss und 1 x quer durch Düsseldorf gefahren. Dann wieder alles in die Wohnung gepackt und um 3:30 Uhr ins Bett gefallen.

Heute ist Bergfest, Tag 16. Diesen feiere ich in der Bar Ellington. Bis dahin eine harmonische Zeit…

4 Antworten auf „Tag 15 – Galapagoz“

  1. … „Die eine Dame ruft gar, sie habe nicht mehr Rücken. Halleluja, die Magie der Musik ergreift ihre Körper.“ … Köstlich, dat wor bestimmt dat ‚Bärbel’sche‘ uss Ratingen… schön war’s, merci*

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