Ich fuhr zum Anbieter des Dual 1224, um die Boxen des Plattenspielers abzuholen. Er händigte mir beide aus, gab mir wegen des fehlenden Kanals die Hälfte des Kaufpreises zurück und merkte nebenbei an, dass bei einer Box ein Kabel fehlte. Das wäre wieder eine Gelegenheit gewesen, irgendwie sauer zu sein, egal.
Kurze Zwischenpause in der Süßen Erinnerung, in der ungewohnte Hektik herrscht: Aufbau und Fotoshooting. Da setzt sich Rolf B. neben mich, streicht mir kurz zärtlich über die Schulter und fragt, wie es mir ginge. Ich verweise auf meine letzten Abende, er weiß von nichts. Also berichte ich von der menschlichen Jukebox und er ist begeistert. Wir machen aus, dass die menschliche Jukebox im September in den neuen Räumen der Vaseline aufspielen wird.
Aufbruch zu Hifi Knopf. Wie geht es dem Dual 1224? Herr Knopf führt mich in die Werkstatt, da liegt der Patient geöffnet auf dem Tisch. Der Meister, der ihn verpflegt, meint, alles sei nun in Ordnung. Der Dual wird zusammengesetzt, ich lege die Testplatte auf (James Brown „Stoned to the bone“), eine Box wird angeschlossen und: ein Kanal fehlt. Wir schauen uns nervös an. Während der Meister den Dual weiter checkt, unterhalten Herr Knopf und ich uns über Udo Lindenberg, James Last und Ernst Mosch. Ich fühle mich pudelwohl in der Werkstatt. Es riecht nach Lötzinn und Männer sitzen hochkonzentriert an teuren Geräten. Mein Vater war Rundfunkmechaniker und ich saß viele Stunden in solchen Räumen und spielte Mäuschen.
Eine Stunde lang wurde das Problem eingekreist. Letzte Diagnose: das System muss ausgetauscht werden. Sämtliche Transistoren sind schon neu, alle Kabel durchgeklingelt. Herrje! Herr Knopf und ich stellen fest, dass wir beide ein schlechtes Gewissen haben. Er, weil es nicht funktioniert. Ich, weil ich einen Festpreis löhnte, der längst ein Minus in den Geschäftsbüchern des Ladens verzeichnen muss. Wir machen aus, dass wir beide sofort aufhören, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ein freundlicher Mensch, der Herr Knopf. Der Meister will nach seinen Krankenhausaufenthalt ein neues System mitbringen und schließt die Kanäle auf Mono, damit beide Boxen ein Signal senden.
Und wieder zu spät dran. Ich esse hastig, checke, ob ich alles habe (der Dual 1224 ist schwerer und größer als der 1210er, zudem brauche ich nun 2 zusätzliche Boxen. Ich nehme die des Elacs, die kleiner sind als die Originalboxen des 1224), wähle zur Wand des Zogels den roten Anzug und packe alles auf mein Fahrrad namens Mammut. Da es gerade regnet, fitzele ich eine große, aufgerissene Plastiktüte über alles.
Bei all den Hindernissen erscheint mir der Regen folgerichtig. Ich komme an und dort sitzen Nina und Karl und ihr Baby Johan. Ein schöner Anblick, der mich innerlich sofort etwas aufrichtet. Petra, die im Zogel arbeitet, hat heute frei und ist als Gast da. Weitere Gesichter kenne ich vom Sehen.
Mit der netten Bedienung baue ich das Zogel um, um die schöne Wand beim Auflegen hinter mir zu wissen. Es war alles ein wenig mühselig und umständlich. In der Hektik habe ich einiges nicht bedacht. Dass der 1224 eben viel schwerer ist und den Diaprojektorständer gefährlich ins Schwanken bringt. Dass ich nun zusätzliche Stellfläche für die 2 Boxen brauche. Und überhaupt war ich ein wenig aufgeregt.
Ein Herr an der Theke deutet an, er müsse bald gehen und füllt als erstes einen Wunschzettel aus (er blieb bis 23 Uhr, haha). Karl und Nina und Johan setzen sich ans Fenster mir gegenüber, was mich sehr freut. Ich fühle mich gut aufgehoben. Die zweite Single jedoch (Grauzones „Eisbär“) springt und hängt und macht schreckliche Sachen. Ich habe die Befürchtung, dass der 1224 nicht fit ist, zu sensibel für die schon derbe gerockten Singles. Also fingere ich am Antiskating und dem Gewicht rum, doch Eisbär will nicht. Herrje, ich habe eine Horrorvision, die sich jedoch nicht als wahr herausstellt. Es ist nur die Eisbär-Single die offensichtlich hinüber ist.
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Octavia, ihres Zeichens Fotografin, kommt mit ihrer Kamera. Sie liest eifrig diesen Blog und wusste von meinen Wunsch, hier Fotos zu machen. Und wie sie Fotos machte. Mich eitlen Sack störte nur, dass durch den Regen und der Hektik meine Haare diese blöde Stirnlocke machen.
Thorsten kommt, wie auch Katja, Franz, Manfred und Armin. Zudem viele, die ich vom Sehen kannte. Ein Zettel nach dem anderen wird ausgefüllt. Die Leute sitzen um mich herum und feiern immer mehr. Ab ca. 23 Uhr dann Tanz, wiederholter Jubel nach der einen oder anderen Single (Heldin des Abends: Shannons „Let the music play“. Danach gab es tatsächlich Applaus). Ab Mitternacht vergessen wir die Wunschzettel und ich lege tanzbares auf. Alle scheinen besoffen vor lauter Freude und Drinks zu sein.
Gegen Halbeins ist dann alles am Gehen, ich baue meinen Kram ab und räume mit der Bedienung den Laden wieder auf. Wir trinken noch einen Absacker, hören Tom Jobim und ich radele dann gegen 1:30 ganz schön angeschickert, aber extrem vorsichtig, Mammut Richtung Bilk. Die Polizeistreife, die Autos anhält, grüße ich etwas zu herzlich, die will aber zum Glück nichts von mir wissen. Und dann passiert es vor der Haustüre, als ich Mammut abstellen wollte: das gute Fahrrad ist halt doch zu schwer, ich kann nicht anders, als es langsam und kontrolliert umfallen zu lassen. Ein wenig wundere ich mich über die betrunkenen Passanten, die einfach vorbei laufen. Warum kein Interesse an anderen Menschen? Ich würde Hilfe anbieten.
Also trage ich alles rein und hoch in den zweiten Stock. Was-für-ein-Abend! Der erste außerhalb Bilks und solch eine wunderbare Stimmung. Ich bin auf das Levent heute gespannt. Das wird sicherlich hart, aber herzlich.
PS: Gerade kommen die Fotos von Octavia rein. Eine Auswahl werde ich gleich bei Facebook einstellen.
… ich hoffe nur, das ‚Mammut‘ war bereits entladen bevor es umfiel… herrje… aber Du weisst ja, ‚jede gute Show endet auf dem Boden‘, also, weitermachen! 🙂
voll beladen, aber kontrollierter umfaller. alles ist heil. nur noch… 23 tage, haha!
Wenn Dich Dein Mammut mal bis Hamburg trägt, bauen ich Dir ein Nest – Eimsbüttel oder St.Pauli, kannst Du Dir aussuchen – beides?
Viel Spaß weiterhin, klingt nach einer tollen Erfahrung …
BB
Liebe/r BB,
ich fürchte, Mammut schafft es nicht bis Hamburg, da würde ich wohl glatt den Zug nehmen. Für weitere Planungen bitte per Mail an contact[ad]haruspecks.de,
Danke!
Der Sohn von Nina und Karl heißt Johan (mit einem „N“). Ich wünsche dir und dem Dual 1224 (warum hat dein Fahrrad einen Namen, nicht aber die Plattenspieler?) für die Zukunft nur das Beste!
Danke für den Hinweis und Danke für Deinen Wunsch. Ich grüße Dich herzlichs. Ich hoffe, ich werde Morgen daran denken, Johans Namen zu korrigieren.
Mammut und ich sind seit über einem Jahr unterwegs, ich brauche scheinbar lange, bis ich Namen nennen kann. 1210 kannte ich erst seit Anfang Juli, 1224 seit einigen Tagen. Tatsächlich dachte ich bei 1210 schon darüber nach, doch ich hatte nicht die Idee einer Konkretisierung. Vielleicht kommt es die Tage noch dazu.