Tag 4 – Café süße Erinnerung

Der Aufbau auf einen vielbefahrenen Gehweg

Mein Verhältnis zu meinem Körper ist folgendes: wir mögen uns und haben auch Spaß miteinander. Wenn er jedoch meckert und muckt, ignoriere ich ihn, wenn ich zu tun habe. Das gelingt mir meist auch prima und so ein Körper steckt auch einiges weg. Jedoch gibt es eine Form von Schmerz, vor der ich schrecklichen Respekt habe…

Eingeklemmte Nerven oder Muskeln oder was-weiss-ich, was sich am Rücken alles einklemmen lässt. So erging es mir am Samstag. Aufgewacht und Schmerzen gehabt. Aufgestanden und Schmerzen gehabt. Mich hingesetzt und Schmerzen gehabt. Da breitet sich dann auch eine gewisse Paranoia im Körper aus: bloss keine falsche Bewegung machen. Prima Einstellung, um eine sogenannte Schonhaltung einzunehmen, was meist alles verschlimmert. Also rein in den Schmerz und getan, was zu tun ist.

Schrieb ich schon vom kalten Duschen? Vor einer Woche hatte ich keinen Strom, so dass ich gezwungen war, kalt zu Duschen. Ich hatte schon einmal eine Phase, in der ich kalt duschte, doch der Körper erinnert sich so gar nicht mehr daran. Im Gegensatz zum Fahrrad fahren oder was-weiss-ich. Der Körper ist jedes Mal auf das neue zutiefst geschockt. Ich mag es,  wenn mein Körper auf diese Art geschockt wird, weil er danach so schön frisch ist. Problem: die Zeit des Schocks an sich.
Herrje, ist eiskaltes Wasser kalt. Die Versuchung ist groß, wie ein kleines Schweinchen zu quicken und zu kreischen, aber man lebt nicht alleine und die Nachbarn wollen keine Schweinchen im Hause. Also die Zähne zusammen gebissen und erst etwas verschämt die Beine und Arme bestrahlt, um dann den Unterkörper und dann… die Brust! Die Brust ist sowas von kälteempfindlich, Verdammt und zugenäht. Das wird nur noch vom Rücken und Nacken getopt (der Kopf selbst? ist viel härter im Nehmen, als eine Brust oder ein Rücken). Also schnell nassgemacht, das Wasser abgestellt, sich eingeseift und dann… mannhaft abduschen. Ohne zu Schreien. Großes Kino und so günstig. Da gibt es ja Menschen, die fahren an irgendwelche Orte, um von Brücken zu springen. Dabei ist kaltes Duschen eine viel naheliegendere Herausforderung. Warum wohl mehr Menschen von Brücken springen, als sich kalt zu duschen? Von Brücken springt man vor Publikum runter und meist filmt man es. Man ist ja auch nicht ohne Zeugnis furchtlos bzw. duscht ja nicht vor Publikum. Wobei… das ist eine Marktlücke. Ich schenke Dir die Idee: public showering, der nächste Trend.

Ich mache einen Haken unter „über das kalte Duschen schreiben“ und kehre zum eigentlichen Grund dieser Blogerei zurück. Aufbau am Café süße Erinnerung. Rafael bedient – mein junger, bärtiger Beatlesfreund, der immer total fertig vom Vorabend ist. Ach, süße Jugend!
Das Wetter wirkte unzuverlässig. Wetter.de behauptete, die Regenwahrscheinlichkeit liege bei lumpigen 2%, doch kaum stand ich unten auf der Straße, goss es. Nicht wirklich richtig doll, aber es schien mehr, als 2%.
Rafael ist Fotograf und braucht verlässliche Wetterdaten. Ich haue ihn also auf seine Infos an und sein Apfeltelefon behauptet, dass es strahlenden Sonnenschein bis 19 Uhr gäbe. Doof,  dass das Wetter davon nichts weiss, doch ich greife vorweg.

Der Gehweg ist mit lauschenden Menschen gepflastert.

Freunde kommen und bezahlen für Wünsche. Doktor Wenzel, Marina, Manfred, der dicke Olli plus seine nette Freundin und die Brunnenstraße-Posse: Bernhard, Margret und viele mehr. Alles an Stühlen wird auf dem Gehweg platziert und ich lege Single um Single auf. Es ist schön und gemütlich, doch leider regnete es irgendwann doch, was einige zum Gehen veranlasste.

Die vier netten Herren und ihr vorgetäuschter Jubel des Tages.

Doch da  kamen um 18 Uhr vier Herren, die ein gemeinsames Abendessen planten und vorher die Jukebox hören wollten. Diese vier Herren waren einfach wunderbar. Da wurde Zaza und Army of Lovers gewünscht, Kate Bush bewundert und Jacques Brel gelauscht. Wir verabredeten uns im Galapagoz, vor dem Levent scheinen sie sich etwas zu gruseln.

Verdammt, ich will jetzt schnell zum Café Rekord radeln, um mit meinen Musikwissen anzugeben. Morgen lege ich im Café Sternwarte auf. Steilvorlage für Eltern. Kommt!

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