
Ich sehe es an den Zugriffszahlen des Blogs, dass die letzten Tage, die wenig mit der menschlichen Jukebox zu tun hatten und somit auch nicht sonderlich ergiebig waren, das Leseinteresse schwinden ließ. Das wird schnell mal geändert.
Dabei ist nicht sonderlich viel passiert, aber ich will es mal spannend darstellen. Machen die Leute auf RTL doch auch und schließlich leben wir im Zeitalter der Inszenierung.
Heute Nacht habe ich sehr komisch geschlafen. Es war sehr heiss unter meiner Winterdecke und ich schwitzte stark. Sehr stark. (Dramatische Musik) Sehr, sehr stark. Ich traute mich nicht, die Decke abzuwerfen. Mich ritt die Angst, es könnte ein Gewitter geben und die dann einsetzende Kälte würde sich meines schutzlosen Körpers bemächtigen und mich mit einer Erkältung geisseln.
Aber ich hatte unsagbares Glück und wachte vom Wecker geschüttelt tropfnass auf. Keine Erkältung, ufff! Ich wrang (geiles Wort) mein Bett aus, schüttete den gesammelten Schweiss aus dem Fenster, rief ein „Sorry!“ runter, da der Sturzbach eine alte Dame begrub und fasst ertränkte und ging dann fröhlich pfeifend (irgendwas von Mozart sicherlich) in die Küche.
Dort wartete treu und lieb meine Espressokanne auf mich. Ich füllte sie mit Wasser und Espressopulver, stellte das Ding auf den Gasherd und wanderte zum Südflügel meines Anwesens, dem Badebereich. Wie ich meine Morgentoilette erledige, brauche ich nicht im Detail beschreiben, auch wenn die obige Sache mit dem Schweiss die Zartbesaiteten sicherlich schon rausfilterte.
In die Kleider gehüpft, den Kaffee getrunken und die Treppe runter gesprungen, um zu Armin zu eilen. Gemeinsames Meditieren, dann ging er zur Arbeit und ich nach Hause. Ich beschloss, den heutigen Tag meine Homepage zu klöppeln. Doch zuvor besuchte ich Robert, den Henkelmann, um mir einen weiteren Kaffee kredenzen zu lassen. Wir unterhielten uns über das Pimpen von Fahrrädern (er ist gerade der Meisterpimp in diesen Gebiet), dann eilte ich wieder nach Hause, um mich um Mammut zu kümmern. Vor einigen Wochen stürzte ich mit meinem Fahrrad und Robert erkannte als Profi sofort, dass das Hinterrad sowohl Spur, wie auch Sturz verlor (was für irre Worte ich heute wieder fallen lassen kann). Ich nehme also Werkzeug, gehe mindestens 3 Mal anderes Werkzeug holen, um entnervt aufzugeben. Ich muss in eine Fahrradwerkstatt.
Hier setzt meine Sozialkritik ein (unheilschwangere Musik bitte vorstellen): warum machen Handwerksbetriebe heutzutage um 10 oder gar 11 Uhr erst auf? Ich stand vor dem Rad ab mit einigen anderen Herren 20 Minuten vor 10 Uhr und wartete. Nun, wir unterhielten uns einfach, sprachen über vergangene Zeiten. Der Herr erzählte mir von seiner Kriegswitwemutter, die putzen ging und 1,5 Jahre für sein Fahrrad Raten abstotterte. Er erzählte, wie er dann zum Bodensee fuhr, 5 oder 6 Jugendherbergen besuchend. Das sind wunderbare Geschichten und so ging die Zeit schnell vorbei.
Urlaubszeit ist, und so sind viele Handwerker nicht in ihren Werkstätten. Trotzdem versprach mir der nette Herr Rad ab, meinen Mammut die Hinterläufe sofort zu korrigieren. Das machte er auch. Neben -zig Telefonaten und immens vielen Neukundengesprächen. Nach einer Stunde war mein Rad wieder fit und schön (ich hatte einen Lappen dabei und polierte es während des Wartens ausgiebig) und ich warf einen angemessenen Betrag in die Kaffeekasse. Auch Handwerker trinken Kaffee. Wir sind doch alle irgendwie gleich.
Im Anschluss wagte ich ein Experiment: ich nahm meinen Laptop mit in das Café süße Erinnerung, um dort meine Homepage zu basteln. Laut Fernsehberichten macht das digitale Prekariat in Berlin das alle so: sie schlafen unter Brücken und arbeiten in Cafés. Das mit den Brücken ist nichts für mich, ich bin zu alt. Aber Cafés gefallen mir.
Und es lief auch ganz prächtig. Zuerst das Aussehen in einen Programm, dann das HTML in einen anderen. Es dauerte natürlich viel länger, als man das hier liest. Du kannst also nochmals das ganze lesen, aber ganz, ganz, ganz langsam, was wohl immer noch zu schnell ist.
Da kam Bernhard vorbei, seines Zeichens auch Badener. Was uns zu Verbündeten, zu Freischärler der Liebe innerhalb Bilks macht. Wir tauschten unsere geheimen Handzeichen aus, rammten unsere Wampen aneinander und klopften dann stundenlang uns auf die Schultern, dass es krachte und staubte (diese Szene bitte in SlowMo und mit irgend etwas herzlichen an Musik unterlegt). Dann fragt er mich verschwörerisch, ob wir heute die Platten anschauen wollen. Ich will immer Platten anschauen und so gehen wir zu ihm in die Wohnung. Im kilometerlangen Flur setzten wir uns auf einen Golfcaddy und mittels eines GPS-Gerätes fanden wir die Stelle mit den Platten (Musikuntermalung: Once upon a time in the West). Er fuhr weiter in sein Arbeitszimmer, hinterließ mir Proviant und eine Taschenlampe für den Notfall und ich blätterte die Platten („Platten blättern…“ so könnte ein Rilke-Gedicht beginnen). Und tatsächlich waren gut 3 Schätzchen und einige Obskuritäten dabei. „Move your body“ habe ich nun als Maxi, Ätsch! Und den Soundtrack von Superman I (bisher hatte ich nur Superman III, da tat sich nun eine zu füllende Lücke auf, wie schön). Und… De la Soul als Picturedisc. Ich meide normalerweise Picturediscs. Meiden? Ich verabscheue sie wie… König Leonidas den Xerxes, wie diese russische Kampfmaschine den lieben Rocky Balboa verabscheute. Aber ich mache Ausnahmen, da ich ein Freigeist bin. Wenn ich sie geschenkt bekomme zum Beispiel. Und wenn sie noch original verschweisst sind, Yippie!
Herrje, bin ich am Schwadronieren. Ich hüpfte wie das Rotkäpchen naiv glücklich zum Café, fuhr dann mittels frisch gewienerten Mammut meine neuen Visitenkarten bei der Druckerei abholen, fuhr wieder zum Café, machte meine Homepage klar (zumindest die Index, aber das ist ja die halbe Miete), quatschte noch etwas mit Gästen über… Schallplatten(!) und ging dann nach Hause, um dies hier alles zu berichten.
Im Abspann sehen wir nun Haru Specks in seinen Morgenmantel, die Abendpfeife zwischen den Lippen und seine stolze Plattensammlung entlang gehend. Hier und da streicht er zärtlich über die eine Platte, zieht die andere kennerisch-genießend heraus und lässt seinen Blick Richtung Fenster, in die Ferne, schweifen. Morgen gibt es einen neuen Tag. Morgen wartet ein neues Abenteuer auf ihn. Sei dabei und schalte morgen wieder ein wenn es heisst „Wie? Du legst echt immer noch mit Schallplatten auf? Warum denn das?“ Ein verschmitztes Lächeln, eine kleine Kunstpause… Und dann ich so: „Weil es mir gefällt.“
http://www.dailymotion.com/video/x2r863_lou-reed-perfect-day_music
^Jetz pass awwer mol uff, her! dass mir badener sinn, des stimmt, in revolluzzer au, awwer dess mit derre begrüßungsarie musch doch ä bissel revidiere, oder…? ich hau dir doch net stundelang uff de buggel, wenn ich dich seh, her…jo geh furt, ich saags dir…un wenn einer a wamp het, dann bin ich des…un du garnet, gell diethelme…sonsch hesch awwer schöön gschriwwe…alla gut …sallie dann…
Ich bitte um Entschuldigung, aber in Schrift kann ich nicht badisch. Und wie oben angekündigt habe ich das eine oder andere etwas… relativierend inszeniert. Ich freue mich, dass Du es mir nicht krumm nimmst. Alleweil: Guts Nächtle.