Anfang der Achtziger verschenkte „Das Büro“ (aka Atatak) eine Kassette von Thomas Fehlmann und Holger Hiller (Bild links) namens „Wir bauen eine neue Stadt“ als Weihnachtsgabe für treue Kunden. Wie auch immer: ein mir Bekannter hatte dieses Tape und ich genoß die Musik in vollen Zügen.
Fehlmann und Hiller waren damals Bestandteile der von mir zutiefst verehrten Band „Palais Schaumburg“ aus Hamburg. Zumindest solange Holger Hiller Mitglied war (also 2 Singles, 1 Samplerbeitrag und ein Album lang, soweit mich die Erinnerung nicht trügt). Es war Holger Hiller, dieser hohlwangige Schlaks, der mich mit seiner Stimme und diesen abstrusen Texten in den Bann schlug. So war ich natürlich hoch erfreut über diese Kassette.
„Wir bauen eine neue Stadt“ ist eine Kinderoper von Paul Hindemith, 1930 geschrieben. Die Kinder bauen sich eine Stadt und bevölkern sie auch. Sie spielen Erwachsene: Schaffner, Lehrer, aber auch Polizisten und Diebe kommen darin vor, die alles, aber auch wirklich alles klauen. Selbst den Pudel von Frau Lehmann. Hiller und Fehlmann spielten die kurzen Lieder im besten Sinne naiv – also ohne jegliche Ironie – ein. Es ist ein kleines Wunder.
Mitte der 90er Jahre hatte ich dann Gelegenheit, Kurt Dahlke (Labelinhaber von Atatak, Ehemals Mitglied bei „Der Plan“, Solo unterwegs zur Zeit als Pyrolator und in -zig großartige Projekte verstrickt) auf dieses Tape anzusprechen, da ich meines über 10 Jahre vorher zurückgeben musste. Und tatsächlich schenkte er mir eines dieser wirklich raren Teile. Ich spielte es auf langen Autofahrten so oft meinen Kindern vor, bis wir jedes Lied auswendig singen konnten.
Vinyl on Demand sei noch erwähnt, die die kurze Kassette als einseitige Vinylscheibe veröffentlichten. Mögen sie lange und gesund und glücklich leben.