45 Lieder über Liebe und Rebellion

Am nächsten Freitag ist Premiere des Stückes „Freies Radio Düsseldorf„. Ich finde die Thematik hochspannend und möchte daran teilnehmen. Vor dem Theater oder im Theater oder was weiss ich. Aber viel mehr will ich noch nicht drüber rauslassen. Sobald sich Konkretes abzeichnet (und das sollte dieses Wochenende geschehen) gehe ich ins Detail. Oder doch nicht? Doch, ganz sicher. Anbei insofern mal das bisherige Arbeitsmotto…

Nachtrag: nun wird doch alles anders. Morgen, am Sonntag, werde ich mal einen größeren Wochenüberblick blogen.

„Testbericht“ Fahrradanhänger

So begann die Tour: 250 Singles im Koffer, darauf der 1210er Dual und darauf der Diaprojektorständer. Passte alles komfortabel auf die Stoßzähne Mammuts.

Das Thema Fahrradanhänger hat meines Erachtens einen eigenen Artikel verdient.

Ich hatte mir ja in den Kopf gesetzt, die Tour im August komplett mit dem Fahrrad zu schaffen (was mir auch bis auf 2 Ausnahmen gelang).

  • Grund 1: Unabhängigkeit von fahrenden Freunden oder Taxen.
  • Grund 2: Eben die Taxikosten.
  • Grund 3: Nachhaltigkeit

Und so wurde ich im Laufe der

Plattenkoffer, 1224er und 2 Boxen vorne, 2 Boxen hinten. Wobei die Befestigung hinten bescheiden war. 2 oder 3 mal löste sich das ganze und purzelte über die Straße. Was jedoch auch für die robusten Boxen spricht.

Wochen Spezialist für Befestigungen und Gewichtverteilungen: das Equipment wuchs stetig, so dass ich zuerst mit einem zweiten Gepäckträger experimentierte, den ich geliehen bekam. Doch das Ding war zu schräg, zu schmal, zu hässlich.

Düsselrad erwischte dann einen Gepäckträger, der sexy aussah, jedoch zu kurz ist. So konnte ich hinten nur eine Box optimal befestigen, musste die zweite dann ganz vorne als eine Art Prellbock

Eine Box als Prellbock vorne.

drannklemmen. Und von der Last von 2 MKII und einem Mischpult will ich so erst gar nicht anfangen.

Ich grübelte viel über andere Gepäckrägerkonzepte nach und recherchierte einiges. Es gab Lösungen, aber keine direkten. Scheinbar muss immer etwas neu gebastelt oder umlackiert werden, um in die Nähe einer befriedigenden Lösung zu kommen.

Nathalie brachte mich dann in einen Gespräch darauf: einen Fahrradlastenanhänger, warum auch nicht? Dadurch lässt sich bequem die Last verteilen und erhöhen. Und tatsächlich besitzt Thorsten solch ein Teil.

Thorsten bietet mir auch sogleich seinen Hänger als Leihgabe an, wenn ich eine Kupplung besorge. Die Recherchen ergaben, dass ein und dieselbe Kupplung bis das 4-fache im Internet kostet. Abhängig davon, ob ich – Achtung! – einen Baby-, oder einen Hundeanhänger suche (damit wir uns nicht missverstehen: die Kupplung für Babys kostet das 4-fache). Und nochmals: die Kupplungen sind exakt identisch.

Ich bestelle aber lieber bei Düsselrad, auch wenn ich dort wie zu erwarten war, etwas mehr als durch Internetbestellung zu bezahlen hatte. Doch dafür bekommt man bei Düsselrad Support beim Anbringen. Ist mir wichtig.

Und tatsächlich war das Teil 24 Stunden später da. Man half mir beim Anbringen (was keine Hexerei ist, doch die Jungs haben dort sexy Werkzeug, womit es rutschflutsch geht)  und 10 Minuten später war ich wieder draussen. Also das ist wirklich kinderleicht.

Mit Thorsten baute ich dann zuerst den Hänger zusammen (wer sehen möchte, wie das Teil zusammengeklappt aussieht, möge diesen Ebay-Link folgen). Das war auch kein Problem und dauerte vielleicht 3 – 5 Minuten. Das Teil ist robust und durchdacht. Jedoch fehlt der Kupplung ein Schloss, so dass man Fahrrad und Hänger nicht einfach irgendwo rumstehen lassen sollte. Tatsächlich gibt es aber laut Aussage von Düsselrad ein Gestänge, welches mittels Schloss dann nicht mehr so einfach mitgenommen werden kann.

Bis hierhin alles Disco. Beim Fahren selbst muss man schon etwas darauf achten, dass man nun ganz schön breit ist. Gerade parkende Autos an Fahrradwegen sind da ein Hinderniss, welches Kratzer erhalten könnte. Und wenn der Hänger unbeladen ist, macht er süße Hüpfer beim Überfahren von Huppeln.

Der Hänger kann 40 Kilogramm fassen. Jedoch spürt man dies beim Fahren sehr. Mammut, der keine Gangschaltung besitzt, tut sich dann verdammt schwer. Gerade das Antreten an Ampeln geschieht dann im Stehen. Besser wird es sicherlich, wenn man die Reifen des Hängers stramm befüllt. Jedoch habe ich dies absichtlich nicht getan, um andererseits das ganze weicher gefedert zu wissen.

Kaum ausgelastet: 1 Kiste Platten vorne, 2 MKII hinten, das Mischpult in der Tasche.

Mit diesen Hänger kann man tatsächlich easy 2 MKII, 1 Mischpult, 1 Verstärker, 4 Boxen und 2 Kisten Platten transportieren. Hey, das finde ich geradezu fantastisch! Mit einer Gangschaltung wäre das Leben jedoch noch viel schöner. Es gilt aber auch zu beachten, dass der Hänger das Rücklicht des Fahrrads verdeckt, weshalb eine zusätzliche Beleuchtung erforderlich ist (tja, ich wurde von der Polizei nachts angehalten und durfte dann schieben). Zudem wäre eine Abdeckung für Regen & Co gut und wichtig. Doch ansonsten geht mit einem gescheiten Rad mit Hänger viel, viel mehr an Transport, als man allgemein annimmt. Ich denke, hier steckt viel Zukunft drinn.

Indian Summer – 3 Jahre Sennhütte – 65. Geburtstag

Indian Summer

So, das ist der gefühlt drölfzigste Anlauf, die 3 Termine in 2 Tagen samt Vorbereitungen zu beschreiben. Wir müssen tapfer sein: es wird viele Worte und so gut wie keine Bilder geben. Also los geht es.

Schon Anfang des Jahres wurde ich für einen 65. Geburtstag gebucht. Das telefonische Vorgespräch war angenehm und prima. Es würden irgendwie 50 oder 60 Personen kommen, das ganze findet im Wohnzimmer statt. Die Gäste wären in ihrem Alter und haben entsprechend zeitgemäße Musikvorlieben und sie wollen tanzen. Um den Aufwand gering zu halten schlug ich vor, einfach nur mit einem Plattenspieler zu kommen und ihre Heimanlage anzuzapfen. Über das Jahr hin kommunizierten wir weiter per E-Mail und ich forderte sie auf, mir ihre Wünsche zuzusenden (um auch mehr Gefühl für das Publikum zu erhalten). Also so war der Plan.

Dann war ich während der Tour mit Steffi von der Sennhütte im Gespräch, ob ich nicht bei ihrem 3-jährigen Jubiläum die Jukebox geben könne. Leider dooferweise am selben Tag wie der 65. Geburtstag. Also machten wir aus, dass ich von 14 – 18 Uhr mich mit neuem Programm das Publikum bespaßen werde.

Ja und dann fragt mich Petra vom Iouna, ob ich am Tag zuvor (also am Freitag, den 21. September) zum indian Summer des Loretto 360° mit Mindix auflegen wolle. Klarer Fall will ich das!

Tage zuvor spricht mich jemand darauf an, warum ich mir eigentlich keinen Hänger an den Mammut knalle, um mehr Ladung aufnehmen zu können. Zwischenzeitlich fühle ich mich als Avantgarde der fahrradfahrenden Schallplattenaufleger, der dort hinradelt, wo noch keine Jukebox stand. Also behielt ich das mal im Hinterkopf. Thorsten hat so ein Teil. Also spreche ich ihn bei nächster Gelegenheit darauf an. Er beschreibt mir den Hänger in den besten Farben: groß ist er und 40 Kilogramm kann er packen. Und wenn ich eine Kupplung für Mammut hätte, würde er mir ihn ausleihen. Ja warum denn nicht?

Am Dienstag fahre ich also zu Düsselrad und bestelle eine Kupplung. Mittwochs solle sie ankommen (ich holte es auch am Mittwoch ab bzw. schraubte das Teil mit Hilfe des Chefs gleich an. Fast nicht zu sehen, der Ömmel, super!).

Am Mittwoch besuche ich Hitsville, die doch schon längst neues-altes Singlefutter haben sollten. Ralf macht den mir auch eigenen Hundeblick und erläutert umständlich, wieviel los wäre. Ich bin zum wiederholten Male die letzten Wochen immer wieder vorbei geschneit, um immer wieder vertröstet zu werden, also bin ich konstaniert. „Ralf, ich brauche Singles, ich habe 3 Termine vor mir!“ Er so „Okay, okay! Donnerstag Vormittag!“

Am Abend ziehe ich aus meinem eigenen Archiv schon mal Singles raus. 200 statt 250 Scheiben wie im August sollten reichen. Und dieses Mal auch nur die A-Seiten (um die Tipperei einzuschränken). Nach Sichtung aller Singles komme ich auf ca. 160 Stück. Ich muss also mindestens 40 kühle Scheiben am Donnerstag bei Hitsville kaufen.

Den Donnerstag Vormittag tippe ich schon mal die bisher gezogenen Singles in Excell ein und gehe erst Nachmittags zu Hitsville. Aber, aber, aber: Ralf hat es noch immer nicht geschafft, die Singles in die Kästen zu stopfen. Ich… war… wütend, riss mich aber extremst zusammen, ehrlich. Trotzdem konnte ich es nicht lassen, dem Ralf ein wenig Vorwürfe zu machen. Er sieht auch alles ein und er drückt mir mal 2 Kartons mit viel Durcheinandersingles in die Hand, die er aber anschließend noch mit Preisen versehen muss. Ach, egal, ich setze mich auf die Bordsteinkante vor dem Laden und ziehe und ziehe und ziehe eine Scheibe nach der anderen. Soooo leckere, soooo tolle Scheiben waren dabei, dass Wut und Ärger sofort verflogen. Mir war aber auch klar, dass dies nicht alles 50 Cent-Scheiben sind. Nach einer Stunde genauer Prüfung des Materials macht dann der Ralf die Preise rauf, wir zählen alles zusammen und alles ist tipitopi schön.

Intermezzo: Nina Simone (die ich unter anderem im Hitsville erstand)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Beschwingt fahre ich zu Petra ins Iouna um vor dem Fest letzte Unklarheiten zu besprechen. Sie hatte mit Mindix die Nacht zuvor schon die Anlage abgeholt, an die ich mit meinem Zeugs angeschlossen werden solle. Ein wunderschönes altes Mischpult mit eingebauten Verstärker von BELL steht da rum. Und wie ich mir die Anschlüsse anschaue, sehe ich nur dicke Klinke. Ich habe aber nur Cinch. Ich so: „Petra, gibt es hier einen Adapter auf Cinch?“ Petra: „Öh, nö.“ Ein Anruf bei Mindix bringt uns nicht weiter: er hat auch keinen.

Wir machen aus, dass ich bei Mediamarktdoofladen in den Bilker Blödarkaden mal nachschaue, ob die das haben. Natürlich nicht. Der Fachverkäufer schlägt mir vor, 2 Adapter zu kaufen, so ginge es. Zum Glück bin ich kein Landvogt und er nicht mein… Untertan. Ich hätte ihn sicherlich geschlagen und für vogelfrei erklärt. Petra bot sich an, am Freitag Morgen das Teil bei Conrad zu besorgen. Okay, alles gut.

Abends runde ich das Programm der 200 Singles ab, tippere alles ein und formatiere mit Word. Dann ein PDF draus gezimmert und auf den Datenstick geschoben. Mein Plan: gleich Freitag früh das Zeug im Kopiercenter Süd ausdrucken lassen.

Zwischenzeitlich gehe ich zu Thorsten, um den Anhänger abzuholen. Wahrlich großartig groß und schwarz und mit dicken Rohren. Als hätte man es für Mammut geschweisst. Thorsten führt mich in alles ein, wir schließen das Teil an Mammut und ich fahre einfach mal Probe nach Hause, verstaue das Teil im Flur.

Okay, Freitag Morgen. Ich zum Kopiercenter, um die Programme für die Sennhütte auszudrucken. Da ruft mich Petra an: sie steht vor dem Conrad, doch der macht erst um 10 Uhr auf. Wie auch ihr Laden. In Ordnung, ich fahre selbst vorbei. Was ich auch tue. Doch – Überraschung! – Conrad hat den Adapter nicht. Ich versuche noch, in die Ehre des Verkäufers einzuwirken: „Wie, Conrad hat so ein Teil nicht. Conrad hat doch alles!“ Doch vergeblich, uff…

Also bei diesem Musikergeschäft auf der Corneliusstraße vorbei. Auch nichts. Ich telefoniere mit Thorsten, spreche das Problem an. Lösung: Thorsten hat solch ein Teil. Das Leben ist schön!

Auf der Fahrt zu mir nach Hause ruft mich dann Petra an, sie habe einen Adapter besorgt. Egal, doppelt ist wunderbarer. Ich schmeisse alles auf Mammut bzw. Hänger und fahre in die Neusser Straße. Holla, den Hänger kann man schon spüren (doch dazu gesondert mehr). Mindix baut schon kräftig im Hinterhof auf, ich mache mit. Alles klappt prima (bis auf den Umstand, dass mein Signal Mono auf dem Mischpult von Mindix ankommt. Aber zumindest ist es richtiges Mono).

Klingt ganz wunderbar in einem leeren Hof

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Herrje, das wird ja ein Roman! Der Hof füllt sich langsam, Mindix und ich machen PingPong, wechseln uns also ständig bei der Musik ab. Er gibt viel Reggae vor, ich konter vibe-, wenn auch nicht immer genremäßig. Der Hof ist ziemlich schnell total voll mit unterhaltenden Menschen. Okay, es wird nicht getanzt, doch man scheint sich gut zu amüsieren. Das reicht mir.

Irgendwie wird es immer leerer, wir packen also zusammen, ich alles auf Mammut rauf und ich fahre sehr, sehr vorsichtig nach Hause. Der Abend war feucht und auch wenn die Straßen wirklich wie leergefegt wirkten, wollte ich nicht Grund für eine Karambolage sein.

Entpacken und hochschleppen, der Fluch des Schallplattenauflegers. Aber irgendwann ist das auch fertig und ich werfe mich ins Bett.

Konzentriertes Kurzschlafen und aus dem Bett wieder gepurzelt. Mir ging es nicht gut. Mir ging es schlechter, als ich zugeben möchte. Aber wie man im Süddeutschen sagt: Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps und um 14 Uhr legt die Jukebox los. Nach einem ausführlich heissen Bad packe ich Mammut und fahre zur Sennhütte, der am weitest von mir entfernte Jukebox-Termin im ganzen August. Wenn Du so mit vollgepackten und behängten Mammut fährst, dann stellst Du plötzlich fest, dass Düsseldorf extrem bergig ist. Die Ackerstraße hoch ist der blanke Horror. Jetzt schon läuft mir der Schweiss Hektoliter-artig an allen Gliemaßen runter. Na prima! Aber ich schaffe es bis zur Sennhütte.

Hier ist Aufbaugeklingel angesagt. Steffi meint noch, ob ich erschöpft sei. Ich mag es, wenn man mir das gleich ansieht. Sie meint, ich könne mich ja nun hier ein wenig ausruhen. Das gefällt mir. Sie schlägt vor, dass ich vor der Sennhütte aufbaue, was ich auch gleich mache. Und da kommt von einen älteren Herren auch gleich der erste Zettel mit Wünschen und er feiert jeden einzelnen Titel total ab. Er erzählt und erzählt von seinen früheren Reisen und wie er immer Musik aus dem Lande mitbrachte und dann zu Hause anhörte. Aus Südamerika und Afrika und Asien und überhaupt. Das Wetter war leider nicht so gut und es wehte kräftig. Und wie ich registriere, dass alle Gäste drinnen sitzen und ich mit dem wettergegerbten älteren Herren alleine vor dem Laden sitze, beschließe ich, alles reinzuräumen, was ich auch tue. Drinnen die Familie der Chefinnen und ein paar Gäste. Wegen des Babys von Iris mache ich nicht ganz so laut, aber ausgerechnet jetzt geht es mit den harten Wünschen los. Zudem stehe ich genau auf der meistbegangenen Kreuzung Theke/Schankraum/Toilette/Aussenbereich und muss mich ständig zwischen den Leuten winden. Steffie bemerkt irgendwann, dass im unteren Aussenbereich nun sehr angenehm wäre, da baue ich einfach ein zweites Mal ab und auf der Terrasse wieder auf. Herrlich! Die Sonne scheint und ab und an kreischt ein ICE vorbei. Ich mache es mir mehr als bequem und nehme Kärtchen entgegen, die ich dann auch brav runterspiele.

Wurde einige Male in der Sennhütte gewünscht. Erstaunlich, aber gut.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Es wird auch immer voller, die Uhr aber auch immer näher Richtung 18 Uhr. Gnadenlos lasse ich den Hammer fallen und räume Viertel nach Sechs alles ab (dann waren die letzten Wünsche auch gespielt). Dann schnell auf Mammut und nach Hause geritten. Ursprünglich wollte ich direkt zu Frau Z. zu ihren 65. Geburtstag, doch durch ein Telefonat besprachen wir, dass ich um ca. 20:30 Uhr ankomme und aufbaue, um um 21 Uhr dann loszulegen.

Zu Hause nutze ich die Zeit, anderes Equipment einzupacken. Irgendwie war mir der Dual nicht ganz koscher. Ich packe Verstärker, Mischpult und einen MKII zurecht und ruhe mich ein wenig aus. Dann aber wieder los Richtung Flingern zur Feier. Zwischenzeitlich war es schon dunkel und ich fuhr langsam, aber angestrengt durch Düsseldorf. Dann auf Höhe des Bahnhofes blaues Blinklicht hinter mir. Ich drehe mich kurz um und sehe einen Polizei-Bus hinter mir. Ich kann nun nicht umdrehen und Zeichensprache machen, weshalb ich mir mit ausgestreckten Zeigefinger auf den höchsten Punkt meines Kopfes tippe. So wie „bin ich gemeint?“. Eine Lautsprecherdurchsage oder kurze Lichthupe hätte mir gereicht. Aber kein Zeichen, nur Blinklicht. Also bleibe ich stehen, der Bus auch. Der Herr Polizist steigt aus und meint, ob mein Gefährt kein Licht habe. Klar habe ich Licht. Vorne und – äh – hinten. Was man aber wegen des Anhängers scheinbar nicht sehen kann. Er meint, er habe keine Lust, heute Abend noch einen Unfall aufzunehmen, ich müsse auf den Bürgersteig. Ich so: „bis nach Flingern?“ Er: „Ich drehe hier noch ein paar Runden und wenn ich sie nochmals erwische, gibt es ein Verwarngeld!“ Ich so: „Ich habe verstanden“.

Dann schiebe ich das ganze 500 Meter weit und beschließe, erneut das Gesetz zu brechen. Ich fahre also – vorsichtig! – auf dem Gehweg weiter. Aber wie schlimm das war. Ich nehme natürlich Rücksicht auf jeden Fußgänger. Ich lasse jeden an engen Stellen vor. Das dauert. Das dauert viel zu lange. Ich komme zu spät.

Das letzte Stück sind die Straßen frei und ich gebe alles. Ich zwinge Mammut und Hänger und die Last mit meinem kompletten Gewicht stehend zu Höchstleistungen. Kurz nach Neun stehe ich vor dem Haus, packe alles runter, um mit einem Nachbarn reinzuschlüpfen. Alles in den Aufzug rein und in den 5. Stock gefahren, ufff. Im Wohnzimmer sitzen andächtig gefühlte 60 Personen im Kreis, jemand trägt etwas vor. Ich hüpfe ins Bad und versuche mich abzukühlen. Vergeblich, es ist einfach sehr warm in der Wohnung. Die Laudatio ist vorüber, ich begrüße kurz Frau Z. und gratuliere ihr. Dann baue ich in einer Ecke neben dem Büffet auf. Ich transpirierte nicht. Ich schwitzte nicht. Ich lof aus. Aus allen Ecken und Poren und überhaupt. Ich tropfte so ziemlich alles regelrecht nass. Mühsam versuchte ich mit einer Serviette das ganze in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig betete ich innerlich, dass die Anlage läuft, der Sound gut ist, die Lautstärke reicht. Die Leute unterhalten sich oder schauen mir halt zu, prima.

Ganz leise höre ich probe und es klingt beschissen. Ich mache etwas lauter und es klingt akzeptabel. Ich beschließe aufs ganze zu gehen, rufe dem Publikum „wollen wir es probieren?“ und komme den Leuten mit Rock n Roll. Hurra und wilder Tanz, die Leute drehen sich nach dem Lied alle zu mir und Applaudieren. Nächste Platte, weiter getanzt. Ich merke schnell, dass es möglichst originale Lieder aus den 50ern und 60ern sein müssen und die Leute einen emotionalen Draht zum Song haben. Der zweite Teil geht nur über Osmose, Mojo, Intuition. Oder für Nerds: Trial and Error und dabei immer eine gute Figur abgeben.

Es schrappte hier und da, ich hatte wieder mal Muffe, dass mein Material oder meine Kreativität nicht ausreichen, um den Abend gut zu gestalten, aber es klappte. Schnell wurde weniger getanzt, was ich aber verstehen kann: die Leute tanzten mitunter ohne Rücksicht auf Alter und/oder Konstitution.

Um Mitternacht hatte jemand auch noch Geburtstag und wir sangen „Happy Birthday“, weil ich wieder keine geeignete Platte dabei hatte. Ich finde aber singen viel, viel schöner zu Geburtstagen. Und so wurden noch 2 oder 3 Lieder angehängt. Ich fühlte mich sehr wohl.

Ja und kurz vor 0:30 Uhr vernahm ich, dass um halbeins Schluss sein soll. Huch, wie gut. Als letztes Stück legte ich Papa und Tochter Sinatra auf und alle lagen sich in den Armen. Mir wurde auch ganz blümerant.

Don’t mind the pics, it’s the music

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Heimfahrt war sehr okay, immer schön die Dorotheenstraße und dann bis zum Südring am Fahrradweg entlang. Ich kam um 1 Uhr an, verpackte alles und ging dann zu Orlando in die Bar Alexandra, um einen Whisky Sour zu trinken. Er schmeckte köstlich.

Sennhütte – neues Programm der Jukebox

Na, ihr Listenfreundinnen und -freunde? Da ich das letzte Programm ein wenig satt und ich neue Scheiben habe, erstellte ich für die Sennhütte nächsten Samstag ein neues. Jedoch dieses Mal nur die A-Seiten und 200 statt 250 Singles. In 4 Stunden gehen sowieso kaum mehr als 60 Songs.

Here it is! Viel Spaß beim Stöbern…

10 Cc Good Morning Judge
A Certain Ratio Shack Up
Abdul, Paula Straight Up
Aerosmith Walk This Way
Afghan Whigs Band Of Gold
Alfa 9 For Your Bones
Allman Brothers Band Jessica
Ant, Adam Goody Two Shoes
Archies Sugar Sugar
Army Of Lovers Obsession
Base, Rob & D.J. E-Z Rock Get On The Dance Floor
Battisti, Lucio Ancora Tu
Beach Boys Barbara Ann
Beady Eye The Roller
Beastie Boys Fight For Your Right
Beat Hands Off… She’s Mine
Beautiful South You Keep It All In
Big Black The Model
Big Boss Man Big Boss Man
Birth Control Gamma Ray Part 1
Bloc Party One More Chance
Booker T & The Mg’s Soul Limbo
Bowie, David Boys  Keep Swinging
Break Machine Street Dance
Bronski Beat / Marc Almond I Feel Love
Brown, James Stoned To The Bone
Brubeck, Dave Take Five
Burdon, Eric & War Spill The Wine
Bush, Kate Sat In Your Lap
Cale, J.J. Cocaine
Carnes, Kim Bette Davis Eyes
Carpenter, John Klapperschlange
Cassidy, David Rock Me Baby
Ccr Suzie Q
Celentano, Adriano Svalutation
Cherry, Neneh Manchild
Cohen, Leonard Suzanne
Colder Shiny Star
Colonel Abrams Trapped
Commitments Mustang Sally
Commodores Brick House
Cream White Room
Cure Just Like Heaven
Death From Above 1979 Black History Month
Dekker, Desmond Israelites
Deutsch Amerikanische Freundschaft Kebabträume
Dexy’s Midnight Runners Geno
Dillinger Cokane In My Brain
Dire Straits Sultans Of Swing
Divine Comedy Bad Ambassador
Doors Love Me Two Times
Dr. John Right Place Wrong Time
Duran Duran Is There Something I Should Know?
Eastwood, Clint & General Saint Stop The Train
Ekseption Säbeltanz
El Pasador Amada Mia Amore Mio
Electric Light Orchestra Livin‘ Thing
Exuma Brown Girl
Flack, Roberta Killing Me Softly With His Song
Fleetwood Mac Tusk
Focus Hocus Pocus
Foo Fighters Best Of You
Foxx, John Underpass
Franklin, Aretha Spanish Harlem
Franz Ferdinand Ulysses
Freur Doot-Doot
Gaye, Marvin Sexual Healing
Gilla Tu‘ Es
Glitter, Gary Rock And Roll Part 2
Go! Team Bottle Rocket
Godley & Creme Under Your Thumb
Goldenen Zironen Wenn Ich Ein Turnschuh Wär‘
Gorillaz Kids With Guns
Grandmaster Flash New York New York
Green, Al Full Of Fire
Grinderman No Pussy Blues
Grizzly Bear Knife
Hagen, Nina My Way
Hall & Oates Out Of Touch
Hawkwind Silver Machine
Hayes, Isaac Shaft
Hendrix, Jimi All Along The Watchtower
Herb Alpert Casino Royale
Horne, Jimmy „Bo“ Spank
Hot Chocolate Heaven Is In The Back Seat Of My Cadillac
Housemartins Happy Hour
Human League Mirror Man
Ideal Monotonie
Idol, Billy Flesh For Fantasy
Infadels Can’t Get Enough
International Noise Conspiracy Capitalism Stole My Virginity
Jackson, Michael Bad
Jacksons Can You Feel It
Japan The Art Of Parties
Jarreau, Al L Is For Lovers
Jeff, Dj Jazzy & Fresh Prince Girls  Ain’t Nothing But Trouble
Jesus Loves You Bow Down Mister
Kershaw, Nik Wouldn’t It Be Good
Kid Creole And The Coconuts Wonderful Thing
Killing Joke Love Like Blood
Kinks Lola
Kissing The Pink The Last Film
Knack My Sharona
Kraftwerk Trans Europa Express
Laid Back White Horse
Lcd Soundsystem North American Scum
Lear, Amanda Queen Of China-Town
Led Zeppelin Immigrant Song
Lennon, John Power To The People
Les Rita Mitsouko Singing In The Shower
Lipps, Inc. Funkytown
Ll Cool J Rock The Bells
Lovin‘ Spoonful Summer In The City
M Pop Muzik
Madness The Prince
Madonna Borderline
Maffay, Peter Samstag Abend In Unserer Straße
Malepartus Ii. Ich Glab, Die Hole Mich Ab, Hahaa
Mann, Herbie Lady Marmalade
Marc Almond / Gene Pitney Something’s Gotten Hold Of My Heart
Mark, Money Insect’s Are All Around Us
Mccoy, Van The Hustle
Mccrae, George Rock Your Baby
Mcguiness Flint When I’m Dead And Gone
Meco Star Wars Title Theme
Mel & Kim Showing Out
Mfsb Freddie’s Dead
Miami Sound Machine Dr. Beat
Miller, Steve Band Rock’n Me
Millie My Boy Lollipop
Montez, Chris No One Knew
Morrissey I Have Forgiven Jesus
Murphy, Walter A 5th Of Beethoven
Napalm Deth You Suffer
Napoleon Xiv They’re Coming To Take Me Away
Nu Shooz I Can’t Wait
O’jays Sing A  Happy Song
Oliver Onions Sandokan
Osterwald, Hazy Kriminal Tango
Palmer, Robert John And Mary
Patti, Guesch Etienne
Picket, Wilson Hey Jude
Pm Dawn Set Adrift On Memory Bliss
Powell, Cozy Dance With The Devil
Primal Scream Kowalski
Prince Cream
Queen Mustapha
Ram Jam Black Betty
Rapture Get Myself Into It
Redbone Witch Queen Of New Orleans
Rolling Stones Miss You
Romantics Talking In Your Sleep
Run Dmc My Adidas
Sade Sweetest Taboo
Salt-N-Pepa Let’s Talk About Sex
Schifrin, Lalo Mission: Impossible
Shangri-Las Leader Of The Pack
Shannon Let The Music Play
Simon, Paul You Can Call Me Al
Simone, Nina I Put A Spell On You
Sinatra, Frank And Nancy Somethin‘ Stupid
Siouxsie And The Banshees Israel
Sly & The Family Stone Thank You
Smith, Slim My Conversation
Soul Drifters Funky Soul Brother Pt 1
Spandau Ballet True
Springsteen, Bruce The River
Stars Your Ex-Lover Is Dead
Stereolab John Cage Bubblegum
Strokes Under Cover Of Darkness
Summer, Donna Hot Stuff
Supergrass Grace
Surfaris Wipe Out
Sweet Hell Raiser
Sylvian, David Pulling Punches
T.Rex Telegram Sam
Tears For Fears Mad World
Three Dog Night Mama Told Me (Not To Come)
Thunderclap Newman Something In The Air
Trio Halt‘ Mich Fest, Ich Wird‘ Verrückt
Troggs Wild Thing
Tv On The Radio Staring At The Sun
Unkle Burn My Shadow
Vannelli, Gino Wild Horses
Ween Gabrielle
Weezer Hash Pipe
White Stripes My Doorbell
Who Magic Bus
Whodini The Haunted House Of Rock
Wilde, Kim Cambodia
Winehouse, Amy Back In Black
Wings Goodnight Tonight
Withers, Bill / Grover Washington Jr Just The Two Of Us
Wonder, Stevie Another Star
Xtc Making Plans For Nigels
Yardbirds For Your Love
Yellow Magic Orchestra Nice Age
Young, John Paul Standing In The Rain
Yuill, James No Pins Allowed
Zappa, Frank Bobby Brown

 

Nichts ist beständiger als eine Interimslösung

Okay, ich hab den Flyer noch ein wenig… remixed, hehe.

Dieser weise Satz von Andreas fällt mir ein, als ich den Vorabflyer für nächsten Freitag anschaue. Eigentlich gefällt er mir in seiner Schlichtheit immer besser. Warum sich eigentlich immer mit diesen Flyern so abmühen? Als ob die jemand sammelt (diese Aussage könnte ich bereuen). Aber back to content.
Nochmals Klingeling für Freitag, den 21. September ab 19 Uhr: Min Dix und ich legen im Hinterhof neben IOUNA in der Neusser Straße 30 auf. IOUNA und YAVANA (ein hübsches Geschäft für nachhaltige Mode in der Brunnenstraße) wollten zum indian summer in Unterbilk eine kleine Leistungsschau samt Feierei veranstalten. Großartige Idee, es wird immer noch viel zu wenig gefeiert. Die beiden Geschäftsführerinnendamen bieten dazu auch (nicht)alkoholische Getränke aus dem fairen Sortiment für faires Geld an, Min Dix bietet Reggae und Soul und so Zeugs an, ich mache mit anderer Tanzmusik zwischendurch auch. Wenig ist geplant bis auf das eigentliche Ziel: Spaß und Freude am Quatschen und Tanzen. Kommen, mitmachen, glücklich sein.

Wer es absolut nicht am Freitag schafft, kann am Samstag zwischen 14 und 18 Uhr in der Sennhütte etwas für 50 Cent wünschen. Zum Beispiel eine Single aus meinem Sortiment. Um 19 Uhr gibt es dort dann Livemusik, aber nicht von mir. Ich freue mich. Sehr!

15.9.12 – KIT-Bar Clubabend

Die Wahrheit ist, dass ich die letzten Jahre einiges  aufgelegt habe. Auf Parties, als Jukebox, in Kneipen und Bars. Was ich aber seit Jahren nicht mehr gemacht habe, ist ein Abend im Club.

Nun wollen wir ehrlich sein: das KIT ist ein schönes Café, man kann es auch als Bar bezeichnen, wenn man die Flaschenbatterien betrachtet, aber als Club geht es nicht ganz durch. Ein Club ist eine Höhle, ein Keller, ein Raum ohne Fenster für mich. Im englischen gibt es einen Begriff, den man wohl nicht übersetzen sollte, der es aber trifft: „a Club is like a womb“. Und wie mir mein Sohn berichtete, dass er schon einige male vorbei ging und Dubstep lief, war ich glatt ein wenig besorgt. Was soll ich mitbringen? Was soll ich auflegen? Im Kopf ging ich seit Tagen meine Platten durch, denn: der Mensch, der digital auflegt, der zieht sich noch kurz vor dem Abend einige Songs runter (ob legal, oder illegal), aber ein Schallplattenaufleger muss den Kram gekauft oder zumindest geliehen haben. Da geht nichts mit „ich kauf mal schnell noch 50 Platten ein, wenn sie da sind“, abgesehen von den Ören, die man gerade in der Tasche haben muss.

Es ist meine Not und Strategie, durcheinander aufzulegen. Bei mir steht halt Disco neben Punk neben Klassik. Ich habe nicht 3000 Northern Soul Singles, die ich mal kurz abrufen könnte. Ist mir auch einfach zu eng. Da ist es mir wie mit Menschen: ich mag die bunte Mischung. Und so wählte ich meine Platten nach den Kriterien „sicher Bank“ und Stimmung aus. Ich hatte eine Vision von einer Menschenmenge, die einfach sehr geil aufs Tanzen ist. Also wilde Beats, aber auch minimalistisches. Vor meinen geistigen Auge tanzten die Leute wie in Trance. Selbstvergessen grinsend, als ob es kein Übermorgen gäbe.

Und so zog ich altes und neues aus dem Regal. Langsames für den Anfang und knalliges für den Schluss. Einige gute Bekannte von der Jukebox in langer Version und elektronisches und psychedelischen Funk. Lou Rawls und Fischer Spooner. Um 19:30 schleppte ich dann 2 Kisten á ca. 80 Platten runter und band Mammut los. Wie ich befürchtete, gingen wegen der Reling von Mammut die beiden Kisten nur „auf“ der Reling. Also 2 von 4 Kanten standen auf der Reling, Backe an Backe nebeneinander. Sehr wackelige Angelegenheit. Ich versuchte, alles gut mit Gurtspanner und 2 Gummiflitschen zu befestigen und fuhr im schwarzen Anzug und meinen Budapestern los. Eier, eier, eier, Richtung Unterbilk, an der Polizei vorbei, unter die Brücke zum KIT.

Vor der Türe treffe ich Bruce, den ich im Quartier Schloss Bohéme (oder so) kennen lernte. Er stellt mir seine Freundin vor, wir plauschen ein wenig. Aber nicht zuviel, da ich spät dran bin. Wir sagen Tschüss und ich fahre mit Mammut ins KIT rein. Auch wenn die Bedienung erst mal irritiert ist. Da ich momentan kein gescheites Schloss habe, fahre ich Mammut in den Fahrstuhl und in das Untergeschoss, zu den Toiletten. Da sitzt eine Frau aus Afrika, macht die Augen gross, zeigt auf Mammut und sagt „Fahrrad!“. Ich sage „ja, richtig!“ und stelle und schließe es ab. Dann erkläre ich, dass ich auflege und das Fahrrad hier sicher abgestellt werden muss.

Oben also, vor dem Aufzug, steht auf einen Tisch ein Technics-Mischpult und 2 MKII. Kein Platz mehr für die Schallplatten. Ich nehme zwei Hocker und stelle die Kisten mit Sound darauf. Dann lege ich Horace Silver mit „Song for my father“ auf. Ein weißer Rasierapparat, der auch ein MP3-Abspielgerät sein könnte, liefert jazziges auf das Mischpult für alle hörbar. Da passt doch Silver prima. Der letzte Geburtstagsabend brachte mir die Erfahrung, ruhig alles erst mal in Ruhe zu checken. Und tatsächlich: der rechte MKII brummt wie Sau schon auf dem Kopfhörer. Mann kann 3 Pegelstufen Ausschlag auf dem Mischpult sehen.

http://youtu.be/8B2GZ0MfuPQ

Ich gehe zur Thekenfrau und spreche sie an, was ich tun solle. Sie verweist auf einen Herren, der hier Techniker sei. Der MKII-Überbringer sei auf Fortuna, keine Chance. Ich gehe mit dem Herrn also zum Plattenspieler und erläutere. Er hat natürlich gleich die selbe Vermutung: die Erdung (ich nannte es „Masse“, aber wir meinten dasselbe). Hierfür kommt aus einem Plattenspieler hinten ein Kabel raus, welches am Mischpult angeschlossen wird. Man könnte auch einen Blitzableiter nehmen. Es geht halt nur darum, dass das Gerät mit der Erde Kontakt bekommt. Deshalb Erdung. Und wenn es nicht stimmen sollte: egal, schöne Geschichte. Aber der Herr bekommt es auch nicht hin, keine Chance. Wir gucken uns an: und nun? Doch mein Blick ist eher kategorisch. Klar, dass ich auf Mammut steige und meinen MKII hole. Ich will doch auflegen!

Also Mammut vom Toilettengeschoss geholt und eiligst nach Hause gefahren. Plattenspieler schön mit Decke in eine Kiste, mit 3 Bändern auf Mammut befestigt und schnell wieder zurück. Richtig gut eingeschweisst komme ich wieder an und lege Horace Silver auf. Der einzige mir bekannte Gast ist Marina. Doch da kommen auch einige andere Bekannte der Tour. Susanne und Mann, Thomas und seine Bande, eine Dame vom St. Martin in Unterbilk und andere mehr. Alle sitzen schön draussen, ich stehe als einziger drinn. Durch die ständige Rausrennerei verpatze ich manchen Übergang, aber das war auch nicht soooo wichtig (von wegen Clubabend). Und bei einer Runde Funk kamen dann auch tatsächlich 3 oder 4 Personen rein und swingten erwartungsvoll zur Musik. Ich gab auch alles, aber da wollte kein richtiger Tanzfunken überspringen, es blieb beim schwingen.

Ich ließ mich davon auch nicht kirre machen und legte einfach volle Granate auf. Undisputed Truth, Temptations, Bill Withers… you name it. Ich ging auf Elektro über, ein wenig Gitarrenzeugs, wieder Disco, LCD Soundsystem, MIA, alte und neue Klassiker. Der Sound war leider komisch: unten matschig, die Höhen wurden total von den Bässen erdrückt, da konnte ich den Bassregler auch auf 9 und die Höhen auf 15 Uhr stellen. Den ganzen Abend drehte ich an diesen doofen Dingers. Aber egal, die Stimmung war gut.

So gegen Mitternacht kam Aufbruchstimmung auf und gegen 0:30 Uhr waren alle weg. Ich sagte mir, ich hätte länger, aber was soll ich machen? Da kamen ein Schwung Leute rein und ich hatte länger, was soll ich machen?

Ich bretzelte Soundszeugs auf, hektisch. Sie tanzten zu zweit oder zu dritt. !!! legte ich auf und Fools Gold und Connected von Stereo MCs. Wie gesagt, keine Wunderwaffen, sondern gut abgehangene Klassiker der letzten 20 Jahre.

Das ging so bis halb Zwei, dann kündigte ich der Thekenfrau das letzte Lied an. Das war dann Lou Rawls mit seinem „The Hawk“.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ja und dann verabschiedete ich mich und belud Mammut und fuhr mit einem Plattenspieler regelrecht eine Ladung roher Eier. Ich kam gut an meinem Haus an. Doch wie ich wieder mal vor meiner Haustür abbremse, kippt mir Mammut nach vorne. Wieder kontrollierter Überkipp, da das einfach zu schwer zum Zurücksetzen war. Ich trug alles hoch und schrieb diese Zeilen, um dann endlich ins Bett zu fallen. Gute Nacht.

Ohne Korrekturschleife publiziert.

Tontalente

Düsseldorf und seine Bands. Muss ich eine Aufzählung starten, wer hier seine ersten Töne wagte? Brauche ich nicht, dafür gibt es ja Wikipedia. Hier werden 34 Bands aufgezählt und ich kenne (als Nicht-Düsseldorfer) die meisten. Na gut, sonderlich aktuell erscheint die Aufzählung nicht, fehlt doch Stabil Elite. Die denke ich mir hinzu und komme auf 35 Bands.

Nun hört man immer wieder, dass Bands Probleme mit Proberäumen haben, solange sie nicht rein elektronisches spielen, welches leiser gestellt werden kann. Oder sie genügend Kleingeld besitzen, um sich gleich irgendwas zu kaufen. Und so wenden sich die Leute an die Stadt und rufen „wir brauchen Proberäume!“

Die Stadt nimmt sich des Problems an und macht erst mal eine Studie. Auszug:

Die vorliegende Recherche wurde beauftragt, um die Proberaumsituation in Düsseldorf zu analysieren und mittelfristig zu optimieren. Ziel der Proberaumrecherche war es einerseits, den Bestand der als Proberaum vermieteten Immobilien zu ermitteln. Andererseits sollten potentiell nutzbare neue Räume gesucht sowie mittel- und langfristige Lösungswege zur Verbesserung der Proberaumsituation aufgezeigt werden.

Die Beauftragung und Recherche erfolgte, bevor bekannt wurde, dass der Proberaumkomplex am Gatherweg 98 geschlossen werden soll und damit rund 80 Räume in ihrem Bestand bedroht sind. Inzwischen wurde auch der Bunker Gerresheim (Heyestr.) geschlossen. Hier sollen 16 Proberäume existieren.

Insofern spitzt sich die Proberaumsituation in Düsseldorf weiter zu, innerhalb der nächsten Monate werden rund 100 Bands, die bislang Proberäume gemietet hatten, sich neue Räumlichkeiten suchen müssen.

Die eigentliche Proberaumrecherche wurde im Dezember 2011 und Januar 2012 von der Open Source gmbH und dem Kulturzentrum Zakk durchgeführt. Vermieter wurden offiziell kontaktiert, ergänzt wurden diese Angaben durch Informationen und Hinweise von Bands und Musikern. Abgefragt wurden ebenfalls verschiedene Ämter, Bezirksvertretungen, städtische Tochterunternehmen, Kirchen und Wohlfahrtsverbände.

Schon das Intro lässt ahnen: es sieht schlecht aus mit der Düsseldorfer Proberaumsituation. Nun sind Proberäume die Basis, um Bands zu gründen und Musik zu machen.

Wie reagiert denn die Stadt nun auf diese Probleme? Letztes Jahr – Düsseldorf war gerade besoffen ob der ESC-Aufmerksamkeit – beschließt man also, die Musikszene zu fördern. Man erfindet einen Wettbewerb namens „Tontalente“ und ruft die üblichen Verdächtigen (Schwarzkopf, Audi & Co) als Sponsoren auf. Dann macht man für 15 € Eintritt (plus VVK-Gebühren und so) ein Festival in der Tonhalle. Erster Preis: 5.000 €. Gewinner 2011: Felix Hein. Sogar „Voice of Germany“ fragte an. Ob es zum Auftritt kam, verschweigt die Seite.

Hier geschieht etwas, was schon länger in der Wirtschaft zu beobachten ist: man möchte gerne ernten, aber nicht säen. Man will die Sahne abschöpfen, ist aber zu faul, die Kühe auf die Weide zu treiben. Oder klarer ausgedrückt: man will tolle Bands haben, gibt ihnen aber keine Möglichkeit zu proben.

Bitte nicht falsch verstehen: ich fordere nun keine zur Verfügungstellung von amtlichen Proberäumen. Ich kenne solche Ansätze aus meiner eigenen Jugendzeit. Da gab es im nagelneuen Bildungszentrum für Jugendliche einen Proberaum mit 3 Abstellkammern, alles in Lila gehalten und Teppichböden an den Wänden, um den sich dann 200 Bands kloppten, man sich aber ansonsten an die Öffnungszeiten des Zentrums zu halten habe. Das sind zwar bessere Bedingungen, als gar keine, aber keineswegs optimale.

Was es eher braucht, sind Freiräume und Brachflächen. Orte also, die zwar nicht perfekt, aber günstig und groß genug sind. Ich persönlich hoffte vor Jahren darauf, dass die Stadt die Finger vom Bilker Bahnhof lässt und die Räumlichkeiten einfach an Künstler und Musiker vergibt. War natürlich extrem naiv gedacht, wir brauchten doch dringend eine Verlängerung der Kö, die man nun „Düsseldorf Arcaden“ nennt.

Laut einer Studie gab es im 4. Quartal in Düsseldorf 1 Mio. m² leerstehende Büroflächen. In ausgeschriebenen Zahlen: 1.000.000 m². Nun, warum nicht mal hier einfach ein wenig Leerstand nutzen? Herrje, an Fläche scheint es nicht zu mangeln. Wohl aber an Fantasie und eindeutiger Motivation. Oder?

KIT Bar – nächsten Samstag

KIT am Abend

Also so sieht es aus: am nächsten Samstag lege ich in der KIT Bar auf. Vorgestern sprach ich nochmals mit Achim alles ab. Ich werde um 20 Uhr mit Schubidu beginnen, auf dass sich das einfindende Volk erst mal etwas unterhalten kann. Als Getränk der Stunde empfehle ich kreislaufanregenden Sekt, der perlt so schön. Vielleicht vorher einen Blick ins Feuilleton werfen und einige nette Themen sammeln, kann nicht schaden.

Ich werde wohl den Samstag tagsüber damit zubringen, Platten rauszusuchen. Bunt gemischt soll es sein. Für den Anfang etwas Bossa, vielleicht auch ein wenig Kaminmusik (der Herbst ist ja nicht mehr soooo fern), etwas aus dem Soundtrack-Archiv oder gar klassisches, warum nicht.

Für die mittleren und späteren Stunden dann Zeugs für die Hüften. Gerne Downbeat-artiges (also rhythmisch, aber eher langsam) bis spritziges. Komisch, ich habe einen Heisshunger auf LCD Soundsystem, die werden auf alle Fälle dabei sein.

Also bitte Tanzschuhe und Talkumpuder eingepackt. Du bist doch nicht so jemand, der sich auf der Tanzfläche an seinem Bierglas festhält und über den letzten Tatort am Sonntag nervt. In Dir steckt ein wild tanzendes Tier, das darauf wartet, befreit zu werden! Und in mir steckt ein wild auflegendes Tier, das ich von der Leine lassen werde. Wollen wir uns also mit bester Laune und geölten Gelenken treffen und einen wunderbaren Abend erleben. Ich werde alles geben. Versprochen.

http://www.dailymotion.com/video/xctenr_lcd-soundsystem-disco-infiltrator_music

Geburtstagsfeier I

Völlig aus der Zeit gefallen: der olle Barry in seiner Stretchhose.

Auf der Tour sprach ich mit Luzie über mein eigentliches Ziel: für Feiern gebucht zu werden. Da lenkte sie ein, dass ihre Mutter ihren 60. Geburtstag feiern wolle und noch Beschallung sucht. Sie gibt meine Karte weiter und einige Tage später meldet sich Luzies Mutter A.

A. und ihr Partner kamen in den Florapark und hörten sich die Jukebox an. Der anwesende Mayo vertritt mich dankenswerterweise am 1224er, während ich mich mit den beiden unterhalte. A. hat zwar eine Vorstellung, was die Musik betrifft, kann sie aber nur schwer umschreiben. Also sprechen wir über Lieder und Bands, so dass ich ein Gefühl bekomme, was ihre Vorlieben sind. Klar wird: kein heftiger Rock, gerne auch einen Schlager, gerne auch etwas aus den 50ern. Wir machen aus, dass sie mir noch einige Titel zusendet, um ihre Vorstellungen zu konkretisieren.

Vor einer Woche besuchten wir dann gemeinsam den Veranstaltungsort, ein typisches Clubheim in der Nähe der Uni. Hier gibt es sie noch, den zickzack-faltenden Raumtrenner, die Galerie an Karnevalsprinzendingers, die kleine Bühne und die großen Boxen. Der Besitzer ist hilfsbereit aber auch etwas unsicher, dass jemand nicht mit dem Computer angetanzt kommt. Seiner Meinung nach sollte aber alles kein Problem sein, da ein Cinch-Kabel auf der Bühne ankommt, welches einfach zu koppeln ist. Ich schreibe mir also  auf, eine Kupplung mitzunehmen.

Einen großen Teil des Samstags verbringe ich mit der Auswahl an Platten. Ein bischen Stones, ein wenig Beatles, hier ein Twist, dort ein Rock n Roll. Und zur Sicherheit einfach den Singlekoffer der Tour, der ja so etwas wie einen erste Hilfe-Kasten für alle Fälle darstellt. Da klingelte es an der Türe. Ich habe komplett die Zeit vergessen und stehe nun blöde da.

Eine Dame kommt die Treppe hoch, ich bitte sie um 5 Minuten Zeit, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, wie ich in 5 Minuten alles schaffen soll. Kalt duschen, rasieren, Anzug raussuchen, Material packen, 2 MKII, ein Mischpult, 2 Kisten große und 2 Kisten Singles runtergeschleppt: 12 Minuten. Hey, das war fantastisch schnell, allerdings läuft mir der Schweiss  Hektoliterweise runter, als ich der Dame die Hand gebe. Alles rein in ihren Wagen und zum Clubheim gefahren.

Auf der Bühne steht ein Altbier-Stehtisch und ein normaler Tisch als Ablage. Der Kellner hat alles liebevoll mit Tischdecken abgeklebt. Ich stelle die Plattenspieler und das Mischpult auf den Stehtisch um festzustellen, dass das blöde Teil um rund 10 Zentimeter zu schmal ist. Die äußeren Füße der Plattenspieler hängen halb von der Tischplatte. Das ist mir zu gefährlich, also stelle ich die Turntables hochkant, so Hiphop-Style halt. Mag ich gar nich, da ich gern mit dem Ärmel dabei am Plattenarm hängen bleibe. Aber Sicherheit geht vor Schönheit.

Alles aufgebaut und verkabelt, also mal eine Platte aufgeschmissen. Der Klang ist suboptimal. Wenn ich die Balance am Mischpult verändere, fehlt auf einer Seite der Kanal komplett. Ausserdem klingt alles dumpf wie unter einem Kopfkissen. Der Besitzer und ich schrauben am Mischpult hinter der Theke rum. Die ersten Gäste kommen und stoßen mit Sekt an. A. ist aufgeregt seit Tagen, aber nun gibt es kein zurück mehr. Die große Anzahl an Gratulanten beschäftigt sie optimal, der Besitzer und ich werkeln zwischenzeitlich an Kabeln rum. Jetzt ist mal  der andere Kanal da, doch der erste futsch. Innerlich fang ich an zu fluchen. Warum kann man nicht einfach mal ankommen, den Kram anschließen und auflegen? Warum gibt es immer Rhabarber? Warum waren wir eine Woche vorher hier? Ich weiss, dass das nun garnichts bringt und beschließe, das ganze proffesionell gelassen zu nehmen.

Der Besitzer hat nun mehrere Kisten auf der Theke, aus  der er ständig einen weiteren Adapter zieht. Er schleift das Signal mittels AUX in eine Minianlage und führt es via Phone-Ausgang wieder raus. Mir ist völlig schleierhaft, was das – ausser einer weiteren Störungskomponente – bringen soll. Und tatsächlich bringt es auch nichts ausser noch mehr Gebrumme. Auch eine zweite Minianlage fürt zu keinen besseren Ergebnis.

Ich fühle mich nicht sonderlich wohl. Ich kann mich zwar auf die Anlage des Clubheims berufen, doch viel lieber möchte ich auflegen. Der Besitzer zieht ständig noch ein Kanninchen aus dem Zylinder. Zum Schluss verbindet er 4 oder 5 Adapter, um das Signal  aus meinem Mixer in den Mikroeingang zu stopfen. So wäre das ganze zwar nur Mono, aber einigermaßen akzeptabel. Ständig knackt etwas laut auf. Irgendwo fehlt eine Abschirmung. Ich würde gerne den Besitzer am Kragen packen und schütteln und anschreien, aber das macht die Anlage auch nicht besser. Ich vertraue darauf, dass die Gehörgänge der Gäste nicht mehr die feinsten sind, bis es zum Tanzen kommt.

Das Buffet ist eröffnet und A. fordert mich auf, nicht nur mitzuessen, sondern auch an den ausgezeichneten Familientisch zu sitzen. Ich verstehe das als sehr große Ehre und unterhalte mich unter anderem mit einer betagten Dame, die mich fragt, ob ich der neue Freund von Luzie sei. Ach, und wer denn der Freund von Luzie denn nun sei. Wunderbare Gespräche. Und das Buffet war auch prima. Ich stopfe mir gehörig den Bauch voll und trinke sonst nur Leitungswasser. Ab und an lege ich zur Untermalung eine weitere Platte auf. Tom Jobim, Frank Sinatra, gefällige, leichte Jazznummern, die nicht wehtun, aber trotzdem hörenswert sind.

Kollegen und Familien halten Reden, es gibt Fotografiererei mit Hüten, zwischenzeitlich geht es auf 22:30 Uhr zu. Meine Dudelmusik brachte aus Versehen 3 Paare zum Tanzen, aber nun mal richtig aufgelegt

Alles andere als originell, aber für mich eine Aufforderungsfanfare: Barry Whites „Love Theme“. Die Streicherkaskaden im Intro rufen: „Jetzt kommt was völlig anderes, elegantes, komm!“ und tatsächlich kommen nicht wenige vor die Bühne. Das ist also geschafft, jetzt kommt das schwerste: die zweite Platte. Feige ist es, danach mit MFSB und TSOP zu kontern. Ist mir auch irgendwie zu lusch. Ich nehme Stevie Wonder „You haven’t done nothing“. Wo ich gerade darüber nachdenke: das Intro von Wonder ist dem von Barry White nicht unähnlich, doch der Groove-Hammer der dann ausgepackt wird, ist doch ein ganz anderer. Und tatsächlich verliere ich nur 2 oder 3 Paare. Hey, das ist wirklich nicht schlecht.

Die Leute sind seit 4 – 5 Stunden hier und tranken schon das eine oder andere Bier. Die meisten sitzen sowieso draussen, da im Saal Rauchverbot ist. So springe ich stilistisch hin und her, um die Gäste zu testen. Ich stelle fest, dass es am besten sei, weiter hin und her im Stil zu hüpfen. Ich will Dir etwas verraten: wenn Du dann eine Platte auflegst und alle verlassen die Tanzfläche, dann ist dies zwar schrecklich, aber nicht der Untergang des Abendlandes.  Man hat etwas versucht und sich verschätzt. Herrje, es gibtschlimmeres. Ein Gast schaut mich entnervt an und zieht die Augenbrauen vorwurfsvoll hoch. Sowas mag ich ja. Ich spreche ihn an, was ich tuen könne. Er meinte, da würde niemand tanzen. Ich erwidere, dass das auch aufgefallen sei und ich versuchen werde, abhilfe zu schaffen. Für konstruktive Vorschläge sei ich zudem empfänglich. Aber mehr als verächtliches Schnauben über die Nüster hat er nichts zu erwidern. Menschen mit schlechter Laune gibt es immer und überall, können aber in solch einer Situation geradezu verherend sein. Man sieht plötzlich nicht mehr die 20 Tänzer,  sondern nur noch den einen Miesepeter.

Ich zwinge mich also dazu, mich nicht von besagter Person hynotisieren zu lassen und konzentriere mich… auf die Frauen. Das ist beim Auflegen nie verkehrt. Und tatsächlich wird getanzt. Und dann wieder nicht. Und dann 3 Pärchen. Und dann wieder genähnde Leere. Was soll ich denn machen? Draussen sitzen die Leute und pfeifen die Lieder mitunter fröhlich mit. Zudem verlassen immer mehr Gäste das Fest. Ich lege auf, als würden 400 statt 4 Personen vor mir tanzen.

A. ist völlig begeistert und aus dem Häuschen. Viele hätten sich über die Musik gefreut und einige hätten nach Visitenkarten gefragt. Ach, mir fällt ein Stein vom Herzen. Wenn die Gastgeberin zufrieden ist, soll mir alles andere egal sein. Ich lege bis 2 Uhr auf, dann  geselle ich mich zu den letzten Gästen und dem Clubheimbesitzer und trinke ein Bierchen. Alle zufrieden, alle glücklich. Um 2:30 Uhr wandere ich dann nach Hause, morgen wird abgebaut. Mission erfolgreich erfüllt.

2 Geburtstage

Oh ja, da gibt es Menschen jenseits der 40 Jahre, die gerne feiern. Heute lege ich zu einem 60. und nächsten Samstag zu einem 65. Geburtstag auf. Die Geburtstagskinder wünschen sich in beiden Fällen schon Liedgut aus den 60er Jahren, aber auch die Jahrzehnte danach (und davor) dürfen dabei sein.

Und so ziehe ich heute den Tag über Schallplatten aus dem Schrank. Ein wenig Yardbirds, ein bischen Kinks, eine Prise Blue Note und Elvis. Meine eigene, kleine Theorie scheint zu stimmen: die heutigen 60-jährigen sind keinesfalls mit jenen vor 20 oder gar 30 Jahren zu vergleichen. Nicht jede/r liest nun Spex oder De-Bug, aber die Offenheit gegenüber neuerer Musik ist nicht zu übersehen. Wie auch der Wunsch nach Bewegung. Klares Briefing für heute: Musik zum Tanzen, aber bloss keine Standardtänze.

Ich werde mich morgen mal melden, wie der Abend verlief. Mein Konzept mit dem Arbeitstitel „Aufstand alter Säcke“ nimmt gestalt an.