So! Die Singles wurden ausgewählt, sortiert und eingepackt, die Listen getippt und ausgedruckt. Selbst die Wunschzettel habe ich wirklich mehr schlecht als recht ausgeschnitten. Just in diesen Moment kann ich gar nicht genug aufatmen: diese Ein-Mann-Kiste ist trotz der vielen Unterstützung, die ich erlebe, eine gewisse Herausforderung. Hier die Singleliste, solltest Du das vorab schon Ausdrucken wollen.
Aber genug gemeckert, jetzt freue ich mich einfach mal. Am Dienstag Abend feiern wir im kleinen Kreise bei Heiko auf der Brunnenstraße und justieren die menschliche Jukebox ganz, ganz fein: hält die Anlage durch? Braucht es neue Nadeln? Kommt das Testpublikum mit den Listen zurecht? Tatsächlich habe ich eine ordentliche To-Do-Liste noch vorliegen, die ich erst die nächsten Tage abarbeiten kann. Warum nicht einfach hier posten?
Ersatznadeln (für den Dual und den Elac)
Gute Gummiflitschen zum Befestigen des Equipements auf dem Mammut
Ein Regenschutz für Mensch und Werkzeug
Kugelschreiber, die man nicht mehr einsammeln muss
Einen Adapter von Din auf Cinch kaufen
Eine Ersatzröhre für den Dual
Postkarten gestalten und drucken lassen für weitere Akquise
Ein Hinweisschild auf die Facebook-Seite, um Laufkundschaft zu informieren
etc.
So, ich läute den Feierabend ein. Dir auch einen schönen Abend!
Voll im Prozess, doch zumindest die Liste fertig getippt. Nun folgt noch das Formatieren, Ausdrucken, Einschweissen, sortieren der Scheiben und so weiter und so fort. Könnte glatt zwei oder drei Tage Vorbereitung anhängen…
00001
A Band Called „O“
a)
A Smile Is Diamond
b)
Coasting
00002
Adam and the Ants
a)
Stand & Deliver
b)
Beat My Guest
00003
Air
a)
Surfing On A Rocket
b)
Surfing On A Rocket Remix
00004
Althia & Donna
a)
Up Town Top Ranking
b)
Mighty Two
c)
Calico Suite
00005
Armstrong, Luise
a)
What A Wonderful World
b)
Cabaret
00006
Army of Lovers
a)
Crucified
b)
Love Revolution
00007
Atlanta Rhythm Section
a)
So In To You
b)
Everybody Gotta Go
00008
Aztec Camera
a)
All I Need Is Everything
b)
Jump
00009
B 52’s
a)
Dirty Back Road
b)
Give Me Back My Man
00010
Bar-Kays
a)
Soul Finger
b)
Knucklehead
00011
Bataan, Joe
a)
Rap-O Clap-O
b)
Rap-O Clap-O Instrumental
00012
Bay City Rollers
a)
Yesterday Hero
b)
You’re A Woman
00013
Beach Boys
a)
God Only Knows
b)
Wouldn’t It Be Nice
00014
Beatles
a)
The Ballad Of John And Yoko
b)
Old Brown Shoe
00015
Beautiful South
a)
Song For Whoever
b)
Straight In At 37
00016
Beck
a)
Sissyneck
b)
Feather In Your Cap
00017
Bee Gees
a)
Nights On Broadway
b)
Edge Of The Universe
00018
Bellamy Brothers
a)
Let Your Love Flow
b)
Inside My Guitar
00019
Belle Epoque
a)
Miss Broadway
b)
Losing You
00020
Bendix, Ralf
a)
Babysitter-Boogie
b)
Sonne Mond Und Sterne
00021
Benny
a)
Bin Wieder Frei
b)
Ich Sitz‘ Auf Einer Kokosnuß
00022
Benson, George
a)
Give Me The Night
b)
Dinorah, Dinorah
00023
Bloc Party
a)
So Here We Are
b)
The Marshals Are Dead
00024
Blondie
a)
Call Me
b)
Call Me (Instrumental)
00025
Blow, Kurtis
a)
The Breaks
b)
The Breaks Instrumental
00026
Blumfeld
a)
Der Angriff Der Gegenwart Auf Meine Übrige Zeit
b)
Langsam
00027
Blur
a)
Tender
b)
All We Want
00028
Bombay Bicycle Club
a)
Ivy & Gold
b)
Flaws
00029
Bowie, David
a)
Fashion
b)
Scream Like A Baby
00030
Brel, Jacques
a)
Mathilde
b)
Tango Funebre
c)
Les Bergers
d)
Titine
00031
Brown, James
a)
I Got Ants In My Pants Part I
b)
I Got Ants In My Pants Part 15 & 16
00032
Bryan Ferry
a)
Tokyo Joe
b)
She’s Leaving Home
00033
Buarque, Chico
a)
A Banda
b)
Madalena Foi Pro Mar
c)
Voce Nao Ouviu
d)
A Rita
00034
Built To Spill
a)
Car
b)
Scarin
00035
Bush, Kate
a)
The Man With The Child In His Eyes
b)
Moving
00036
Captain Beefheart & His Magic Band
a)
Sure ‚Nuff ‚N Yes I Do
b)
Yellow Brick Road
00037
Carpenters
a)
We’ve Only Just Begun
b)
All Of My Life
00038
Cave, Nick
a)
In The Ghetto
b)
The Moon Is In The Gutter
00039
Celentano, Adriano
a)
Prisencolinensinaiciusol
b)
Disc Jockey
00040
Chic
a)
Dance Dance Dance
b)
Sao Paulo
00041
Chicago
a)
I’m A Man Part 1
b)
I’m A Man Part 2
00042
Chills
a)
Heavenly Pop Hit
b)
Whole Lot Of Non
00043
Clap Your Hands Say Yeah
a)
Is This Love?
b)
Heavy Metal
00044
Cocker, Jarvis
a)
Don’t Let Him Waste Your Time
b)
Big Stuff
00045
Cohen, Leonard
a)
Lover Lover Lover
b)
Who By Fire
00046
Commodores
a)
Machine Gun
b)
There’s A Song In My Heart
00047
Costello, Elvis
a)
Oliver’s Army
b)
My Funny Valentine
00048
Count & Sinden
a)
After Dark
b)
The Counts After Dub Mix
00049
Cure
a)
Lullaby
b)
Babble
00050
Czuckay, Holger
a)
Cool In The Pool
b)
Oh Lord Give Us More Money
00051
Darkness
a)
One Way Ticket
b)
Grief Hammer
00052
Dassin, Joe
a)
Les Champs-Elysees
b)
Le Chemin De Papa
00053
DB’s
a)
Neverland
b)
PH Factor
00054
De La Soul
a)
Say No Go
b)
The Don’t Know That The Soul Don’t Go For That („Potholes“ Instrumental)
Die Tour rückt immer näher und die Ereignisse überschlagen sich. Michael Wenzel, der sanfte Riese der Düsseldorfer Szene, schrieb einen wundervollen Artikel über mich für die Coolibri (siehe letzter Blogeintrag) und ich merke es an immer mehr mir fremden Menschen, die ihr „like“ bei facebook setzen. Ich freue mich sehr darüber, da dies offensichtlich Menschen sind, die die Idee hinter der menschlichen Jukebox mögen.
Karl, mein alter Freund, ist seit Freitag zu Besuch und so versuche ich, meine Zeit möglichst gut einzuteilen. Am Freitag waren wir gemeinsam im Kino und schauten Wes Andersons großartiges Werk „Moonrise Kingdom“ an. Ja, das ist Cinema nach meinen Geschmack:
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Gestern saßen wir also den ganzen Abend gemeinsam in meiner Küche und ich ging jede einzelne Singlekiste durch. Auf dem Tisch stand der gute Elac-Plattenspieler und so mancher Song wurde nochmals per Ohrenschein gehört und getestet. Heute werde ich also Karl verabschieden und die Feinauswahl machen. 250 Singles sollt ihr sein. Genug Stoff, um 2 Parties zu beglücken.
Und das Wetter? Es soll ab Mittwoch wieder sonnig sein. So ist es recht.
Vielen Dank an Coolibri für den hübschen Artikel. Und vor allem an Doc Wenzel für die warmen Worte. Und an die zufällig vorbeigehende Sabrina, die das Dörnröschen spielte. Und an Valerij für seine Geduld beim Fotografieren.
Die Pflicht ist durch, nun kommt die Kür endlich: die Tourplakate sind an alle Lokale verteilt (und ich habe noch einige übrig, sollte privates Interesse bestehen oder jemand das öffentlichkeitswirksam aufhängen wollen), Mammut hat einen neuen Schlauch im Hinterlauf, die Homepage ist auch überarbeitet (haruspecks.de). Nun endlich kann ich die Singlekisten rausziehen und 250 Songs auswählen. Morgen geht es los. Ich freue mich sehr.
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Tourplakate sind da, das Fahrrad ist wieder heil, nun geht der Endspurt los. Die Hälfte der Lokale erhielten gestern ihr Kontigent an Plakaten, heute wird der Rest beliefert. Parallel die Homepage basteln, Singles aussuchen, Listen machen, selbige ausdrucken, etc.
Insofern in der Eile nur ein kurzes Lebenszeichen: ich lebe. Und zwar gerne.
Ich sehe es an den Zugriffszahlen des Blogs, dass die letzten Tage, die wenig mit der menschlichen Jukebox zu tun hatten und somit auch nicht sonderlich ergiebig waren, das Leseinteresse schwinden ließ. Das wird schnell mal geändert.
Dabei ist nicht sonderlich viel passiert, aber ich will es mal spannend darstellen. Machen die Leute auf RTL doch auch und schließlich leben wir im Zeitalter der Inszenierung.
Heute Nacht habe ich sehr komisch geschlafen. Es war sehr heiss unter meiner Winterdecke und ich schwitzte stark. Sehr stark. (Dramatische Musik) Sehr, sehr stark. Ich traute mich nicht, die Decke abzuwerfen. Mich ritt die Angst, es könnte ein Gewitter geben und die dann einsetzende Kälte würde sich meines schutzlosen Körpers bemächtigen und mich mit einer Erkältung geisseln.
Aber ich hatte unsagbares Glück und wachte vom Wecker geschüttelt tropfnass auf. Keine Erkältung, ufff! Ich wrang (geiles Wort) mein Bett aus, schüttete den gesammelten Schweiss aus dem Fenster, rief ein „Sorry!“ runter, da der Sturzbach eine alte Dame begrub und fasst ertränkte und ging dann fröhlich pfeifend (irgendwas von Mozart sicherlich) in die Küche.
Dort wartete treu und lieb meine Espressokanne auf mich. Ich füllte sie mit Wasser und Espressopulver, stellte das Ding auf den Gasherd und wanderte zum Südflügel meines Anwesens, dem Badebereich. Wie ich meine Morgentoilette erledige, brauche ich nicht im Detail beschreiben, auch wenn die obige Sache mit dem Schweiss die Zartbesaiteten sicherlich schon rausfilterte.
In die Kleider gehüpft, den Kaffee getrunken und die Treppe runter gesprungen, um zu Armin zu eilen. Gemeinsames Meditieren, dann ging er zur Arbeit und ich nach Hause. Ich beschloss, den heutigen Tag meine Homepage zu klöppeln. Doch zuvor besuchte ich Robert, den Henkelmann, um mir einen weiteren Kaffee kredenzen zu lassen. Wir unterhielten uns über das Pimpen von Fahrrädern (er ist gerade der Meisterpimp in diesen Gebiet), dann eilte ich wieder nach Hause, um mich um Mammut zu kümmern. Vor einigen Wochen stürzte ich mit meinem Fahrrad und Robert erkannte als Profi sofort, dass das Hinterrad sowohl Spur, wie auch Sturz verlor (was für irre Worte ich heute wieder fallen lassen kann). Ich nehme also Werkzeug, gehe mindestens 3 Mal anderes Werkzeug holen, um entnervt aufzugeben. Ich muss in eine Fahrradwerkstatt.
Hier setzt meine Sozialkritik ein (unheilschwangere Musik bitte vorstellen): warum machen Handwerksbetriebe heutzutage um 10 oder gar 11 Uhr erst auf? Ich stand vor dem Rad ab mit einigen anderen Herren 20 Minuten vor 10 Uhr und wartete. Nun, wir unterhielten uns einfach, sprachen über vergangene Zeiten. Der Herr erzählte mir von seiner Kriegswitwemutter, die putzen ging und 1,5 Jahre für sein Fahrrad Raten abstotterte. Er erzählte, wie er dann zum Bodensee fuhr, 5 oder 6 Jugendherbergen besuchend. Das sind wunderbare Geschichten und so ging die Zeit schnell vorbei.
Urlaubszeit ist, und so sind viele Handwerker nicht in ihren Werkstätten. Trotzdem versprach mir der nette Herr Rad ab, meinen Mammut die Hinterläufe sofort zu korrigieren. Das machte er auch. Neben -zig Telefonaten und immens vielen Neukundengesprächen. Nach einer Stunde war mein Rad wieder fit und schön (ich hatte einen Lappen dabei und polierte es während des Wartens ausgiebig) und ich warf einen angemessenen Betrag in die Kaffeekasse. Auch Handwerker trinken Kaffee. Wir sind doch alle irgendwie gleich.
Im Anschluss wagte ich ein Experiment: ich nahm meinen Laptop mit in das Café süße Erinnerung, um dort meine Homepage zu basteln. Laut Fernsehberichten macht das digitale Prekariat in Berlin das alle so: sie schlafen unter Brücken und arbeiten in Cafés. Das mit den Brücken ist nichts für mich, ich bin zu alt. Aber Cafés gefallen mir.
Und es lief auch ganz prächtig. Zuerst das Aussehen in einen Programm, dann das HTML in einen anderen. Es dauerte natürlich viel länger, als man das hier liest. Du kannst also nochmals das ganze lesen, aber ganz, ganz, ganz langsam, was wohl immer noch zu schnell ist.
Da kam Bernhard vorbei, seines Zeichens auch Badener. Was uns zu Verbündeten, zu Freischärler der Liebe innerhalb Bilks macht. Wir tauschten unsere geheimen Handzeichen aus, rammten unsere Wampen aneinander und klopften dann stundenlang uns auf die Schultern, dass es krachte und staubte (diese Szene bitte in SlowMo und mit irgend etwas herzlichen an Musik unterlegt). Dann fragt er mich verschwörerisch, ob wir heute die Platten anschauen wollen. Ich will immer Platten anschauen und so gehen wir zu ihm in die Wohnung. Im kilometerlangen Flur setzten wir uns auf einen Golfcaddy und mittels eines GPS-Gerätes fanden wir die Stelle mit den Platten (Musikuntermalung: Once upon a time in the West). Er fuhr weiter in sein Arbeitszimmer, hinterließ mir Proviant und eine Taschenlampe für den Notfall und ich blätterte die Platten („Platten blättern…“ so könnte ein Rilke-Gedicht beginnen). Und tatsächlich waren gut 3 Schätzchen und einige Obskuritäten dabei. „Move your body“ habe ich nun als Maxi, Ätsch! Und den Soundtrack von Superman I (bisher hatte ich nur Superman III, da tat sich nun eine zu füllende Lücke auf, wie schön). Und… De la Soul als Picturedisc. Ich meide normalerweise Picturediscs. Meiden? Ich verabscheue sie wie… König Leonidas den Xerxes, wie diese russische Kampfmaschine den lieben Rocky Balboa verabscheute. Aber ich mache Ausnahmen, da ich ein Freigeist bin. Wenn ich sie geschenkt bekomme zum Beispiel. Und wenn sie noch original verschweisst sind, Yippie!
Herrje, bin ich am Schwadronieren. Ich hüpfte wie das Rotkäpchen naiv glücklich zum Café, fuhr dann mittels frisch gewienerten Mammut meine neuen Visitenkarten bei der Druckerei abholen, fuhr wieder zum Café, machte meine Homepage klar (zumindest die Index, aber das ist ja die halbe Miete), quatschte noch etwas mit Gästen über… Schallplatten(!) und ging dann nach Hause, um dies hier alles zu berichten.
Im Abspann sehen wir nun Haru Specks in seinen Morgenmantel, die Abendpfeife zwischen den Lippen und seine stolze Plattensammlung entlang gehend. Hier und da streicht er zärtlich über die eine Platte, zieht die andere kennerisch-genießend heraus und lässt seinen Blick Richtung Fenster, in die Ferne, schweifen. Morgen gibt es einen neuen Tag. Morgen wartet ein neues Abenteuer auf ihn. Sei dabei und schalte morgen wieder ein wenn es heisst „Wie? Du legst echt immer noch mit Schallplatten auf? Warum denn das?“ Ein verschmitztes Lächeln, eine kleine Kunstpause… Und dann ich so: „Weil es mir gefällt.“
Nachdem am Samstag alles getan war, hing ich etwas verloren herum. Da kontaktierte ich meinen guten Freund T.P., um ihn nach seinen Plänen zu fragen. Er wolle ein neues Gericht probieren, was für mich eine Steilvorlage darstellte. Ich schlug vor, den restlichen Tag gemeinsam zu verbringen und er sagte zu.
Wir trafen uns, um dann gemeinsam einzukaufen: im Bioladen ein Stück gutes Rindfleisch und in der Buchhandlung eben Bücher. Dann radelten wir zu ihm, ich saß müde auf einen Stuhl, um ihn beim Kochen zu unterhalten. Vielleicht mal schnell beschrieben, was T.P. zauberte:
2 Tintenfische, die wie dicke, leere Präservative wirkten, dazu das Rindersteak, welches 20 Minuten in heißen Wasser verblieb. Dann das Fleisch durch den Wolf gedreht, gewürzt, und in die Tintenfische gefüllt. Dann die beiden Tiere in einer Tomatensoße köcheln lassen. Dazu gab es Risotto und Mangold, vorweg einen prima Salat.
T.P. ist ein großartiger Koch und noch großartiger Gesellschafter. Die Gesprächsthemen waren: Trotzki, größenwahnsinnige Projekte Stalins und die Tropicalia und deren ideelen Ableger Punk.
T.P. füllte ständig das Weinglas nach, so dass ich nach ein paar Stunden gehörig einen sitzen hatte. Wir verabschiedeten uns herzlich, ich gelangte gesund zu Hause an, um zufrieden in mein Bett zu fallen.
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Freitag: 5:30 aufgestanden, 2 Stunden mit Armin meditiert, stundenlang Platten aus dem Regal gezogen, Auto geliehen, Anlage abgeholt und reingequetscht, die Scheiben kistenweise irgendwie noch reingefummelt, ins Auto gesetzt und nur mit 15 Minuten Verspätung Richtung Hochzeit losgefahren.
Dank Verfahrerei wurden aus den 15 Minuten über eine Stunde. Die Gesellschaft ist sekttrinkenderweise schon da. Ich versuche möglichst unsichtbar das Equipment in den Veranstaltungsraum zu schmuggeln, baue alles auf und mache Soundcheck. Doch da kommt nichts aus den Boxen raus. Alles checken, Anlagevermieter anrufen, mit ihm alles haarklein durchgesprochen: nix. Er will schon losfahren, doch wir vereinbaren, dass ich nochmals in Ruhe alles prüfe, bevor er umsonst 120 Kilometer zurück legt.
Ich habe es schon dutzende Male erlebt, dass ich in Hysterie Fachleute bemühte, die einen einzigen Blick auf das Problem werfen und es ist weg. Verstehst Du? Sie legen ihre heilenden Hände auf einen Monitor und das Bild ist wieder da. Oder sie stellen fest, dass ein Kabel sich gelockert hat. Diese Art der Blamage wollte ich unbedingt vermeiden. So machte ich etwas, was eigentlich keinen Sinn ergibt: ich schaltete alles aus und wieder ein (ich meine, das ist analoger Kram und kein Computer, der sich aufhängt). Und was passierte? Alles funktionierte!
Der Anlageverleiher am Telefon wollte das ganze gar nicht recht glauben und versprach, auf Abruf zu sein, um zur Not doch schnell vorbei zu fahren.
So war ich gerade rechtzeitig zum Essen doch noch mit allem fertig. Ich nutzte das kleine Zeitfenster und machte mich erst mal auf der Toilette ausgiebig frisch: waschen, rasieren, umziehen und schon ist man halbwegs ein neuer Mensch. Mir wurde ein Platz am Tisch des Brautpaares zugewiesen, was mich ein wenig als Dienstleister irritierte, aber auch freute. Doch ich habe Probleme, mich bei der Arbeit mit Kunden zu fraternisieren und bringe kein richtiges Gespräch zustande (wo die Väter doch mit High-End-Fidelity-Erzählungen eigentlich vermeintliche Steilvorlagen lieferten. Das interessiert mich jedoch tatsächlich so viel, wie Formel 1 oder Monstertrucks).
Ich schlang also hastig das gute Essen in mich, um mich hinter meine Plattenspieler zu verschanzen und mich etwas zu erholen. Ab und an eine längere Platte, um mich nach draussen zu stehlen und eine Zigarette zu rauchen, solange ich dazu die Zeit und Muse noch habe.
Die nächsten Stunden also plätschernder Bossa, der immer wieder von Hochzeitsspielchen unterbrochen wurde. Ich finde diese Spiele extrem befremdlich, doch scheinen sie zwischenzeitlich zum Hochzeitskanon zu gehören. Das macht einen aufbauenden Set natürlich unmöglich und ich versuchte, mich erst gar nicht über „schnell mal Musik aus“ zu ärgern. Ich meine: ich spiele gerade Vinicious auf einer original brasilianischen Scheibe, ihr Banausen.
Ein junger Mann kommt und fragt, ab wann man sich etwas wünschen könne. Ich versuche einen freundlichen Gegenangriff, indem ich erwidere, dass es heute anders laufe: ich suche Musik aus und die Gäste tanzen. Er kontert, unter welchem Thema der Abend stehen würde. Ich so: gute Musik der letzten 50 Jahre. Er so: kommt auch etwas für Bewegungslegastheniker? Ich so: worauf tanzen die? Er so: na, schnellere Musik. Ich so: wir kommen sicher über 120 BpM heute Abend.
Das nur als prototypisches Gespräch. Ich finde es schwierig, bestimmt, aber nicht arrogant rüber zu kommen. Aber vielleicht mache ich mir nur zuviel Gedanken.
Die beiden Bräute (es war eine gleichgeschlechtliche Hochzeit. Ein sehr schönes, sehr nettes Paar) wünschten sich Shostakovich als Eröffnungswalzer. Ich gab noch den Tipp, einfach nach ein paar Takte sich zu lösen und jede fordert jemanden neues auf, so dass möglichst viele mit tanzen. Das setzten sie auch um und ich versuchte, gleich als nächstes einen allgemeinverbindlichen Disco nachzuliefern. Was auch gut klappte. So setzte ich erst mal auf Discoklassiker, es tanzten hauptsächlich die Frauen, guter Anfang. Dann wieder ein typisches Gespräch. „Es kommt die Schwester einer der Bräute auf mich zu und meint: geht es nicht schneller? Die Braut wünscht sich „it’s raining men“. Und überhaupt bitte etwas moderneres.“ Den Widerspruch scheint sie nicht zu bemerken, doch ich habe auch gar keine Männer, die vom Himmel fallen. Nicht mal zu Hause. Und überhaupt: hier hätte ich das als letzten Wunsch erwartet. Aber Vorurteile sind auch Urteile. Was ich aber alles für mich behielt. Ich versprach, mein bestes zu geben.
Und das tat ich tatsächlich. Obwohl nur rund 40 Gäste, waren meist mindestens 3 – 5 am Tanzen. Das finde ich sehr gut von der Ausbeute, bedenkt man, dass dies keine typische Hochzeitsorgie war. Der Veranstaltungsort war weg vom Schuss und alle mussten nüchtern wieder nach Hause fahren.
Und trotzdem war es Schwerstarbeit. Wie so oft habe ich das Gefühl, alles dabei zu haben, nur nicht genug vom gewünschten. Ich besinne mich darauf, dass ich nicht mehr als alles geben kann und gebe einfach alles. Ich wage Sprünge von Dancefloor zu Rock zu Gorillaz zu Nelly, um kurz vor 12 die Nachricht erhalte, um 12 etwas romantisches aufzulegen. Hey, innerhalb 30 Sekunden lag „Moon River“ vom Breakfast at Tiffanys auf dem Teller. Ist das romantisch? Gegenfrage: trinkt der Papst gerne Fanta?
Zu Moon River wurde also die Torte reingefahren, geschnitten und verköstigt. Ich lege Maze und die Liveversion von „Joy and Pain“ nach ( ja, das ist verdammt romantisch), hinterher Style Council und „your the best thing“ (das scheinbar schon auf mancher Hochzeit feuchte Augen bescherte).
Ein Gast wünschte sich einige Zeit vorher einen Cha-Cha. Dem konnte ich nichts nachliefern, doch auf der Breakfast at Tiffanys gab es tatsächlich einen Moon River Cha Cha. Ich rufe also durch den Raum, ob er noch Interesse habe. Er grinst über beide Backen, holt eine Partnerin und legt einen Cha Cha auf das Parkett. Das war rührend schön anzusehen, wirklich.
Als das vorbei war, ging ich in den Publikumsdialog und fragte, wie wir weiter gehen wollen. Ob noch getanzt werden soll, war meine obligatorische Frage. Die Antwort: ich müsste da schon die Bräute fragen. Ich kratzte mich 0,1 Sekunde am Kopf, um mein „dirty“-Set abzufeuern. Nein, das ist meine kleine Geheimwaffe, die ich nicht im Detail hier erläutern werde. Nur so viel: sie funktioniert immer. Immer? Immer! Die Damen gingen gut aus sich raus und ich musste etwas in mich hinein grinsen, als auch die gleichgeschlechtlich liebenden Frauen auf Snoop Dogs „Sensual Seduction“ freudig tanzten. Ein Schlingel, wer da böses denkt.
Kurz nach 1 Uhr wurde ich gebeten, einen Abschluss zu machen. Bittesehr, Chi Mai von Morricone, dann Abbau, einpacken, 1 Stunde verfahren und endlich um 4 Uhr zu Hause.
Heute morgen dann irgendwie überall Schmerzen im und am Körper, doch es hilft nichts. Die Platten alle hochgetragen, die Anlage zurück gebracht, wie auch das Auto. Und wie ich auf der Straße stand und wartete und sinnierte, warum ich so kaputt sei, da sah ich etwas eigentlich unglaubliches: ein alter Mann geht mit einem roten Ara auf der Schulter den Gehweg entlang. Ich denke mir: „für solche Augenblicke lohnt es zu leben!“ und bin sehr zufrieden mit allem.
Okay, hier ein Detail meiner Geheimwaffe: N.E.R.D. und ihr „she want’s to move“. Der Track hat ein Geheimnis, welches ich nach vielen hören immer noch nicht lösen konnte. Ein kleines Juwel, ein Kleinod, ein winziges Wunder.